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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift
Autoren: Greg Iles
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schier unglaubliches Netz von Geschäftsverbindungen. Ich kenne mich ein wenig aus mit Scheinfirmen, Dr. Shepard. Ich habe meine FBI-Laufbahn in Südflorida begonnen, und ich habe dort eine ganze Menge Geldwäschefälle bearbeitet.«
    Chris dankte insgeheim seinen Sternen, dass er zu viel Angst gehabt hatte, um Ja zu sagen zu den verschiedenen »Freunden«, die ihm angeboten hatten, Geld für ihn auf den Kaiman-Inseln zu investieren.
    »Dieser Scheidungsanwalt hat seine Finger in so gut wie jedem nur erdenklichen Geschäft«, fuhr Agentin Morse fort. »Hauptsächlich handelt es sich um Partnerschaften mit verschiedenen, äußerst wohlhabenden Individuen in Mississippi.«
    Das war keine Überraschung für Chris. »Ist es denn merkwürdig, wenn ein reicher Anwalt – ich nehme an, dass er reich ist – in eine Vielzahl unterschiedlicher Geschäfte investiert?«
    »Nicht für sich genommen, keineswegs. Doch all seine Aktivitäten nahmen ihren Anfang vor ungefähr fünf Jahren. Und nachdem ich mir diese Geschäfte genau angesehen hatte, vermochte ich nicht den kleinsten Grund zu erkennen, warum der Anwalt mit diesen Geschäften in Berührung gekommen sein sollte. Man könnte glatt denken, dass es Mauscheleien unter Familienangehörigen sind. Nur, dass der Anwalt nicht mit den fraglichen Parteien verwandt und auch nicht mit ihnen verschwägert ist. In einigen Fällen agierte er als Berater, doch längst nicht in allen.«
    Chris nickte und warf einen weiteren verstohlenen Blick auf seine Uhr. »Ich verstehe. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
    Agentin Morse blickte ihn intensiv an. So intensiv, dass er sich unbehaglich fühlte. »Neun der Individuen, mit denen dieser Scheidungsanwalt geschäftlich verbunden ist, besitzen eine gemeinsame Eigenschaft.«
    »Was denn? Sind alle Patienten von mir?«
    Morse schüttelte den Kopf. »Jedes von ihnen hat einen Ehepartner, der überraschend irgendwann in den letzten paar Jahren verstorben ist. In mehreren Fällen ein relativ junger Partner obendrein.«
    Während Chris diese Information verdaute, spürte er ein eigenartiges Frösteln, eine Mischung aus Aufregung und erwachender Furcht. Er sagte nichts, während er sich bemühte, das zu verdauen, was sie ihm erzählte.
    »Außerdem starben alle innerhalb eines Zeitraums von weniger als zweieinhalb Jahren«, sagte Agentin Morse.
    »Ist das ungewöhnlich?«
    »Lassen Sie mich zu Ende berichten. All diese Ehepartner waren weiß, wohlhabend und mit wohlhabenden Partnern verheiratet. Ich kann Ihnen die Zahlen verraten, wenn Sie mögen. Alles weit über dem Durchschnitt.«
    Chris war fasziniert von der Zielstrebigkeit und Entschlossenheit der Agentin. »Sie wollen also sagen … Sie denken, dass dieser Scheidungsanwalt seinen potenziellen Klienten hilft, ihre Ehepartner zu ermorden, anstatt ihnen eine Abfindung zu zahlen?«
    Die Agentin legte die Hände zusammen und nickte. »Oder vielleicht, um das alleinige Sorgerecht für die Kinder zu erhalten. Ganz genau das.«
    »Okay. Aber warum erzählen Sie mir das?«
    Zum ersten Mal blickte Agentin Morse unbehaglich drein. »Weil …«, sagte sie schließlich zögernd, »weil vor genau einer Woche Ihre Frau nach Jackson gefahren ist und zwei Stunden im Büro dieses Anwalts verbracht hat.«
    Chris’ Unterkiefer sackte herab. Eine Woge der Taubheit ging durch seinen Körper, als hätte ihm jemand eine massive Dosis Lidocain verpasst.
    Agentin Morse hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. »Sie hatten keine Ahnung, ist das richtig?«
    Er war zu betäubt, um zu antworten.
    »Hatten Sie Probleme in Ihrer Ehe, Doktor?«
    »Nein«, sagte Chris schließlich, dankbar, dass er wenigstens dies mit Sicherheit sagen konnte. »Nicht, dass es Sie etwas anginge, Agentin Morse. Aber sehen Sie … wenn meine Frau zu diesem Anwalt gefahren ist, muss es einen anderen Grund als Scheidung dafür geben. Wir haben keinerlei eheliche Probleme.«
    Morse lehnte sich zurück. »Und Sie halten es für ausgeschlossen, dass Thora eine Affäre haben könnte?«, fragte sie.
    Sein Gesicht wurde weiß, als der Vornamen seiner Frau fiel. »Wollen Sie mir etwa sagen, dass dem so ist?«
    »Was, wenn ich es sagte?«
    Chris erhob sich unvermittelt und straffte die Schultern. »Ich würde sagen, Sie sind verrückt. Völlig wahnsinnig. Und ich würde Sie aus meinem Büro werfen. Ich würde wissen wollen, was Sie sich einbilden, einfach herzukommen und solche Dinge zu sagen.«
    »Beruhigen Sie sich, Dr. Shepard. Sie mögen
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