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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands
Autoren: Kerstin Dirks
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Bewegungen erinnerten an die eines Raubtieres, als er sich ein zweites Mal langsam, beinahe lauernd umdrehte, so dass Avery sein markantes Gesicht, die dunklen Augen und die auffällige Narbe an seiner Wange im rötlichen Schein der Sonne sehen konnte. Sie fragte sich, wer sie ihm zugefügt hatte.
    Narben erzählten die interessantesten Geschichten. Avery trug jede ihrer Narben, von denen sie nicht wenige besaß, mit Stolz. Und jedem, der es wissen wollte, erzählte sie gern die dazugehörige Geschichte. Ob es sich nun um einen Trainings- oder gar einen Wettkampf handelte oder ob sie in eine Kneipenschlägerei eingegriffen hatte, sie hatte unzählige Gelegenheiten gehabt, sich eine zuzuziehen.
    Die Geschichte seiner Narbe würde sie jedoch nicht erfahren, was sie seltsamerweise bedauerte. Doch siehatte nicht vor, mit dem Lüstling zu schwatzen, sondern wollte ihm bestenfalls eine weitere Narbe verpassen, die ihn an eine weniger ruhmreiche Tat erinnern sollte.
    Ihr Blick glitt über seinen Brustkorb, den Bauch und tiefer hinab, hin zu seinem mächtigen – sie schluckte. Nie zuvor hatte sie einen solch intimen Blick auf den männlichen Körper werfen dürfen. Sie war nicht naiv. Aus Erzählungen der anderen Frauen wusste sie, wie in etwa der Lendenbereich aussah. Ihn aber nun selbst zu sehen, dazu noch aus ihrem Versteck heraus, ohne dass der Fremde auch nur ahnte, dass sie hier war und ihn beobachtete, machte die Sache äußerst aufregend.
    Eine unerklärliche Hitzewelle stieg in ihr hoch. Sie war derart aufgewühlt, dass sie mehrere Wimpernschläge lang fürchtete, sich zu verraten, weil diese Hitze das Wasser zum Kochen brachte.
    Oh, es ziemte sich ganz und gar nicht, ihn in dieser Situation zu beobachten. Doch sie war einfach nicht stark genug, sich ihrer Neugierde zu widersetzen. Er sah so perfekt aus. So wunderschön.
    Rasch versuchte sie, ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Auf die Schandtat, die dieser Unhold begangen hatte. Er würde seine gerechte Strafe bekommen, sobald sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Vielleicht sollte sie besser untertauchen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen?
    »Seid Ihr in Not?«, drang plötzlich eine tiefe männliche Stimme an ihr Ohr.
    Erschrocken wich Avery zurück, so dass sich die Schilfhalme wie ein Vorhang vor ihrem Gesicht schlossen.Nay! Er konnte nicht sie gemeint haben. Er hatte sie nicht entdeckt, das konnte einfach nicht sein. Sie hatte doch aufgepasst. Er musste jemand anderen meinen.
    »Soll ich Euch aus dem Wasser helfen? Habt Ihr einen Krampf bekommen?« Er rammte sein Claymore in den Sandboden und kam einige Schritte auf sie zu.
    Himmel, nun gab es keinen Zweifel mehr. Er sprach tatsächlich mit ihr. Sie hätte sich für ihre Unachtsamkeit am liebsten eine Ohrfeige gegeben. Sie hätte besser aufpassen müssen, war zu unvorsichtig gewesen.
    Avery spielte mit dem Gedanken, nun doch unterzutauchen, und blickte dabei an sich hinab. Der Anblick ihrer blanken Brüste erinnerte sie daran, dass nicht nur er ohne Kleidung war. Ihre Wangen wurden mit einem Mal heiß.
    Das Schilf schützte sie vor lästigen Blicken. Das war allerdings nur so lange der Fall, wie sie im Wasser und er an Land blieb. Panik stieg in ihr hoch, als seine Füße das kühle Nass berührten. Nur noch wenige Schritte trennten sie voneinander!
    »Wagt es nicht«, zischte sie und tauchte bis zum Hals ins Wasser, um zu verhindern, dass er mehr sah, als sich ziemte. Sie verabschiedete sich von der Idee, ihm eine Ohrfeige zu geben. Sie konnte froh sein, wenn sie aus dieser Sache herauskam, ohne das Gesicht zu verlieren.
    »Was treibt Ihr denn dort unten?« Es war ihm anzuhören, dass er sich über ihre Situation amüsierte. »Wollt Ihr nicht mit mir sprechen?« Er reckte den Kopf in die Höhe, um über das Schilf hinwegzusehen. »Traut Euch nur. Ich beiße Euch nicht.«
    Glaubte er etwa, sie hätte Angst vor ihm? Die Vorstellung kränkte sie als tapfere Kriegerin, die sie war. »Ihr solltet Euch schämen«, knurrte sie.
    »Sollte ich das?« Er stemmte die Hände in die Seiten und lachte.
    Avery wünschte, er hätte zumindest genügend Anstand, sich seinen Plaid anzulegen.
    »Aye!«
    »Und wofür sollte ich mich schämen?«
    »Dafür, dass Ihr meine Schwestern beim Baden beobachtet habt. Ein ehrbarer Mann tut so etwas nicht.«
    Verwirrung spiegelte sich in seinem Gesicht. Entweder besaß er ein außergewöhnliches schauspielerisches Talent, oder er wusste tatsächlich nicht, wovon sie sprach.
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