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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4
Autoren: Kathryn Smith
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wurde sie es. Kaum dachte sie an ihn, runzelte sie die Stirn. Etwas nagte an ihr, an das sie sich erinnern müsste, das ihr aber nicht einfallen wollte.
    Sie musste recht finster dreingeblickt haben, als sie in den Salon kam, denn der junge Mann, der auf dem pfirsichfarbenen Sofa saß, erhob sich unsicher.
    »Mrs. Gavin?«, fragte er und fingerte an dem zerschlissenen Lederhut, den er in seinen Händen hielt.
    Warum hatte sie ihren Namen nie geändert? So leicht es manche Dinge machte, für eine Witwe gehalten zu werden, brachte es jedes Mal die Erinnerung an ihren Ehemann mit sich - an ihren zweiten, um genau zu sein. An den ersten dachte sie so gut wie gar nicht mehr.
    »Ja. Und Sie sind?«
    »Hillyard, Ma’am.« Er streckte ihr einen Umschlag hin. »Mein Auftrag lautet, Ihnen diesen Brief persönlich zu überbringen.«
    Verwundert nahm Olivia ihn. Das Siegel auf der Rückseite erkannte sie nicht - ein schlichter Kelch in leuchtend rotem Wachs.
    »Damit wäre meine Pflicht erfüllt. Ich verabschiede mich, Ma’am.«
    Sie sah auf - schneller als beabsichtigt, wie sie an der erschrockenen Miene des jungen Mannes bemerkte. »Sollten Sie nicht auf eine Antwort warten?«

    Er betrachtete sie wie eine Katze einen Hund, bereit, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten zu fliehen. »Nein, Ma’am. Mir wurde lediglich aufgetragen, den Brief abzugeben.«
    Seltsam. »Gut, dann will ich Sie nicht aufhalten.« Sie hoffte, dass ihr ein verhaltenes Lächeln gelang. »Wenden Sie sich an meine Haushälterin. Sie wird Ihnen eine kleine Entschädigung für Ihre Mühe geben.« Wer immer den Boten schickte, hatte ihn gewiss im Voraus bezahlt. Aber Olivia entstammte nun einmal einem Zeitalter, in dem die Post vom Empfänger bezahlt worden war, und einige Gewohnheiten legten sich schwerer ab als andere.
    Außerdem zeugte es von guten Manieren, eine Vergütung anzubieten, zumal der Bote sie später als weniger unheimlich beschreiben würde, zeigte sie sich ihm gegenüber großzügig.
    »Ich danke Ihnen, Mrs. Gavin.« Nach einer knappen Verneigung stülpte er sich den Hut wieder auf die rostroten Locken und ging. Olivia wartete, bis sie ihn mit Agnes reden hörte, ehe sie das Umschlagsiegel brach. Der Brief war auf einer Schreibmaschine geschrieben worden.
    An Olivia Winscott Gavin.
    Olivia stutzte. Woher kannte der Verfasser ihren Mädchennamen? Er war höchstens einer Handvoll Leuten bekannt, und keiner von ihnen redete sie so förmlich an.
    Nicht ohne ein gewisses Bedauern teile ich Ihnen mit, dass Ihr Neffe, Mr. James Burnley, sich in meinem Gewahrsam befindet. Die Gründe für seine Entführung …
    Entführung! Olivias Herz krampfte sich zusammen. Warum sollte irgendjemand James entführen? Die Antwort lag auf der Hand. Weil sie James’ Vormund war, und derjenige, der ihn entführt hatte, wusste, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ihn in Sicherheit zu bringen. Und angesichts der gesellschaftlichen Stellung einiger seiner Freunde hielt der Entführer James’ Familie eventuell für wohlhabender, als sie es war. Was er an Geld besaß, kam aus einem Treuhandfonds, den sein Großvater eingerichtet hatte, nicht von Olivia.
    Womöglich wusste sein Entführer sogar, was sie war, auch wenn es ihr schwerfiel, sich das vorzustellen.
    … mögen Ihnen offensichtlich erscheinen, doch ich bitte Sie inständig, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Es gibt zwei Menschen, die dafür sorgen können, dass James wohlbehalten zu Ihnen zurückkehrt, Mrs. Gavin. Eine dieser Personen sind Sie.
    Ich weiß, wie wenig leicht esfür Sie gewesen sein muss, dem jungen die Mutter zu ersetzen, bedenkt man Ihre - Neigungen …
    Oh Gott, sie wussten, was sie war!
    … aber Sie haben ihn sehr gut erzogen. Nun ist es an der Zeit, noch ein Letztes für ihn zu tun. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie Ihren Ehemann - die zweite Person, der James seine Freiheit zu verdanken haben wird - nach Schottland bringen und in meine Hände übergeben. Detaillierte Anweisungen hinterlege ich Ihnen im
    >Wolf, Ram and Hart Inn< in Edinburgh, eine Woche nach Erhalt dieses Schreibens.
    Entsprechen Sie meinem Wunsch, dann wird James frei sein. Tun Sie es nicht, werden Sie Ihren Neffen das nächste Mal wiedersehen, um ihn zu beerdigen. Enttäuschen Sie mich nicht, Olivia!
    Der Brief war nicht unterzeichnet. Dem Feigling mangelte die Courage, ihr seinen Namen zu nennen, damit sie wusste, wen sie umbringen musste. Stattdessen war sie seiner Gnade
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