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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine
Autoren: Nachtkrater
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sieht Kepler dennoch Eis und Schnee auf den ka l ten Teilen des Mondes und riesige Gewässer. Und er kam auch nicht umhin, sich Leben auf dem Mond zu denken. Er beschreibt Fabelwesen, die sich der Leben s feindlichkeit der Mondnatur angepasst haben. Ein G e danke, der erst vierhundert Jahre später von Charles Da r win aufgegriffen wurde.« Richard lächelte versonnen. »Es zeigt sich doch immer wieder, dass alle Ideen in der Menschheit längst vorhanden sind, bevor irgendein Wis senschaftler sie aufgreift und damit berühmt wird.«
    Fast hätte ich mich verschluckt.
    Auch Jockei gab einen unwilligen Ton von sich. »Und was ist mit den Irrtümern?«, gurgelte er aus der Tiefe seiner massigen Brust heraus. »Mit Aberglauben kann nur die Wissenschaft aufräumen!«
    »Aber erst, wenn man bereit ist, ihr zu glauben, J o ckei! Wer hat denn Tobias Mayer geglaubt, als er Mitte des achtzehnten Jahrhunderts schrieb, dass der Mond keinen Luf t kreis habe und folglich unbewohnt sein müsse? Ü b rigens ein Landeskind, in Marbach am Neckar geboren und in Esslingen aufgewachsen.«
    Viola stand auf und trug die Teller hinaus.

3
     
    »Sie wollen die Fahrt zum Monde … die Fahrt auf den brüllenden Flammen … zu meinem goldenen Monde wagen?« Frau im Mond, Thea von Harbou, 1928
     
    »Da hast du aber eine Eroberung gemacht«, stichelte ich, während wir in Richards diplomatendunklem Benz u n term Dreiviertelmond um den Schattenring schleude r ten und Cipión , von der Zentrifugalkraft gegen mein Bein getri e ben, seine Schnauze in die Fußmatte stauchte und nieste. »Schüssi war ja ganz hin und weg!«
    »Wer?«
    »Die Schickse, die nach dem Genuss von Spargel so ungern strullen geht, Richard. Die Mondfleckenbesitz e rin, mit der du dich den ganzen Abend unterhalten hast.«
    »Ach, du meinst Julie!«
    »Und was hat sie so gewusst?«
    »Nichts.«
    »Ah ja!«
    »Mein Gott, sie arbeitet im Shop des Zeppelinmus e ums in Friedrichshafen. Das hat sie mir erzählt.«
    »Das muss ja ein faszinierender Job sein.«
    »Lisa! Du haderst doch wieder nur …«
    »Und was will dieser fleischige Jockei mit dem Mond machen, wenn er ihn gekauft hat?«, unterbrach ich R i chard, ehe er Wahrheiten benannte.
    »Dieser Jockei ist Joachim Rees, Lisa!«
    »Ach, Gott!«, rief ich. »Das war Joachim Rees! Der?« Wenn ich es genau bedachte, hatte ich keine Ahnung. »Und was macht der noch mal genau?«
    Richard schmunzelte. »Er ist der Neffe von Eberhard Rees, dem Raketenspezialisten aus Trossingen im Schwarz wald, der im Stuttgarter Zeppelin-Gymnasium« – das lag gleich neben der Staatsanwaltschaft in der Ne cka r straße – »zwischen den Kriegen Abitur gemacht, an der Stuttgarter TH studiert hat und dann der erste Mann hi n ter Wernher von Braun war, erst in Peenemünde beim V2-Raketenprogramm der Nazis, dann in Amerika beim Apollo-Programm. Sein Neffe Jockei war ebenfalls für die NASA tätig und ist jetzt der Vorsitzende des Mond-Clubs mit Sitz in oberschwäbischen Ratzenried.«
    Ich musste lachen.
    »Lach nicht. Der Mond-Club vereinigt Mitglieder aus allerhöchsten Ebenen der Luft- und Raumfahrtindustrie und ist einer der größten Umschlagplätze für Gelder, die in konkrete Projekte auf dem Mond fließen.«
    »Da geht es um Milliarden«, gluckste ich.
    »Ganz recht. Jockei hat dafür gesorgt, dass in den Pr o jekten von ESA, NASA, JAXA – das sind die Japaner – Roskosmos und ISRO – Indien – immer mehr Technik und Know-how aus Baden-Württemberg steckt.«
    »Haben wir denn so viel No-Hau?«
    Richard hob stolz das Schwabenkinn. »Wir laufen Bayern bald den Rang ab in Sachen Weltraumtechnik. Wir haben Tesat-Spacom in Backnang für Satellite n mo d u le, Hoerner & Sulke in Schwetzingen – übrigens von e i ner Frau geleitet! – für Detektoren, Stereokameras und Massenspektrometer für ISS und Artemis. Wir haben das Forum 1 auf dem Flugfeld in Sindelfingen, das sich dem Raumfahrtgewerbe widmet. An der Uni Stuttgart werden Antriebs- und Transportsysteme entwickelt. Die EADS-Astrium Friedrichshafen ist Spezialist für magn e tisch reine Systeme für Satelliten. Wir haben die DASA als größtes Luft- und Raumfahrtunternehmen in Deutsc h land, das seine Wurzeln in der MTU Friedrichshafen hat, die …«
    »Und jetzt will der Club den Mond kaufen?«, unte r brach ich Richards Wissenserguss.
    »Unsinn! Der Mond wird denselben Status haben wie der Nord- und Südpol.«
    Wir rollten über die Nesenbachtalbrücke in den Vie r eich en hautunnel , der
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