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Leider schon vergeben!

Leider schon vergeben!

Titel: Leider schon vergeben!
Autoren: Jessica Fox
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nahm die erste verdeckte Karte vom Stapel. «Oh! Der Turm!»
    Fern sah genauer hin und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Die Karte zeigte lauter unglückliche Leute, die von einer Burgruine herunterstürzten, um die orangefarbene Flammen loderten.
    «Das ist die Vergangenheit, meine Liebe. Chaos, Verzweiflung und Veränderung.»
    «Klingt so weit richtig», seufzte Fern.
    «Ich sehe einen Mann.» Obwohl Angela die Karte ansah, war ihr Blick leer und auf einen Punkt irgendwo in der Ferne gerichtet. Fern spürte, wie eine Gänsehaut über ihre Arme kroch. «Er greift sich an die Brust, in die Nähe des Herzens. Kann das sein? Er sagt mir, dass Sie sich für seinen Tod nicht verantwortlich fühlen müssen. Es war Zeit für ihn zu gehen, und er gibt Ihnen keine Schuld daran. Werden Sie daraus schlau?»
    Fern klappte die Kinnlade fast bis zur Tischplatte hinunter.
    «Ich höre den Namen Roger», sagte Angela langsam. «Er zeigt mir die Farbe Pink und deutet auf seine Nase. Können Sie damit etwas anfangen?»
    Plötzlich schien Ferns Blut in den Adern zu stocken, und ihre Kopfhaut kribbelte. «Roger war mein Vater», flüsterte sie. «Er hatte einen Herzinfarkt.»
    Wie war es Angela gelungen, so persönliche Details herauszufinden? Das hatte sie nicht einmal Zoe erzählt. Niemand außerhalb ihrer Familie wusste davon irgendetwas. Sie war nicht besonders stolz auf das, was passiert war.
    «Es geschah ganz überraschend», fuhr Angela fort. «Roger sagt, er habe überhaupt nichts gespürt. Es tut ihm leid, dass er Sie angebrüllt hat. Er möchte, dass Sie wissen, dass er Sie sehr lieb hat.»
    Ferns Augen füllten sich mit Tränen, und einen Moment lang befand sie sich wieder im Jahr 1991, als widerspenstiger, streitlustiger Teenager, während einer Auseinandersetzung mit ihrem Vater. Es ging um ihr neuestes Nasenpiercing und die pinkfarbenen Strähnen, die sie sich ins Haar gefärbt hatte. Er hatte ihr befohlen, den Stecker wieder rauszunehmen und die Haare in Ordnung zu bringen, doch Fern hatte ihn bloß angeschrien, er solle zur Hölle fahren. Als der Streit eskalierte, griff sich Roger plötzlich an die Brust und stürzte zu Boden. Wenige Minuten später war er tot. Es war Fern völlig egal, dass er schon länger Herzprobleme gehabt hatte und seine Firma in Schwierigkeiten war – sie hatte sich jahrelang größte Vorwürfe gemacht. Obwohl sie tief in ihrem Innern wusste, dass sie eine ganz normale Pubertierende gewesen war, verspürte sie trotzdem entsetzliche Schuldgefühle.
    «Er sagt, er macht Ihnen keinerlei Vorwurf, meine Liebe. Er möchte, dass Sie glücklich sind.»
    Ein Kloß von der Größe eines Fußballs steckte in Ferns Kehle. Sie bohrte sich ihre Fingernägel in die Handflächen. Sie würde nicht weinen. Denn wenn sie damit anfing, würde sie vermutlich nicht mehr aufhören können.
    «Ihre Haare gefallen ihm so viel besser. Er sagt, er hätte Sie deswegen aber eigentlich gar nicht so sehr unter Druck setzen wollen. Und wer war der Mann mit dem Make-up? Den mochte er auch nicht, stimmt’s?»
    Fern hatte es längst die Sprache verschlagen. Sie war damals verrückt nach Boy George gewesen, doch ihr Vater verabscheute den stark geschminkten Musiker. Er hatte sie endlos damit aufgezogen … Das hier war Fern alles viel zu konkret. Woher wusste Angela von solchen Details?
    Vielleicht war ja doch was dran an dieser Hellseherei?
    Obwohl sie sich leicht unbehaglich fühlte und ziemlich beunruhigt war, beschloss Fern, das Ganze auf die Probe zu stellen.
    «Wann werde ich dem Richtigen begegnen?», platzte es aus ihr heraus. «Vergessen Sie einfach meine Vergangenheit und all das! Wann werde ich meine bessere Hälfte treffen?»
    «Sie hatten ihn bereits, meine Liebe.» Angela sah Fern traurig an. «Aber Sie haben ihn ziehen lassen.»
    Fern starrte die Wahrsagerin ungläubig an. «Ihn ziehen lassen?»
    «Ja, Sie sind Ihrer besseren Hälfte bereits begegnet, aber Sie waren blind und haben es nicht gemerkt. Sie haben ihn nicht erkannt, oder?»
    «Offensichtlich nicht!» Fern war entsetzt. Sie war einunddreißig, die meisten ihrer Freundinnen waren in festen Beziehungen, und alle Singlemänner, die sie kannte, blieben nicht ohne Grund alleine. Hatte sie womöglich ihre eine Chance aufs Glück verpfuscht?
    «Einer meiner Exfreunde?» In Gedanken ging Fern bereits die beschämende Liste durch. Wen hatte sie fälschlicherweise ziehen lassen?
    «Mehr kann ich nicht sehen, Liebes. Tut mir leid. Vielleicht sollten
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