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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Autoren: Craig Russell
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einschaltete, würde auf jeden Fall irgendjemand hängen. Ich war froh, dass ich das bestmögliche aller Alibis besaß.
    Ich blieb bis ungefähr zwei Uhr früh bei den MacFarlanes; dann rückte endlich die Polizei ab. Ich versprach, am nächsten Morgen anzurufen, und machte mich ebenfalls auf die Socken.

2.
    Die Straßen, durch die ich fuhr, um zu meiner Wohnung zu gelangen, waren verlassen. Wahrscheinlich gab es Friedhöfe, auf denen es um zwei Uhr morgens lebhafter zuging als in Glasgow. Vermutlich war ich mir deshalb so sehr der Scheinwerfer im Innenspiegel bewusst. Ich war mir nicht sicher, ob der Wagen mir schon seit Pollokshields folgte; inzwischen war er auf jeden Fall lange genug hinter mir, um mich misstrauisch zu machen. Deshalb hielt ich nicht vor meiner Wohnung am Straßenrand, sondern folgte der Great Western Road und fuhr auf die Byres Road ab. Schließlich bog ich nach rechts in eine stille Wohnstraße ein, lauter Mietskasernen und Doppelhäuser aus Sandstein, die vom Ruß dunkler waren als der Nachthimmel über ihnen. Die Scheinwerfer in meinem Innenspiegel ließen sich so weit zurückfallen, wie sie konnten, ohne mich zu verlieren, aber ich folgte dennoch meinem willkürlichen Weg. Schließlich hielt ich an einer zufällig ausgesuchten Stelle, stieg aus dem Wagen, schloss die Tür ab und ging entschlossenen Schrittes zu dem Mietshaus ganz in der Nähe.
    Der Wagen fuhr vorüber. Ein Austin. Ein großer. Schwarz oder dunkelgrau. Die Sorte Auto, wie die Zivilstreife sie fuhr. Ich sah einen Fahrer und einen Beifahrer, aber ich erkannte beide nicht; ich sah nur, dass einer der beiden Typen Schultern hatte, bei denen Atlas grün vor Neid geworden wäre.
    Small Change MacFarlane war keiner von den ganz großen Fischen; deshalb begriff ich nicht, weshalb seine Ermordung solche Aufmerksamkeit erregte. Und ich hatte keine Ahnung, wieso die Polizei mir solche Aufmerksamkeit schenkte, obwohl ich nur am Rande mit der Sache zu tun hatte. Der Wagen bog um die Ecke. Ich hörte, wie das Synchrongetriebe knirschte, als der Austin außerhalb meines Sichtfeldes nach zweimaligem Vor- und Zurücksetzen gewendet wurde. Ich trat aus dem Dunkeln, ging zu meinem Wagen zurück, lehnte mich mit verschränkten Armen an den Kotflügel und wartete geduldig darauf, dass das Zivilbullenauto wieder um die Ecke schlich. Manchmal bin ich dreister, als gut für mich ist.
    Der Austin kam zurück und fuhr neben mir an den Straßenrand. Es war ein Sheerline; eine viel zu teure Kiste für die Polizei. Etwas Gewaltiges, Dunkles faltete sich aus dem Beifahrersitz und warf im Licht der Straßenlaternen einen elefantengroßen Schatten.
    »Schönen guten Abend, Mr. Lennox«, sagte Twinkletoes McBride in seinem erderschütternden Bariton und lächelte mich an. Ich richtete mich vom Kotflügel auf. Das war ja interessant.
    »Twinkletoes? Was machen Sie denn hier? Ich dachte, es wäre die Polizei. Warum folgen Sie mir?«
    »Das müssen Sie Mr. Sneddon fragen«, sagte er ernst. »Ich bin sicher, er kann Sie das referiern.« Twinkletoes sprach jede Silbe einzeln aus: re-fe-riern.
    » Sie lesen also immer noch den Reader’s Digest «, sagte ich freundlich.
    Twinkletoes strahlte. »Ich verbesser mein Sprachschatz ...« Ich versuchte mir auszumalen, wie er sein umfangreiches Vokabular nutzte, wenn er jemandem mit der Drahtschere die Zehen abtrennte. Twinkletoes war auf diese Foltermethode spezialisiert. Sie hatte ihm auch seinen Spitznamen eingebracht, der in etwa »Flinkfüßchen«, bedeutete. Sein Eppithettonn , wie er es vermutlich ausgesprochen hätte.
    Ich lächelte. »Ein ausdrucksstarkes Wortgut ist ein wahrer Schatz.«
    »Da ha’m Sie verdammt recht, Mr. Lennox.«
    »Mr. Sneddon möchte mich also sprechen?«, fragte ich. Ich schloss den Wagen auf. »Ich fahre Ihnen nach.«
    Twinkletoes’ Lächeln erlosch. Er öffnete die Tür zum Fond des Sheerlines. »Wir bringen Sie zu Ihrem Auto zurück. Nachher. Wenn’s Ihnen nich’ zu ungelegen kommt.«
    »Ja, sicher, prima«, sagte ich, als würde er mir einen Gefallen tun. Allerdings wollte mir die Vorstellung nicht aus dem Kopf, dass ich nach meiner Rückkehr nicht mehr in der Lage sein könnte, an Fingern und Zehen bis zwanzig zu zählen.
***
    Twinkletoes McBride mochte ein sadistischer, psychopathischer Totschläger und Folterer aus dem schlimmsten Gruselfilm sein, aber wenigstens war er ein freundlicher Kerl. Vom Fahrer des Sheerline konnte man das nicht behaupten. Er war ein dünner, magerer,
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