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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4
Autoren: Kathryn Smith
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ausgeliefert.
    Oder auch nicht.
    Sie scherte sich weder um Schuhe noch um einen Schal. Ihr ganzes Denken galt James, dem jungen Mann, der eher wie ein Sohn denn wie ein Neffe für sie war. Sie hatte seine Mutter, ihre Schwester Rosemary, nicht retten können, aber sie wäre verdammt, sollte sie sich James von irgendjemandem nehmen lassen!
    Und sie wäre gleichermaßen verdammt, sollte sie sich ihrem Ehemann auch bloß auf zehn Meilen nähern.
    Die Tür knallte gegen die Wand, als Olivia sie aufwarf. Mit zwei Laufschritten stürzte sie sich in den Nachthimmel empor. Es gab nur einen Weg, der zu ihrem Haus führte, und Olivia konnte von oben ein gutes Stück überblicken.
    Der Bote bewegte sich ostwärts, wie sie bereits vermutet hatte, in Richtung London.
    Dort hatte James sich aufgehalten, als sie zuletzt mit ihm gesprochen hatte. War er jetzt in Schottland, wo er gegen seinen Willen festgehalten wurde? Aber wofür?
    Warum wollten sie ihn gegen ihren Ehemann austauschen? Wenn sie wussten, was Olivia war, musste ihnen auch klar sein, was er und vor allem um wie viel gefährlicher er war als sie. Welcher Mensch, der halbwegs bei Verstand war, würde sich mit einer solchen Macht anlegen? Wer auch immer sie waren, sie mussten entweder grenzenlos dumm oder noch mächtiger sein.
    Guter Gott, die Vorstellung, dass James von solchen Leuten entführt worden war …
    Von hoch oben flog Olivia über den Boten hinweg, den sie im Sternenlicht deutlich erkennen konnte. Sie überholte ihn, ehe sie in einiger Entfernung vor ihm auf dem Weg landete. Der Wind zurrte an ihrem Haar und löste die Nadeln, die es hielten. Auf der Erde drehte sie sich um. Sie stand mitten auf dem Weg und fühlte den kühlen Boden unter ihren Strümpfen. Die Schultern nach hinten gezogen und schwer atmend vor Zorn, wartete sie auf den Boten. Den zerknüllten Brief hielt sie in der Faust.
    Sie sah ihn, bevor er sie erblickte. Und sein Pferd bemerkte sie ebenfalls vor ihm.
    Zudem spürte der Wallach ihre Wut. Seine kastanienbraunen Vorderbeine blitzten im matten Licht, als er sich aufbäumte und schrill wieherte. Der Bote hatte Mühe, sich im Sattel zu halten.
    Und Olivia ging näher auf ihn zu.
    Mit einer Hand packte sie die Zügel und zog das Pferd wieder herunter. Dann tätschelte sie es beruhigend, um dem Tier zu bedeuten, dass sie ihm nichts tun würde.
    Der Bote starrte sie mit riesigen Augen an. »Mrs. Gavin! «
    Mit der anderen Hand packte Olivia den Burschen beim Gürtel und holte ihn vom Pferd, so dass er mit dem Hintern auf der Erde hockte. Verwirrt und ängstlich schaute er zu ihr auf. Sein Pferd drängte zur Seite, und Olivia ließ es los.
    »Wer hat Sie geschickt?«, fragte sie, die Faust mit dem Brief hochhaltend. »Ich will einen Namen!«
    Der Bote schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht, Ma’am! Mein Auftraggeber hat mir Ihren Namen gesagt und wie ich zu Ihnen finde. Ich weiß nicht, von wem der Brief stammt! «
    Sie griff ihn beim Revers und hob ihn hoch, bis er wie ein zu groß geratenes Kind vor ihr in der Luft hing, die Füße vor Olivias Schienbeinen baumelnd. Entgeistert blickte er sich um. Verständlicherweise wunderte ihn, dass jemand, noch dazu eine Frau, ihn einhändig so halten konnte.
    »Was ist mit Ihrem Auftraggeber?«, erkundigte sie sich. ,»Weiß er den Namen?
    Oder ist er genauso nutzlos wie Sie? «
    »D… der Brief wurde mit der Bezahlung und den Anweisungen im Büro abgegeben.
    Der Junge, der ihn gebracht hat, sagte, er wäre von einem Gentleman angeheuert worden.«
    Verdammt! Wer sie auch sein mochten, sie waren sehr vorsichtig. Olivia schüttelte ihren Gefangenen ein wenig »Falls Sie lügen … «

    »Tun Sie mir nichts!«, quiekte er und schützte seinen Kopf mit den Armen.
    Er hatte so eindeutig Angst vor ihr, dass ihr Zorn abflaute. Der arme Junge log nicht. Und, Gott stehe ihr bei, sie war kurz davor, eine Dummheit zu begehen! Es war lange her, seit ihre Instinkte über ihren Verstand gesiegt und sie veranlasst hatten, sich wie ein Raubtier statt ein Mensch zu benehmen. Das durfte nicht noch einmal geschehen.
    Langsam und mit größtmöglicher Selbstbeherrschung ließ sie den jungen wieder herunter. Auch wenn er nicht so verängstigt war, dass er die Kontrolle über seine Blase verlor, zitterte er doch am ganzen Leib. Daher achtete sie zunächst darauf, ob er auch sicher stehen konnte, ehe sie ihn ganz freigab.
    »Verzeihen Sie mir!«, murmelte sie, während sie sich abwandte, um zu gehen. Sie drehte sich
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