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Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Titel: Lensmen 08 - Drachen-Lensmen
Autoren: David A. Kyle
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24v6. Er kniete sich tiefer hin, bis seine Ellenbogen den Körper stützten, und hielt das Laserskapell mit beiden Händen. »Nun geht es los.«
    Unter direkter Lenkung der Muskelsysteme durch 24v6, öffnete er Kallatras Gehirnschale und löste es innerhalb von Minuten heraus. Als nächstes wurde das Gehirn des Paramenschen entnommen und in eine andere Schutzhülle gewickelt. Kallatras Gehirn wurde sofort in den Prothedon verlegt, wobei die abgenommenen Lenskristalle in direkter Berührung zu den Vorderlappen der Gehirnmasse standen, dann wurde der Deckel wieder aufgeschraubt.
    24v6' Gehirn hatte während der ganzen Operation weitergearbeitet und war auch jetzt noch wach und munter, fähig, auf Jahre hinaus ohne normalen Körper zu leben und kurze Perioden ohne Nahrung oder Sauerstoff auszukommen. Kallatra dagegen verlor das Bewußtsein.
    Im Augenblick, in dem sie am verwundbarsten war, schlug der Eich zu.
    Das vorübergehend aufgehobene Bewußtsein machte sie hilflos. Ihr Vater jedoch, der seine Kräfte noch beieinander hatte, wenn sie auch in den Energiereserven beschränkt waren, wehrte den Blitzstrahl ab, der durch seinen Geist getrieben wurde, mit dem Ziel, sie zu vernichten.
    Nach dem ersten geistigen Schmerzensschrei setzte Worsel seine eigenen Kräfte dagegen, um die Attacke zum Stillstand zu bringen. Beinahe hatte Eichwoor 24v6 ganz übernommen. Beinahe, aber doch nicht ganz. Worsel ließ nicht locker, weigerte sich, den Kontakt mit 24v6' Ego aufzugeben. Nie hatte der velantische Lens-Träger eine schmerzhaftere geistige Qual erlitten. Brennende Streifen reiner Energie umkreisten Teile seines Gehirns; heiße Drähte zogen sich um seine Membranen zusammen. Tausend Schnittwürmer bohrten sich in diese vitale Substanz, lösten sie von ihrem materiellen Körper. Worsels Augenstengel verdrehten sich gequält im Griff der Flammen, die ihre Muskelwurzeln quälten.
    Eine kühlende Woge parallel wirkender Energie hüllte ihn ein und löschte das Feuer – Kallatra war munter geworden, ihr Verstand stützte den seinen, belebte das Denken seines Vaters. Worsel spürte, wie Vater und Tochter zu einer transzendenten psychischen Kraft verschmolzen, zwei körperlose Geister, die sich zu einem außerordentlichen geistigen Phänomen vereinten. Keine physische Grenze galt für Lalla Kallatra oder Deuce O'Schs. Der Eich war unterlegen.
    Mit einer Schnelligkeit, die Worsel nicht zu erhoffen gewagt hatte, war der Kampf vorbei. Eichwoor zog sich zurück. Der vereinigte Geist von Kallatra und 24v6 nahm die Verfolgung auf. Worsel folgte dichtauf, doch jetzt nur noch als Beobachter.
    Wieder wurde in einem unmerklichen Zeitabschnitt die Galaxis durchquert und die Leere des Universums beinahe bis zum Ende der Unendlichkeit durchstoßen, dort, wo die Vorhänge zur nächsten Existenz herabhingen. Wieder einmal glitt Eichwoor hindurch, wie eine Rauchwolke, die durch Gaze geblasen wird. Hinter der Barriere verharrte er. Kallatra hielt auf dieser Seite inne. 24v6 nicht. Er zögerte keinen Sekundenbruchteil lang. Er drang hindurch und schlug gegen Eichwoor los, der auf der anderen Seite schwebte. Beide verschwanden.
    Auf einem langen, spiraligen Weg wurde Worsels Verstand zurückgewirbelt, mitgesaugt in Kallatras Kielwasser. Gleich darauf befand er sich wieder in seinem Körper; seine Augenstengel waren entspannt, die Muskeln erschlafft, der Schmerz war verflogen.
    »Deuce ist tot«, sagte Kallatra tonlos. »Er ist übergetreten. Seine Lebenskraft ist aus unserer Welt gewichen. Er wird nie zurückkehren. Das gleiche gilt aber auch für den Eich.« Kallatra bewegte den Körper, der nun ihr gehörte, den Prothedon, und ihre Lens flackerte durch das Fenster der Augenöffnungen. Kallatras Gehirntransplantation war erfolgreich verlaufen; trotzdem jubilierte sie nicht. »Es ist alles vorbei.«
    »Nicht ganz«, sagte Worsel. »Vielleicht treibt sich hier noch ein Schwarzer Lens-Träger herum.«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Kallatra. Erschöpft stellte das Mädchen alle Gedankensendungen ein. Worsel lauschte auf die ungewohnte Stille im Raum und spürte zum erstenmal seit langer Zeit eine Art inneren Frieden.
    »Ich muß zugeben, es gibt ihn nicht«, sagte Worsel vor sich hin. Er stellte die Frage den verschiedenen Teilen seines Gehirns zur Diskussion, ehe er dann doch zu einer Schlußfolgerung kam: »Es gibt keinen Schwarzen Lens-Träger. Einen solchen direkten Feind hat es nie gegeben – kein Wunder, daß wir in die Irre geführt wurden.
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