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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Autoren: Craig Russell
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so offensichtlich von dem Fall fernhalten wollte. »Was war eigentlich das Motiv?«
    »Oh, das ist eine sehr, sehr schwierige Frage ...« McNab rieb sich nachdenklich das Kinn. »MacFarlane war einer der reichsten Buchmacher und Windhundzüchter Glasgows. Er war gerade von der Rennbahn nach Hause gekommen und hatte eine Tasche voller Geld dabei, die wir nicht finden können ... na klar! Ich hab’s! Verbrechen aus Leidenschaft!«
    »Sie sollten bei dem bleiben, was Sie gut zu können glauben, Superintendent, und den Sarkasmus mir überlassen.«
    »Dann überlassen Sie mir die Polizeiarbeit. Das ist ein simpler Raubmord. Das schaffen wir auch alleine, Lennox. Zwei Tage, und wir haben das Schwein gefasst.«
    »Ah.« Ich lächelte und nickte anerkennend. »Die schottische Justiz bei der Arbeit. Die Verkörperung von Fairness und Gerechtigkeit, wo jeder Mensch als unschuldig gilt, bis sein Katholizismus erwiesen ist.«
    Im Kino versicherten die Kripoleute den Typen, die verhört werden sollten, fast jedes Mal, alles sei »nur Routine«. Ich fragte mich, ob die Glasgower Polizei das auch so hielt. Wir behalten Sie nicht lange hier, alles nur Routine. Noch ein paar Tritte in die Rippen und ein paar Schläge in die Fresse, dann können Sie Ihre Zähne vom Boden auflesen und dürfen nach Hause kriechen.
    » Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«, fragte McNab in meine Gedanken hinein.
    »Es ist Ihr Job, Fragen zu stellen, Superintendent«, erwiderte ich, ohne hinzuzufügen, dass er die Antworten auf seine Fragen gewöhnlich aus den armen Schweinen herausprügelte, die er in die Hände bekam.
    »Warum verpissen Sie sich eigentlich nicht nach Kanada?«
    »Soll das eine Frage sein, oder ist es der neue Slogan der kanadischen Einwanderungsbehörde? Der Spruch hat was, das muss ich Ihnen lassen.«
    »Sie sind ein echter Spaßvogel, Lennox.« Er sah an mir vorbei oder über mich hinweg, über den Garten hinaus, als interessiere unser Gespräch ihn plötzlich nicht mehr. Dann blickte er mir unvermittelt in die Augen und beugte sich vor. Sein Gesicht war dicht vor meinem, seine Hand lag auf meiner Brust. Es gab keinen Zweifel, wo seine Aufmerksamkeit lag. »Erinnern Sie sich noch an unseren letzten kleinen Plausch am St. Andrew’s Square?« Damit meinte er das Glasgower Polizeipräsidium.
    »Wie könnte ich das vergessen? Sie, ich und der charmante Neandertaler mit dem feuchten Lappen um die Faust.«
    »Wenn Sie die Klugscheißerei nicht lassen, Lennox, wiederholen wir unsere Party vielleicht. Halten Sie einfach die Schnauze und beantworten Sie mir nur meine Frage: Warum verpissen Sie sich nicht nach Kanada?«
    »Weil es mir hier gefällt«, entgegnete ich, ohne auf den logischen Widerspruch zwischen Schnauzehalten und Fragebeantworten einzugehen. »Die Luft in Glasgow bekommt mir. Wenn ich die Stadt verlasse, wird meine Brustfellentzündung wahrscheinlich schlimmer, und ich habe lange gebraucht, bis ich sie so weit hatte, dass ich mit ihr zufrieden war.« Ich seufzte und zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht, eines Tages gehe ich vielleicht nach Kanada zurück. Wenn ich so weit bin.«
    »An Ihrer Stelle würde ich mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen.« Er nahm seine Hand von meiner Brust. Sie hatte dort so lange geruht, dass ich den warmen, schweren Druck noch immer durch Jackett und Hemd spürte. Begriffen und zur Kenntnis genommen. Vor der Pranke von Detective Superintendent Willie McNab war in Glasgow niemand sicher. Er konnte zugreifen, wann und solange er wollte. »Ich kenne eine Menge Leute, die Sie nicht leiden können, Lennox. Leute, die noch immer denken, Sie wüssten mehr über den McGahern-Fall, als Sie zugeben.«
    »Dann irren sich diese Leute.« Mit einem hastigen Lächeln überspielte ich mein Unbehagen, dass McNab in einer abgeschlossenen Geschichte herumwühlte. »An mir ist weniger, als man glaubt, Superintendent. Das habe ich Ihnen schon hundert Mal gesagt. Kann ich jetzt reingehen und mit Lorna reden?«
    »Vergessen Sie bloß nicht, Ihre Nase aus dem Fall MacFarlane rauszuhalten.« McNab steckte sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies eine Rauchfahne in den schwülen Abend über Pollokshields. »Sonst sorge ich höchstpersönlich dafür, dass Sie Luftveränderung bekommen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Kristallklar. Ich muss schon sagen, Superintendent, Ihre verhüllten Drohungen sind ganz Drohung und null Hülle.«
***
    Maggie MacFarlane schenkte mir einen Scotch ein,
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