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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands
Autoren: Kerstin Dirks
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eines spitzen Steins. Sie schrie nur, wenn sie in die Schlacht zog. Und dann war es kein Schmerzens-, sondern ein Kriegsschrei.
    Ihr Atem wurde schneller. Nicht aus Wut auf sich selbst. Nein, seine warme Haut, seine verwirrende Nähe machten etwas Unheimliches, Unbekanntes mit ihr.
    Sie spürte ein sinnliches Prickeln zwischen den Beinen und hoffte, dass er es nicht bemerkte. Das wäre wahrlich die Krönung aller Peinlichkeiten des heutigen Tages gewesen. Sie versuchte, es zu unterdrücken, doch dadurch wurde es nur noch stärker.
    »Setzt mich bitte ab«, sagte sie schließlich heiser undbedauerte es im nächsten Augenblick, denn eigentlich hatte es sich sehr gut angefühlt, von ihm gehalten zu werden. Noch nie zuvor hatte ein Mann sie als schützenswert erachtet oder gar gerettet. Seine Sorge um sie berührte sie tief. Sie konnte nicht umhin, ihn zu mögen.
    Der Fremde tat, was sie verlangte, und lächelte, während er sie von oben bis unten musterte. Plötzlich wurde Avery sich wieder dessen bewusst, dass sie nackt voreinander standen. Sie bedeckte ihre Brüste rasch mit einem Arm und streckte den anderen in seine Richtung aus. Er musterte verwirrt ihren Zeigefinger, der beinahe seine Brust berührte. Fragend hob er eine Augenbraue.
    »Könnte ich wohl Euer Tuch benutzen?«, fragte sie leise.
    »Ah. Sicher.« Er nickte, hob es auf und reichte es ihr. Dann drehte er sich um. Rasch wickelte sie sich ein. Er war anders als die Männer, mit denen sie sonst zu tun hatte. Auch wenn er augenscheinlich ebenfalls ein Krieger war, so war er doch weder roh noch ungehobelt, sondern freundlich und respektvoll. Trotz ihrer Anschuldigung war er nicht wütend oder ausfallend geworden. Aye, er hatte sogar Humor bewiesen. Sie ertappte sich dabei, dass sie seine Nähe zusehends genoss.
    »Verzeiht, ich wollte Euch nicht anstarren«, sagte er. »Ihr seid hübsch, aber das gibt mir nicht das Recht, Euch auf diese Weise in Verlegenheit zu bringen.«
    Avery glaubte, sich verhört zu haben. Er nannte sie hübsch! Wahrscheinlich war es einfach seine Art, dieSituation zu entschärfen. Oder er ging mit allen Frauen auf diese Weise um. Andererseits klangen seine Worte so ehrlich, dass sie nicht daran zweifeln mochte.
    »Ihr könnt Euch wieder umdrehen.«
    Endlich konnte sie ihn aus der Nähe mustern. Was sie zuvor nur geahnt hatte, bestätigte sich nun. Er hatte wahrhaftig die tiefgründigsten Augen, die sie je gesehen hatte. Und sein zartes Lächeln löste ein eigenartiges Flattern in ihrer Brust aus.
    »Ihr müsst mir glauben, auch Eure Schwestern habe ich nicht belästigt. Ich war hier, um zu tauchen und zu trainieren. Darauf gebe ich Euch mein Wort.«
    Es tat ihr plötzlich leid, dass sie ihn verdächtigt hatte. Er schien ein anständiger Kerl zu sein.
    »Ich muss mich auch entschuldigen …« Sie verstummte, weil sie am Ufer zwei Gestalten bemerkt hatte, die sich ihnen näherten: Anola und Ann. Panik stieg in ihr auf. Was sollten die beiden von ihr denken, wenn sie Avery in Gegenwart dieses entkleideten Mannes fanden? Anola würde sich gewiss wieder über sie lustig machen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Clan über diesen Vorfall sprach. Schnell verbarg sie sich hinter einem Gebüsch.
    »Was habt Ihr denn jetzt vor?«
    »Meine Schwestern dürfen mich nicht so sehen«, erwiderte sie aufgeregt.
    Er sah zu den beiden Frauen auf der anderen Seite des Sees hinüber. »Verstehe. Das wäre wohl sehr schlimm für Euch?«
    »Aye, das wäre es.«
    Er zuckte die Schultern und drehte sich um. »Dann lasst mich Euch zumindest diesen Dienst erweisen.«
    Avery wusste nicht, was er damit meinte, und beobachtete, wie er zum Baumstumpf ging. Dort griff er nach seinem Plaid, faltete ihn und legte ihn um seinen männlichen Körper, dessen Anblick sie nach wie vor durcheinanderbrachte. Er warf das eine Ende der Decke über seine linke Schulter, schlang den warmen Stoff um seinen Oberkörper und befestigte ihn mit einer Spange. Dann legte er einen Gürtel an, schlüpfte in seine Strümpfe und stieg in seine Stiefel.
    Plötzlich bedauerte sie, dass er seinen Körper verhüllt hatte. Obwohl er auch in seinem Plaid sehr prachtvoll aussah. In der Hoffnung, dass der Schmerz ihre wirren Gedanken verscheuchen würde, biss sie sich kräftig auf die Unterlippe. Aber sie hatte keinen Erfolg. Das lästige Prickeln wollte einfach nicht nachlassen.
    »Ave? Wo steckst du?«
    »Sag doch etwas! Wir machen uns Sorgen um dich!«
    Das waren die Stimmen
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