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Leitfaden China

Leitfaden China

Titel: Leitfaden China
Autoren: Hans Jakob Roth
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in die sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte sich das westliche Zivilisationsmuster weltweit ungehindert verbreiten können. Nach dem 17. Jahrhundert hat es bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine aussereuropäische Region mehr geschafft, diese zivilisatorische Vorherrschaft Europas in Frage zu stellen. Sowohl im Mittleren Osten wie in Asien setzen sich nun aussereuropäische Nationen im Weltwirtschaftsnetz durch. Sie beginnen immer mehr, ihre kulturelle Eigenständigkeit zu unterstreichen. Diese Länder haben die wirtschaftliche und politische Macht erlangt, um sich neben dem westlichen Kulturkreis festsetzen zu können und allein damit eine Herausforderung an die «alte» und die «neue» Welt zu schaffen. Auf dem Hintergrund der schnell wachsenden nationalen Selbstverständnisse erstaunt es deshalb nicht, dass interkulturelle Kompetenz bei einem Einsatz in diese Regionen immer wichtiger wird.
    Dabei spielt es keine Rolle, ob es um eine Geschäftsreise oder gar eine Investition in einem asiatischen Land geht. Wichtig ist, dass durch den Kontakt ein Resultat erzielt werden soll. Hier liegt ein grosser Unterschied zu einem Studienaufenthalt oder einer Ferienreise. In diesen beiden Fällen kann man sich vom Gastland distanzieren, wenn man nicht mit ihm zurechtkommt. Im Falle eines beruflichen Aufenthaltes werden hingegen Resultate gefordert, die zu einer Auseinandersetzung mit der anderen Gesellschaft führen und nicht mehr umgangen werden können. Ob wir wollen oder nicht, wird eine Auseinandersetzung mit der Kultur des Gastlandes notwendig.
    Die folgenden Kapitel versuchen, diese Auseinandersetzung für eine Geschäftsfrau oder einen Geschäftsmann verständlicher zu machen. Ich gehe in der Einleitung zuerst kurz auf die Frage ein, was denn Kultur eigentlich ist. Es ist mir wichtig, die Faktoren herauszuarbeiten, welche in einer anderen Kultur anders sind und die wir uns deshalb ansehen sollten. Im ersten Kapitel präsentiere ich darauf ein Kulturmodell, mit dem ich bereits seit Jahren arbeite und das ich im Laufe der Zeit auch immer mehr verfeinert habe. Ich werde das Modell vor allem für China ausführen, um den Hintergrund für die praktischen Kapitel der Begegnung mit China, des Verhandelns und Geschäftens mit Chinesen und der Frage des Managements von Investitionen in China darzustellen.
    Die auf die Praxis bezogenen Kapitel gehen zuerst auf die Erstkontakte mit chinesischen Geschäftspartnern ein und zeigen verschiedene Situationen auf, die anhand der im Kulturmodell dargestellten Unterschiede behandelt werden. Verhandlungstaktik, Geschäftsabwicklung, Angehen von Schwierigkeiten mit dem Geschäftspartner werden aus sozialpsychologischer Sicht beleuchtet, um das Verhalten der anderen Seite deutlich zu machen.
    Ein zweiter praktischer Teil geht dann auf Führungsfragen in einem ausländisch finanzierten Unternehmen in der Volksrepublik China ein. Hier soll gezeigt werden, welche Fragen sich bei der Führung im anderskulturellen Umfeld stellen und wie am besten auf sie eingegangen werden kann. Die Grundlagen zu diesen Kapiteln bildet eine grössere Umfrage unter ausländischen Unternehmen in der Region Shanghai, aber die Resultate gelten im wesentlichen für ganz China.
    Abschliessend soll noch kurz auf die Frage eingegangen werden, was für persönliche Probleme sich beim Verhalten in einer anderen Kultur ergeben können. Wenn man sich in Rom so verhalten soll, wie dies die Römer tun, geht dies eigentlich nur, wenn die andere Kultur mehr oder weniger ähnliche Wertmuster aufweist. Im Moment, wo diese Muster verschieden sind, ergeben sich beträchtliche Schwierigkeiten, da man sich letztlich vor seinen eigenen Wertmustern verantwortet und nicht vor jenen des Gastlandes. Dies schafft ein Spannungsfeld, das psychisch ertragen werden muss – was nicht immer offensichtlich ist.
    Das Buch geht mit der westlichen und östlichen Kultur sehr offen um. Ich sage, was ich von den Stärken und Schwächen halte. Ich möchte mich deshalb bereits hier für diese manchmal etwas harte Offenheit entschuldigen und dem Text ein Zitat von Laozi voranstellen, der bereits vor 2500 Jahren gesagt hat: «Schöne Worte sind nicht wahr und wahre Worte sind nicht schön!»
    Zuletzt möchte ich unterstreichen, dass die in diesem Buch ausgedrückten Meinungen allein meine persönlichen Sichten widerspiegeln und nicht die offizielle Haltung meines Arbeitgebers, des schweizerischen Aussenministeriums, darstellen. Auch die
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