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Leicht und locker kommunizieren

Leicht und locker kommunizieren

Titel: Leicht und locker kommunizieren
Autoren: Barbara Berckhan
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dumm kommst, komm ich dir noch dümmer!
    Nein, wir können die Grobheiten anderer Menschen raffiniert umschiffen und dann aushebeln. Hier noch ein Beispiel aus der Welt der Arbeit.
    Schön, dass wir uns da einig sind
    HERR GRAUS IST DER PROTOTYP DES PERFEKTEN UNTERTANEN. Nach oben buckelt er, indem er dem Chef immer recht gibt. Nach unten tritt er, indem er die Vorschläge und Initiativen seiner Kollegen rundheraus ablehnt.
    Es geht um eine neue Fahrtkostenabrechung. Frau Kraft hat ein Abrechnungsverfahren ausgetüftelt, das ihr die Arbeit erleichtern wird. Jetzt will sie ihre Idee in einem Meeting dem Chef und den übrigen Kollegen vorstellen.
    Frau Kraft hat dabei leider drei Nachteile auf ihrer Seite. Erster Nachteil: Herr Graus ist dabei. Zweiter Nachteil: Sie ist erst seit acht Wochen in der Firma. Und der dritte Nachteil: Sie ist eine Frau. Damit hat sie in dieser Firma die maximale Verliererposition. Alle vermuten, dass sie mit ihrer Idee furios scheitern wird. Herr Graus wird ihren Vorschlag ablehnen, noch bevor sie den Chef davon überzeugen kann. Herr Graus wird sie
einfach zusammenfalten. Die Leute erwarten ein verbales Gemetzel.
    Frau Kraft hat sich gut vorbereitet. Sie steht selbstbewusst da und erklärt das neue, verbesserte Abrechnungsverfahren. Wie nicht anders erwartet, zeigt Herr Graus deutlich, dass ihm das Ganze nicht gefällt. Der Chef hält sich zurück, hört zu, wartet ab.
    Während Frau Kraft engagiert redet, stöhnt Herr Graus genervt auf und verdreht die Augen. Ja, das ist der Test. Alle beobachten gespannt, wie die junge Frau Kraft darauf reagiert. Wird sie ihn laut und empört angreifen? Verliert sie die Nerven? Gibt sie auf und fängt an zu weinen? Das Meeting ist jetzt richtig spannend geworden. Und Herr Graus scheint in Hochform zu sein.
    Aber Frau Kraft hatte nicht nur eine gute Idee, sie versteht auch eine Menge von angewandter Diplomatie. Herr Graus stöhnt bereits zum zweiten Mal auf und jetzt kann Frau Kraft diese Töne nicht mehr ignorieren. Sie schaut Herrn Graus an und sagt munter: »Sie atmen auch tief aus, genau wie ich. Mir ist auch ein Stein vom Herzen gefallen, nachdem ich dieses verbesserte Abrechnungsverfahren entwickelt habe. Ja, da kann man nur erleichtert ausatmen. Schön, dass wir uns da einig sind.«
    Schön, dass wir uns da einig sind ? Herr Graus traut seinen Ohren nicht. Jetzt sitzt er plötzlich mit diesem vorlauten Fräulein in einem Boot und da will er auf keinen Fall rein. Das muss er richtigstellen.
    »Ich bin nicht einverstanden!«, ruft er aufgebracht und schlägt dabei energisch mit der Hand auf den Konferenztisch. »Ich finde, ihr Abrechnungsdingsda ist für’n Papierkorb!« Herr Graus unterstreicht seine Meinung deutlich mit einem Daumen nach unten.

    Zum Glück hatte Frau Kraft an diesem Tag jede Menge Engelszungen gefrühstückt. Und die kommen ihr jetzt wieder hoch.
    Sie lächelt und spricht mit sanfter Stimme. »Herr Graus, Sie haben sicherlich gute Argumente für Ihren Standpunkt. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sagen, welche Punkte ich noch überarbeiten müsste. Und wie ich das neue Abrechnungsverfahren noch effizienter gestalten könnte.«
    Herr Graus winkt ab. »Mit diesem Blödsinn beschäftige ich mich nicht. Ich hab hier Wichtigeres zu tun.«
    Frau Kraft hat immer noch ein entspanntes Gesicht. »Oh, das verstehe ich gut. Sie haben Wichtigeres zu tun. Dennoch würden mich Ihre Argumente und Ihre Kritikpunkte interessieren. Und ich weiß, dass Sie jetzt nicht alle Details darlegen können. Zwei bis drei Hinweise würden mir reichen.«
    Frau Kraft ist überraschend ruhig geblieben. Sie ist nicht mit voller Wucht gegen diesen Gesprächsfelsen gekracht. Sie segelt elegant drüber hinweg. Dabei wirkt sie, als könne sie stundenlang so herumsegeln, mit ihren Engelszungen und den diplomatischen Redewendungen, die aus ihrem Mund kommen. Dagegen sieht Herr Graus alt aus.
    Er schüttelt den Kopf. »Soweit kommt es noch! Dass ich auch noch Ihre Arbeit mache. Verschonen Sie mich damit.«
    Frau Kraft nickt dieses Mal ganz ernst. Und sie sagt, mehr zur restlichen Gruppe als zu Herrn Graus: »Dann werte ich das als Zustimmung. Vielen Dank, dass Sie so offen Ihre Meinung gesagt haben.«
    Herr Graus schimpft, weil ihm hier die Worte im Mund umgedreht werden. Aber alle merken es: Er ist in der Defensive. Er hatte keine echten Argumente, keine Verbesserungsvorschläge. Damit steht es eins zu null für Frau Kraft. Sie hat diese Feuerprobe
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