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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz
Autoren: Thomas Gordon
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den Kindern » Distanz« zu halten. Man hatte mich davor gewarnt, dass Vertrautheit zu Verachtung führe und ich über die Situation » die Kontrolle verlieren« würde, wenn die Schüler mich wirklich kennenlernen. Und doch, so besorgt ich auch war, wenn ich meine Rolle aufgab, erkannte ich, dass das die Zeit war, in der ich wirklich lehren und die Schüler wirklich lernen konnten.
    In dieser Phase sagten oder taten die Kinder manchmal Dinge, die mir nicht gefielen. Dann fiel ich in meine Lehrerrolle zurück, um die Kontrolle zu behalten, die Ordnung wiederherzustellen, meinem Unmut Ausdruck zu geben. Ich verbrachte Jahre unschlüssig schwankend zwischen meinem wirklichen Ich, als das ich lehren, und der Rolle des Lehrers, in der ich die Ordnung aufrechterhalten konnte.
    Dieser Lehrer bringt einen weiteren Punkt zur Sprache. Einerseits wünscht er sich eine besser funktionierende und intimere Beziehung zu den Schülern, andererseits blockiert er sie aus Angst, dass die Schüler ihn nicht mehr respektieren und er die Kontrolle verliert. Er versuchte dieses Dilemma zu lösen, indem er zwei Rollen spielte, eine Art » Jekyll-und-Hyde-Persönlichkeit«, die eine zum Lehren, die andere zum Beaufsichtigen. Das scheint es häufig zu geben. Viele Pädagogen erzählen uns, dass sie sich in einer ähnlichen Situation gefangen fühlen. Durchweg hassen sie es, sich auf diese Weise » selbst reinzulegen«, wissen aber nicht, wie sie es anders machen können.
    Unser Modell kann Ihnen helfen, aus dieser Falle herauszukommen. Sie können die Fähigkeiten, die notwendig sind, um eine gute Klassendisziplin aufrechtzuerhalten, lernen, ohne Rollenspiel, Heuchelei oder Unwahrhaftigkeit sich selbst oder den Schülern gegenüber. Kinder und Jugendliche sind nur dann zum Lernen motiviert, wenn die Lehrer-Schüler-Beziehung gut ist. Erst dann können sie auf Verteidigungsstrategien und Überlistungsmanöver verzichten. Ohne das Bemühen, bessere zwischenmenschliche Beziehung en herzustellen, sind die hervorragendsten Lehrtechniken nutzlos.
    Was ist eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung?
    Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist gut, wenn sie aufgebaut ist auf:
    1.Offenheit und Transparenz, sodass jeder dem anderen gegenüber ehrlich sein kann,
    2.Anteilnahme, wenn jeder weiß, was er dem anderen bedeutet,
    3.gegenseitiger Abhängigkeit anstatt einseitiger Abhängigkeit,
    4.der nötigen Distanz, die jedem erlaubt, Kreativität und Individualität zu entwickeln,
    5.gegenseitiger Befriedigung der Bedürfnisse.
    Viele Lehrkräfte entgegnen auf diese Liste von Merkmalen: » Nun ja, das klingt alles schön und gut, aber kann ich diese Art von Beziehung auch in meiner Klasse erreichen?« Die Antwort lautet Ja, mit Vorbehalt. Menschen werden in ihrem Handeln niemals Perfektion erreichen, aber jeder Lehrer kann seine Beziehung zu jungen Menschen verbessern, sodass diese Beziehung von mehr Offenheit, Anteilnahme, gegenseitiger Abhängigkeit, Distanz und gegenseitiger Bedürfnisbefriedigung bestimmt wird. Durch solche Verbesserungen kann die soziale Institution namens » Schule« mit all ihren einschränkenden Merkmalen zu einem menschlichen und lebendigen Ort werden, an dem » Bildung« stattfinden kann.
    Eine mögliche Sichtweise der Lehrer-Schüler-Beziehung
    Lehrern wird nicht mit der abstrakten Aussage geholfen sein, ihre Arbeit würde effizienter, wenn sie die Beziehung zu ihren Schülern verbessern. Sie wollen wissen, wie man dies anstellt.
    In ihrem Studium erarbeiten sich die meisten Pädagogen ein Grundwissen über Freud, Rogers, Adler, Erickson und Skinner. Doch nur wenige Lehrer betreten das Klassenzimmer mit einem brauchbaren Ansatz zu zwischenmenschlichen Beziehungen– einem Modell, nach dem sie sich mit ihrem eigenen Verhalten richten können. Kein Wunder also, dass sie Schwierigkeiten haben, eine effektive zwischenmenschliche Beziehung zu Schülern einzugehen und beizubehalten!
    Unser Effektivitätsprogramm liefert ein Modell, das Lehrer leicht verstehen und täglich anwenden können, um mit angemessenem Verhalten auf Probleme reagieren zu können, die unweigerlich in jeder Klasse auftreten werden. Wir bezeichnen dieses Modell als Verhaltensfenster.
    Sehen Sie sich zuerst Abbildung 1 an, ein einfaches Rechteck, dann stellen Sie sich vor, die Fläche innerhalb des Rechtecks repräsentiere
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