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Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester

Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester

Titel: Lehrreiche Lektionen Teil 1 - Das erste Semester
Autoren: Anne Moreau
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Wie beschämend würde es sein, wenn ich dort mit meinem Onkel aufkreuzen würde und verkünden würde müssen, dass ich nicht bleiben würde können. Ich zog vorsichtig mein Höschen hoch, ging ins Bad, wusch mein verheultes Gesicht mit kaltem Wasser und kämmte mir die verwuschelten Haare. Immerhin sah ich jetzt halbwegs annehmbar aus, obwohl mein Gesicht gerötet und die Augen etwas verquollen waren. Aber ich würde einfach meine Sonnenbrille aufsetzen. Dann befühlte ich meinen wunden Hintern. Ich schob den Rock nach oben. Rechts und links lugten meine knallroten Pobacken unter dem Höschen hervor. „Cora, wir fahren!“ hörte ich Onkel Albert rufen. Schnell lief ich in den Hausflur, wo er schon mit dem Autoschlüssel in der Hand wartete. Ich schlüpfte in meine Schuhe und griff meine Sonnenbrille. Onkel Albert hatte es natürlich registriert. Ein kleines Lächeln war auf seinem Gesicht zu erkennen. „Auf geht’s.“ sagte er. „Du willst heute ja noch deine zusätzliche Studienzeit nutzen.“ Er ging aus der Haustür und ich folgte ihm zum Auto. Er setzte sich auf den Fahrersitz. Als ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm, zuckte ich und stöhnte leise auf. Es tat höllisch weh. „Sitzt du bequem?“ fragte Onkel Albert scheinheilig. „Ja.“ antwortete ich kurz und ein bisschen trotzig. „Irgendwann wirst du mir für die Disziplinierung dankbar sein.“ entgegnete er darauf. „Der Schmerz vergeht, aber die Lehre bleibt.“ Er sah mich an und zog die Augenbrauen hoch. „Hoffentlich.“ ergänzte er. „Sonst helfe ich sehr gerne noch einmal nach.“ Er fuhr los. Ich überlegte krampfhaft, was ich gleich meinen Freunden sagen sollte, doch ich hatte keine zündende Idee. Schon waren wir am See angekommen. „Beeil dich.“ sagte Onkel Albert. „Oder soll ich mitkommen?“ „Nein nein!“ beeilte ich mich zu sagen und sprang schnell aus dem Auto. „Wenn du zu lange brauchst, hole ich dich!“ rief mir Onkel Albert hinterher. Schnell lief ich zu der Badestelle. Ich war absolut erleichtert, dass mich Onkel Albert nicht in die demütigende Situation gebracht hatte, mit ihm dort aufzutauchen. Die anderen waren schon da. „Wo bleibst du denn?“ rief mir Silvia zu. Gustav kam mir entgegen. „Wo sind denn deine Sachen?“ fragte er verwundert. „Mir ist was dazwischen gekommen.“ antwortete ich. „Meine…“ – ich überlegte krampfhaft – „Tante. Ihr geht es nicht so gut.“ Gustav runzelte die Stirn. „Was hat sie denn?“ fragte er. „Ach, eigentlich nicht so schlimm. Sie, sie fühlt sich nicht wohl. Und da helfe ich ihr heute zu Hause.“ Ungläubig betrachtete mich Gustav. „Sie haben heute eine Einladung.“ ergänzte ich. „Und die wollen sie nicht absagen. Darum bleibe ich heute zu Hause und gehe meiner Tante zur Hand.“ Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Das bin ich ihnen schuldig.“ fügte ich noch hinzu. „Schade.“ sagte Gustav. „Wäre bestimmt ein schöner Abend geworden.“ Er wollte den Arm um mich legen, aber ich bückte mich schnell und sammelte meine Sachen ein. „Und wer soll deine Würstchen essen?“ fragte Stefan, der gerade den Rost über das Lagerfeuer gelegt hatte. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ sagte ich. „Also das mit dem Feuer. Mein Onkel meinte, dass das nicht erlaubt ist. Nicht, dass ihr Ärger kriegt.“ Gustav verdrehte die A ugen. „Ach, dann bekommen wir halt Ärger.“ wiegelte er ab. „Was soll denn groß passieren, als dass wir das Feuer löschen müssen?“ Er hatte ja keine Ahnung, welchen Ärger mir die ganze Sache eingebrockt hatte. „Das Bußgeld für offenes Feuer beträgt 50 Euro.“ sagte eine mir wohlbekannte Stimme. Onkel Albert kam gerade den Weg entlang. „Ich rate Ihnen, das Feuer schnell zu löschen. Dann lassen wir es dabei bewenden.“ Ich schluckte. Warum nur hatte ich mich nicht noch mehr beeilt? Mit meinen Sachen im Arm ging ich auf meinen Onkel entgegen. „Bis Bald!“ rief ich noch schnell den anderen zu. Onkel Albert blieb stehen. „Ich warte, meine Herren und meine Dame.“ Flehend blickte ich ihn an, doch er zeigte sich gänzlich unberührt davon. Onkel Albert war eine respekteinflößende Erscheinung. Seine Körperhaltung und seine Mimik verrieten, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Stefan blieb nichts anderes übrig, als das Feuer zu löschen. Ich fühlte mich schrecklich unwohl in meiner Haut, doch ich konnte nichts tun. „Werfen Sie doch gleich Ihre Zigarette in die Asche.“ sagte
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