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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands
Autoren: Kerstin Dirks
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dass unzählige perlenförmige Tropfen durch die Luft flogen und zielsicher in Averys Gesicht landeten.
    »Zier dich nicht, Ave.«
    Sie waren den langen Weg hinausgeritten, weil ihre beiden Schwestern so versessen darauf gewesen waren, den See zu erforschen, von dem ihr Vetter Amus ihnen erzählt hatte. Lochan Lor lag nur wenige Meilen vor der Grenze zwischen den Gebieten der MacBaines und der MacCallens.
    Avery hatte sich den beiden Frauen angeschlossen, um wie gewohnt ein Auge auf sie zu haben, ganz wie es normalerweise ein großer Bruder getan hätte. Da Kenlynn MacBaine ihrem Mann allerdings keinen Sohn geschenkt hatte, war es nun an Avery, diese Pflichten zu übernehmen.
    Gegen einen Ausflug hatte sie nichts einzuwenden gehabt, wohl aber sträubten sich ihre Nackenhaare bei dem Gedanken, sich ins kalte Nass zu stürzen. Zumal an einem Abend wie diesem, an dem die Temperatur im Vergleich zum Mittag so stark gesunken war, dass sie,auch ohne nass zu werden, leicht fröstelte. Insgeheim beeindruckte es sie, wie Anola und Ann der Kälte ohne Murren standgehalten hatten. Sie waren härter im Nehmen, als man ihnen ansah.
    »Mein letztes Bad liegt nicht lange zurück«, konterte Avery und hob ihren Arm, um zum Beweis an ihrer Achselhöhle zu riechen. Als ihr dann ein unerwartet starker Geruch entgegenstieg, musste sie einen Moment lang die Luft anhalten, worauf Anola in Gelächter ausbrach. »Na bitte. Was habe ich dir gesagt?«
    Avery knirschte mit den Zähnen. »Das kommt vom harten Training.« Sie hatte sich zuvor im Übungskampf gegen ihren Vater verausgabt. Er war nun einmal einer der stärksten Männer des Clans.
    »Ich habe nichts anderes behauptet.« Anola hob beschwichtigend beide Hände.
    »Schon gut«, knurrte Avery und zog ihr Schwert aus der Scheide, um es, mit der Spitze voran, in einem einzigen Stoß in den Grund zu rammen, so dass es in der Erde stecken blieb. Dann legte sie den Plaid ab, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie fror. Sie wollte sich nicht erneut dem Spott ihrer Schwestern aussetzen.
    Mit einem lauten inbrünstigen Schrei stürmte sie die Böschung hinunter, um sich mit einem Hechtsprung in die Schwärze des Wassers zu stürzen.
    Die Wellen schwappten kraftvoll über sie hinweg, während sie in einer geraden Linie zur Mitte des Sees tauchte. Lieber Gott, das Wasser war eisig! Die Kälte lähmte ihren Herzschlag für einen Augenblick. Sieglaubte beinahe zu erfrieren. Doch dann setzte er wieder ein und beschleunigte sich rasch, während Avery schnaufend an die Wasseroberfläche zurückkehrte.
    Ungeschickt mit den Armen paddelnd, drehte sie sich zu ihren Schwestern um. Wie hatten die beiden es bloß in diesem eiskalten Gewässer aushalten können?
    Ann, deren braune offene Haare wie ein dunkler Schleier in ihr Gesicht wehten, winkte ihr mit hochgestrecktem Arm zu, während Anola ihr dabei half, sich anzukleiden, und Avery gleichzeitig etwas zurief, das die nicht verstand, weil sich das Wasser in ihren Ohren gesammelt hatte.
    »Ich verstehe kein Wort. Du musst lauter sprechen!« Avery neigte den Kopf zur Seite, damit das Wasser aus ihrem Ohr laufen konnte. Mit strampelnden Beinen kämpfte sie darum, an der Oberfläche zu bleiben.
    »Hinter dir«, drang schließlich die dumpf klingende Stimme Anolas, die mit einem energischen Fingerzeig hinter sie deutete, zu ihr vor. Avery drehte sich blitzschnell und änderte die Richtung.
    Wachsam sah sie sich um, bis sie auf der schimmernden Wasseroberfläche eine verdächtige Bewegung entdeckte. War es ein Hecht, der das Gewässer unsicher machte?
    Während Avery noch nach einer Erklärung für die zunehmende Wellenbewegung suchte, tauchte plötzlich statt eines Fisches nur wenige Schwimmzüge entfernt der Kopf eines Mannes aus dem Wasser auf. Der Fremde schnappte nach Luft, wischte sich mit beiden Händen über die Augen und schüttelte sein nachtschwarzesHaar, ehe er zum Ufer schwamm und im Schilf verschwand.
    Er hatte sie nicht gesehen, weil sie rechtzeitig untergetaucht war. Avery erlaubte sich einen kurzen Atemzug, ehe sie erneut Deckung im Wasser suchte. Woher kam der Fremde so plötzlich? Und wieso hatte sie ihn nicht früher bemerkt?
    Wahrscheinlich war er von der anderen Seite des Sees gekommen. Eine Welle trug ein eigenartig geformtes Holzstück zu ihr herüber. Avery wartete einen Moment, ehe sie an die Wasseroberfläche zurückkehrte, griff nach dem schmalen Stück Holz und musterte es verwundert. Es war mit einem Messer
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