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Leo und das Mutmach-Training

Titel: Leo und das Mutmach-Training
Autoren: Patricia Schroeder
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Lisa.
    „Was meinst du denn?“, wisperte sie. „Das komische Licht da vorne?“
    Leo nickte. „Vielleicht ist es ein Gespenst, das auf uns lauert“, raunte er.
    „Ich will weiterfahren!“, rief Lisa. Ihre Stimme hallte durch die Dunkelheit. „Papaaaa! Hilfe!“
    „Sei ruhig!“, zischte Leo. „Das ist kein Gespenst.“
    Es sah eher aus wie ein Schlitz. So als ob die Wände der Geisterbahn nicht richtig dicht waren und das Licht von draußen hereinschien.
     
Leo überlegte.
Ob der Wagen wohl irgendwann weiterfuhr?
Was, wenn er kaputt war?
Vielleicht sollten sie besser aussteigen
und zu Fuß weitergehen.
Leo drückte gegen die Haltestange.
Doch sie saß bombenfest.
Sie bewegte sich keinen Millimeter
nach oben.

Achtung, Gespenst!
    „Komm, Lisa“, sagte er. „Wir müssen hier raus.“Er rutschte ganz in die Ecke der Sitzbank und zog seine Beine nacheinander an Lisa vorbei und unter der Stange durch. Dann richtete er sich auf und kletterte aus dem Wagen. „Jetzt komm schon. Vielleicht fährt der Zug nie mehr weiter.“
    „Nie mehr?“Lisa sah ihn entsetzt an. Dann fing sie an zu weinen.
    Zögernd streckte Leo ihr seine Hand entgegen. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind ja zu zweit. Und wenn wir auf den Schienen laufen, kommen wir automatisch zum Ausgang.

    Lisa wischte sich mit dem Ärmel
über die Nase.
„Ganz bestimmt?“, fragte sie.
„Ganz bestimmt“, sagte Leo.
Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch.
Ein Rumpeln.
Jemand flüsterte etwas.
Lisa hörte auf zu atmen.
Leos Herz raste los.
Tocko-tocko-tock!
     
    Im nächsten Augenblick schossen zwei große Gestalten auf sie zu. Die eine war grün und flatterig und hatte glühende rote Augen. Die andere sah aus wie ein Seeräuber, der unter dem einen Arm einen Totenschädel trug und in der anderen Hand einen langen Säbel schwang.

    „Uaaah!“, brüllte der Seeräuber.
„Huhu Huiiieee!“, kreischte das Gespenst.
     
    Panisch krallte sich Lisa an Leos Arm fest. Einige Sekunden standen die beiden wie erstarrt da, dann packte Leo Lisa am Pulli und zerrte sie hinter sich her an dem Monsterwagen vorbei. So schnell sie konnten, stolperten sie auf den Schienen in die Dunkelheit hinein. Das Gebrüll des Seeräubers und das Kreischen des Gespenstes entfernten sich und dann war es mit einem Schlag wieder ganz still.
    Leo und Lisa blieben stehen.
    „Sie müssen doch gemerkt haben, dass die Bahn kaputt ist“, wisperte Leo.
    „Sie müssen uns suchen“, sagte Lisa. „Papa macht sich bestimmt Sorgen.“
    Leo atmete tief durch. Plötzlich war er froh, dass Lisa mit ihm gefahren war. Nicht auszudenken, wenn ihm dieses Unglück ganz alleine zugestoßen wäre!

    „Wir schaffen das schon“, sagte er.
Lisa nickte.
„Bald sind wir wieder draußen.“
„Und dann kauft dein Papa dir bestimmt
eine große Portion Zuckerwatte“, sagte Leo.

    Langsam liefen sie weiter und achteten sorgsam darauf, auf den Schienen zu bleiben. Drei, vier Schwellen weit konnten sie gucken, danach verblassten die Schienen in der Dunkelheit.
    Ab und zu drehte Leo sich um und vergewisserte sich, dass ihnen niemand hinterherschlich. Und dann ertönte vor ihnen ein gurgelndes Geräusch. „Was war das?“, hauchte Lisa.
    Leo und sie stoppten und horchten angestrengt in den stockfinsteren Schacht.
     
Jemand schrie!
Leo zuckte zusammen.
Das klang ja schauerlich!
„Ich will da nicht hin“, wimmerte Lisa.
     
    Auch Leo konnte unmöglich dorthin gehen, woher der Aufschrei gekommen war. Höchstwahrscheinlich lauerte gleich an der nächsten Ecke ein Skelett auf sie. Und trotz der hellen Schlitze war es immer noch so dunkel, dass er es bestimmt nicht rechtzeitig erkennen würde. Womöglich würden sie direkt in eines hineinlaufen. Es würde seine Knochenarme um Lisa und ihn schließen und sie festhalten. Und irgendwann, in ein paar Wochen würden sie dann selber zu Skeletten werden.

    Leo dachte an seine Mutter, die bestimmt schon längst neben dem Kettenkarussell stand und auf ihn wartete. Bestimmt würde sie schrecklich enttäuscht von ihm sein. Und später, wenn er auch nach einer Stunde noch nicht aufgetaucht war, würde sie sich furchtbare Sorgen um ihn machen.
     
Leo sah sie genau vor sich.
Ihr blasses Gesicht
und die Angst in ihren Augen.
Lisa neben ihm schniefte und schluchzte.
Fast hätte Leo auch losgeheult.
Aber dann fielen ihm Max und Frederik ein.
„Kleiner Heulsusen-Pups“,
würde Max bestimmt sagen.
Er hatte ja keine Ahnung!

    Vielleicht würden Lisa und Leo
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