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Leo und das Mutmach-Training

Titel: Leo und das Mutmach-Training
Autoren: Patricia Schroeder
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ihre Eltern nie wiedersehen. - Aber das war ja Quatsch. In vier Tagen würde die Geisterbahn wieder abgebaut werden. Spätestens dann würde man ihn finden. Und vier Tage, das wusste Leo aus dem Sachkundeunterricht, konnte man durchaus ohne Essen und Trinken überleben.
    Plötzlich fasste er wieder Mut. Er atmete einmal tief durch, dann nahm er Lisa bei der Hand. Sie fühlte sich ganz warm und schwitzig an, doch das war Leo egal. Lisas Wärme tröstete ihn.
    „Komm, wir müssen weiter“, sagte Leo laut. „Das war bestimmt nur so eine blöde Geistermaschine, die da eben geschrien hat.“
    Er ging los und zog Lisa entschlossen mit sich. Lieber wollte er laufen und vor jeder schwarzdunklen Ecke Herzklopfen haben, als vier Tage hier auf der Stelle hocken zu bleiben.

Der schwarze Schatten
    Leo und Lisa liefen genau
zwischen den Schienen.
Vorsichtig setzten sie einen Fuß
vor den anderen.
Eine ganze Weile ging es geradeaus.
Und ein bisschen bergauf.
Das machte Leo noch mehr Mut.
     
    Vielleicht war die Geisterbahn ja gar nicht so lang, wie er gedacht hatte, und sie befanden sich schon kurz vor dem Ausgang.
    Doch dann auf einmal verschwanden die Schienen in einer scharfen Kurve im Dunkeln.

    Leo blieb stehen.
Er hielt die Luft an.
Lisa krallte sich an seinem Arm fest.
„Huuuuiiiii!“, machte es über ihnen.
Etwas Gelbgrünes leuchtete auf
und kam genau auf sie zu.

     
    Es war ein Geist, der seinen Kopf in der Hand trug. Leo konnte jede Einzelheit erkennen: Die leuchtenden roten Augen, die langen gelblich schimmernden Finger und den hämisch grinsenden Mund, in dem sich nur noch drei abgebrochene Zähne befanden.
     
Wabernd kam der Geist näher.
Gleich würde er sie berühren.
Da sprang Leo von den Schienen.
Er riss Lisa mit sich
und der Geist verschwand.
Er hatte ihnen nichts getan.

    Trotzdem schlug sein Herz noch immer wie verrückt. Und sein Nacken war ganz steif vor Angst.
    „Das war doch bestimmt bloß ein Trick“, sagte Lisa leise. Leo nickte. Wahrscheinlich hatte sie recht. Bestimmt war wirklich alles nur ein Trick.
    „Wir gehen jetzt einfach weiter um die Kurve rum“, erwiderte er. „Und wir lassen uns ab jetzt von nichts und niemandem mehr erschrecken. Ganz egal, was passiert.“
    „Okay“, sagte Lisa.
    Sie setzten ihre Füße auf die Schwellen zurück und gingen langsam auf die dunkle Ecke zu, in der die Schienen einfach aufzuhören schienen. Kurz bevor sie diese Stelle erreichten, wollten Leos Beine nicht mehr weiter.
     
Aber Leo blieb nicht stehen.
Er zwang sich dazu weiterzugehen.
Und dann waren Lisa und er
um die Kurve herum.
Es war stockfinster.
     
    Leo riss die Augen weit auf, um besser sehen zu können. War da nicht ein Schatten? Ein schwarzer Schatten, noch schwärzer als die stockfinstere Dunkelheit? Und dann ertönte wieder dieses schreckliche Gurgeln. Und ein jämmerliches Wimmern.

    Vielleicht war dieser schwarze Schatten ein Henker mit einer Axt, der Lisa und Leo den Kopf abschlagen wollte. Leos Knie fingen an zu zittern. Er konnte unmöglich an diesem Schatten und diesem Wimmern vorbeigehen! Doch dann fiel ihm ein, was Lisa gesagt hatte:
     
„Das ist doch alles bloß ein Trick.“
Aber der Schatten, der war echt.
Da war Leo ganz sicher.
     
    Er hatte sich wie ein richtiger Mensch bewegt und war sehr schnell hin und her gehuscht und schließlich verschwunden. Leo hatte nur noch einen feinen Luftzug gespürt. Fast so, als ob sie schon ganz in der Nähe des Ausgangs wären! „Los weiter!“, raunte Lisa und zog an seiner Hand. „Wir wollten doch keine Angst mehr haben.“
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, da ertönte direkt neben ihnen ein feines Klimpern und dann zischte eine tiefe Männerstimme: „Morgen noch einmal. Danach ist Schluss. Sonst kommt uns doch noch jemand drauf.“

    Leo wollte losrennen.
Doch da waren keine Schienen mehr.
Und plötzlich hörte er hinter sich
ein Rattern.
Leo wirbelte herum,
aber da war nur die Kurve.
Das Rattern wurde lauter und lauter.
Dann kam etwas um die Ecke gesaust.
Es war der Monsterwagen!
„Los! Spring!“, brüllte Leo.
Lisa schüttelte den Kopf.
Sie sah furchtbar ängstlich aus.

     
    Aber dann sprang sie doch. Mit einem Satz hockte sie auf dem Monsterkopf. Leo hechtete seitlich in den Wagen hinein und zog Lisa auf den Sitz. Im nächsten Augenblick ging es bereits bergab. In einem Höllentempo raste der Monsterwagen in die Tiefe. Lisa schloss die Augen, schrie, und Leo hielt sie fest umklammert, damit sie bloß nicht herausfiel. Ein
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