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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Autoren: Craig Russell
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auch viele Wörter, die unterschiedlich geschrieben werden und doch gleich klingen.«
    »Dexter Devereaux hatte einen Informanten, der Ihren Namen mitbekam. Er meldete nur, wie er ihn verstanden hatte: John Largo. Aber als ich die Gerichtsakten durchsah, fand ich die Aussage eines gewissen Capitaine Jean Largeau von den Fusiliers Marins . Ich nehme an, Ihre Karriere verlief so farbenprächtig, dass Sie den Namen Alain Barnier angenommen haben.«
    »Damals war das vernünftig. Ich habe jetzt einen anderen Namen. Und einen anderen Hafen. Sie haben Glasgow für mich erfolgreich ...«, er suchte nach dem passenden Wort, »... unbewohnbar gemacht.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass es mir leidtäte. Mir gefällt Ihr Geschäft nicht, Jean.«
    Largeau zuckte auf die gleiche Art mit den Schultern wie Alain Barnier. »Amerika ist verdorben, mein Freund. Ich habe die Verdorbenheit nicht geschaffen, ich profitiere nur von ihr. Ich zwinge die Schwarzen nicht, meine Ware zu konsumieren. Ich stille einen Bedarf.«
    »Den Zigeunerjungen wird man aufhängen«, wechselte ich das Thema. »Den Boxer, Tommy Gun Furie.«
    Largeau sah mich fragend an.
    »Für den Mord an Small Change MacFarlane. Er hat auf Anraten seines Anwalts auf schuldig plädiert, aber man wird ihn trotzdem aufknüpfen. Was eine Schande ist, weil ich nicht glaube, dass er Small Change umgebracht hat.«
    »Aha.« Largeau schüttelte langsam den Kopf. »Ich fürchte, ich bin mit dem Fall nicht vertraut. Doch was diese Landfahrer betrifft, so sind sie in der Regel schuldig ... an irgendetwas.«
    Wir redeten noch ein paar Minuten. Zwei Männer, die vor einer Glasgower Kneipe standen und plauderten. Wir wünschten einander alles Gute, und er nahm die Rechte aus der Tasche, und wir tauschten einen Händedruck. Ich ließ ihn stehen und stieg ins Auto. Als ich losfuhr und in den Innenspiegel blickte, war er verschwunden.
    Ich weiß nicht, weshalb ich Largeau nicht der Polizei übergeben hatte und warum ich ihm eine Chance zu entkommen gab. Ich nehme an, es war einer dieser Augenblicke, in denen man denkt: Ach, scheiß drauf ...
    Der Krieg hatte mit uns beiden etwas angestellt, und beinahe wäre ich genauso geworden wie Largeau.
    War ich aber nicht.

Epilog
    Maggie MacFarlane, die lustige Witwe von Pollockshields, nahm das spurlose Verschwinden von Jack Collins genauso unerschütterlich auf wie das Ableben ihres Gatten. Ich vermutete, dass ich nie erfahren würde, wie viel sie von seinen Geschäften gewusst hatte und inwieweit sie daran beteiligt gewesen war. Als ich Lorna besuchte, wurde Jack Collins mit keinem Wort erwähnt, und zwischen den beiden MacFarlane-Damen schien Burgfriede zu herrschen. Ich nahm an, dieser Friede hätte ungefähr die gleiche Chance auf Dauerhaftigkeit wie der neue Waffenstillstand in Indochina.
    Ich sagte Lorna, ich wäre für sie da, wenn sie etwas bräuchte. Es war ein Abschied, und wir wussten es beide. Sie war ein großes Mädchen und kam allein zurecht – dass wir beide aus dem gleichen Holz geschnitzt waren, gehörte zu den Dingen, die uns zusammengebracht hatten –, aber ich stellte immer mehr infrage, wie ich mit Frauen umging.
    Willie Sneddon spuckte mein Honorar in voller Höhe aus. Ich war zusammen mit Singer zu ihm gegangen, und wir hatten ihm die ganze Geschichte erzählt. Genauer gesagt, ich hatte erzählt, und Singer hatte mir mit Kopfnicken den Rücken gestärkt, wann immer Sneddon ihn mit einem Blick um Bestätigung bat. Sneddon nahm seine Verluste tapfer hin, äußerte aber seinen Unmut, als ich berichtete, was ich mit Kirkcaldy gemacht hatte, anstatt den Boxer an ihn zu übergeben. Doch Sneddon war so besser dran: Ein paar Tage später waren alle Zeitungen voll von der Entdeckung der Leiche Bobby Kirkcaldys, die lang anhaltender brutaler Gewalt ausgesetzt gewesen sei. Ich wappnete mich für einen Besuch Jock Fergusons oder, schlimmer noch, Superintendent McNabs.
    In Glasgow grassierte eine plötzliche Epidemie von Gedächtnisschwund: Die Zeugen, die in der Nacht des Mordes Tommy Gun Furie unweit von Small Change MacFarlanes Haus gesehen haben wollten, zogen ihre Aussagen zurück. Die Anklage gegen Furie wurde fallen gelassen. Ich fragte mich, wie viele Zeugen auf der Türschwelle ein kleines Präsent vorgefunden hatten.
***
    Im Widerspruch zu ihrer Bedingung suchte ich ein paar Tage später May Donaldson auf. Ich hatte vor ihrer Wohnung gewartet, bis sie von der Arbeit kam, damit ich sicher sein konnte, dass sie allein war.
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