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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine
Autoren: Nachtkrater
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Als Buddhist hat er nie eine Seele besessen und furchtet sich deshalb nicht vor dem Tod.
    Sergei Kascheschkin, Astrophysiker aus Kasachstan, trauert, weil ihm die Frau weggelaufen ist und der Mond seine Poesie verloren hat.
    Georg Giffhorn, alias Gonzo aus Berlin, der zweite As t rophysiker auf der Artemis. Ist auf der Suche nach dem Urknall und glaubt, dass man ihn wirklich braucht.
    Krzysztof Skarga, Pole, dankt der Schwarzen M a donna aus Tschenstochau, sucht nach Antimaterie von fer nen Galaxien und hantiert mit Plasma, was man auch die K u gelblitz-Experimente nennt.
    Giovanni Boccetto, Ingenieur aus Mailand, bastelt Bio roboter in Insektengestalt zur Monderkundung und hält Arbeitsaufträge für Beschäftigungs ther a pie.
    Franco Llacer, Katalane aus Barcelona, Europa abg e ordneter, hat in der politischen Tombola eine Mondreise gewonnen.
    Pjotr Turenkow, Astrotourist aus Petersburg, Energi e magnat, war Mitglied der U-Boot-Besatzung, die 2007 die russische Flagge in den Meeresgrund u n term Nordpol gerammt hat.
    Mohamed bin Salman al-Sibarai ’ I, Astrotourist aus Saudi-Arabien, einfach nur reich, spielt gern Schach.
    Rakesh Chaturvedi aus der Kaste der Brahmanen ist ebenfalls Tourist, indischer Softwaregigant und ein Heiliger, der die Kunst der Meditation so perfekti o niert hat, dass er eins wird mit der Mondgöttin.
    Eclipse van Wijk, Südafrikaner, ist stolz auf seine e t was dunklere Hautfarbe, besitzt Diamantminen in Sü d afrika und Namibia und spielt gern Gesellschaft s spiele.
     
    Fachwörter und Abkürzungen werden entweder gleich erklärt oder sind so unwichtig, dass Sie sie sich nicht merken müssen. Oder aber Sie schauen sie im Anhang nach. Dort finden Sie auch Erläuterungen zu den Zitaten an den Kapitelanfängen.

Autorin/Bibliografie
    Christine Lehmann, geboren 1958 in Genf, wohnhaft in Stuttgart, ist Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Hardboiled-Heldin Lisa Nerz ist als Grenzgängerin eine Figur, die den Muff herkömmlicher Oben-Unten- und Mann-Frau-Strukturen (samt frauenzeitschriftlichem Postfeminismus) aus den Räumen bläst.

1
     
    »Für die Mondbewohner steht die Erde fest, wie mit dem Nagel an den Himmel geheftet, unb e weglich am selben Ort, und hinter ihr ziehen die Gestirne und auch die So n ne von Ost nach West vorbei.«
    Somnium, Johannes Ke p ler, 1630
     
    Mit Magnetbürsten schrubbten wir den unglaublich kle b rigen Staub von den Sti e feln. Ich nieste existenziell zwanghaft. Und gleich noch mal. Es roch nach abg e brannten Silvesterknallern.
    »Ja«, lachte Gonzo, »das ist der Duft des Mondes.«
    »Dabei hat Mondstaub chemisch nichts mit Schie ß pulver zu tun«, behauptete Franco. »Regolith besteht aus Silikondioxidglas. Das Ergebnis von Abertausenden von Meteoriteneinschlägen in den vergangenen vier Millia r den Jahren.«
    Gespeicherte stellare Böller also, olfaktorisch lesbar. Dabei hatten wir den Mond gar nicht direkt betreten. Wir waren aus der Fähre gleich in den Stationsport g e wankt. Aber Mondstaub kriecht überall rein, winzig, scharfka n tig und aggressiv.
    »Und wenn er mit Sauerstoff und Feuchtigkeit in B e rührung kommt, dann reagiert er. Das kennt man von der Erde. Wenn es lange trocken war und plötzlich regnet. Dann riechen die Straßen nach Staub und … Urin.« Franco lachte.
    Auch recht. »Hat jemand ein Tempo?«
    Nein, woher auch? Himmel, ist das eng alles!
    Eine dienstfertige Chinesin schraubte und zog uns aus den Raumanzügen und schickte uns nacheinander in die Magnetdruckwasserdusche. Angetan mit violetten Anz ü gen aus einem synthetischen Stoff hüpften wir anschli e ßend durch einen Gang. Seine Decke war gepolstert. Sonst hätte sich Franco sicher gleich den Schädel g e rammt. Immer wieder lupfte es ihn vom Boden.
    Hinter einer weiteren Druckschleuse erwartete uns Tamara. Sie sah auch so aus: vollbusig, schwarzhaarig, mandeläugig.
    Franco murmelte auf Spanisch oder Katalanisch ane r kennende Schwein e reien vor sich hin. Während des Flugs hatte ich mir drei Tage lang seine Referate über die Frauenärsche der Welt anhören müssen. Das Gerede über Titten verstehe er nicht, auf den Hintern komme es an. In Europa hatten die Spanierinnen die schönsten, deutsche Ärsche waren zu flach, französische zu klein. Die wu n derbarsten Ärsche auf dem Globus aber hatten die Bras i lianerinnen. »Puta madre!«
    »Willkommen auf der Internationalen Mondstation Artemis«, sagte Tam a ra. »Kommandant Colonel Leslie Butcher und seine Crew
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