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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Autoren: Bernhard Aichner
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Die Frau mit den pinken Polsterbezügen, mit den Hello-Kitty-Bildern an der Wand, die Frau mit den Killerhunden, die Frau, die Leichen aufschnitt und zunähte, die Frau, die unten im Keller unter der Erde lag, wimmernd, bereit, abgeholt und eingesperrt zu werden, Leftera.
    Max trank. Baroni durchstreifte Zimmer für Zimmer, er durchwühlte Kästen und Schubladen, er fühlte sich wie zuhause. Auch Max tat das, er ließ sich fallen, er breitete sich aus. Sie waren in Sicherheit. Nichts konnte passieren. Niemand würde sie mit den Leichen in Verbindung bringen, niemand würde Leftera glauben, keiner. Ihr Wort stand gegen das von Baroni und Max, es gab keine Beweise, da war nichts, das sie belastet hätte, nichts außer den kranken Phantasien einer Mörderin. Das Einzige, wofür sie geradestehen mussten, war ein Fenster, das sie eingeschlagen hatten, mehr war es nicht. Im Gegenteil, sie hatten geholfen den Fall aufzuklären, Tilda würde alles in die richtigen Bahnen lenken, der Einbruch bei Leftera würde einfach unter den Tisch fallen.
    Alles war gut. Baronis Tochter war in Sicherheit, Max konnte mit seinen unversehrten Fingern in der Nase bohren, Baroni hatte keine größeren Sorgen, als eine Unterhose zu finden, und Vadim war kurz davor, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Der Innenminister würde dafür sorgen.
    Wein. Die Musik. Max wollte sich betrinken und dann sein Leben wieder weiterleben, er wollte zurück in seine Wohnung, zurück auf seinen Friedhof. Er wollte mit Tilda reden, sie umarmen, er freute sich auf seinen Alltag, er freute sich auf alles, was vor ihm lag. Was hinter ihm war, ließ er zurück.
    Max streckte sich, er zog den Bademantel aus, er räkelte sich und begann seltsame Laute von sich zu geben, er jubelte, juchzte, Glück kam aus seinem Mund. Endlich wieder. Nach so langer Zeit. Da war nichts, das dieses Gefühl getrübt hätte, im Gegenteil.
    Auch Baroni begann plötzlich zu schreien. Er war in irgendeinem Nebenzimmer, er war laut, er war außer sich, es hörte nicht auf, seine Freude, die laut durch die ganze Wohnung hallte, mischte sich mit der von Max, mit der Musik. Baronis Stimme war wie eine Sirene, er hüpfte auf und nieder, als er ins Zimmer kam, wie verrückt vor Freude. Er kam ohne Unterhose zurück, nackt. In seinen Armen trug er seinen Bademantel, und eingewickelt darin war Geld. Viel Geld.
    Baroni außer Kontrolle. Es war ihm völlig egal, ob er angezogen war oder nicht, ob er stank, ob er dreckig war, ob er schwitzte, Baroni hatte Geld gefunden, eine Schublade voll Geld. Lachend warf er es auf das Bett, er riss die Gummibänder von den Bündeln und warf die Scheine durch den Raum. Überallhin. Fliegende Hundert-Euro-Scheine, Baroni tanzte. Er nahm Max die Flasche aus der Hand und trank. Immer wieder hob er die Scheine auf und warf sie in die Luft. Überall war Geld, überall war Baronis Lachen, und der Mund von Max, der weit offen stand. Ein paar Minuten lang war da nur Staunen.
    Bis jetzt. Ein Meer aus grünen Scheinen.
    Baroni hat sich hingelegt. Die Flasche geht hin und her, sie trinken, sie sind am Ende des Buches angekommen, zügellos, atemlos. Berauscht von dem, was war, zeigen ihre Mundwinkel steil nach oben. Vor dem, was kommt, haben sie keine Angst, vor Lefteras Beschuldigungen, vor den polizeilichen Vernehmungen. Max und Baroni sind sich sicher, alles, was jetzt kommt, ist nur noch der Abspann, die Kür, einige Stunden Theaterspielen und sie werden nie wieder darüber reden müssen. Alles, was sie sagen werden, wird die Wahrheit sein, an der es nichts zu rütteln gibt. Max und Baroni werden pflichtbewusst dazu beitragen, dass ein Verbrechen aufgeklärt wird, dass zumindest einer der drei Übeltäter für die schrecklichen Untaten bestraft wird. Sie werden lügen, dass sich die Balken biegen, sie werden alles schlüssig auf den Punkt bringen. Dass sie zufällig darin verstrickt wurden, dass sie nicht anders konnten, als zu helfen. Das werden sie sagen. Und Leftera wird man kein Wort glauben, ihre Anschuldigungen werden ungehört in ihrer Zelle verhallen. Die Aufnahme auf dem Handy wird sie überführen.
    Max und Baroni. Sie werden noch eine Weile sitzen bleiben, dann werden sie austrinken und Tilda anrufen. Sie werden das Geld in eine Tasche packen und aus dem Haus spazieren. Und niemand wird sie aufhalten.

Einunddreißig
    Die Füße im Sand. Barfuß.
    Bier durch ihre Hälse, Sonne auf ihrer Haut.
    Zwei Männer in Liegestühlen, das Leben ist wieder gut zu ihnen,
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