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Legionare

Legionare

Titel: Legionare
Autoren: Howell Morgan
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das Gelände zu erreichen, musste sie ein breites Feld überqueren. Dar war schon dicht an die ersten Häuser herangekommen, als ein Hund anschlug. Sie ließ sich zu Boden fallen. Dann wartete sie nervös ab. Sie war darauf vorbereitet, aufzuspringen und um ihr Leben zu laufen. Der Hund kläffte eine Weile, dann wurde es wieder still. Dar rührte sich nicht. Eine lange Zeit verstrich. Alles blieb ruhig. Nach einer Weile der Unschlüssigkeit schlich Dar weiter auf das Lagerhaus zu und spitzte die Ohren, damit ihr nicht das leiseste Geräusch entging. Sie erreichte die schwere Tür ohne Zwischenfälle und zog sie gerade so weit auf, um einen Blick hineinwerfen zu können.
    Im Inneren des Lagerhauses roch es angenehm nach geräuchertem Fleisch. Doch in der stockdunklen Finsternis konnte man nichts sehen. Dar musste sich mit ausgestreckten Armen vorantasten. Als sie einen Korb voller Goldwurzeln berührte,
hielt sie inne und stopfte sie in ihren Rucksack. Dann tastete sie sich weiter, um nach dem herrlich duftenden Fleisch zu suchen. Sie suchte noch, als die Tür aufgestoßen wurde und eine brennende Fackel den Raum erhellte.
    Sie wurde von einem Jungen gehalten, der einen Hund mit einem Maulkorb an der Leine führte. Zwei mit Mistgabeln bewaffnete erwachsene Männer begleiteten ihn. Die Männer traten ins Lagerhaus; der Junge blieb nervös grinsend stehen. Dar zückte ihre Dolche. Die Männer kamen näher und drängten sie in eine Ecke.
    »Wenn du schlau bist, lässt du die Messer fallen«, sagte einer der Männer.
    »Verhaut sie!«, schrie der Junge.
    »Geduld, junger Herr«, sagte der andere Mann. »Dein Vater hat gesagt, der Dieb soll sich ergeben dürfen.«
    »Das soll sie aber schnell tun«, sagte sein Gefährte.
    Dar wägte ihre Chancen ab. In einem Kampf war sie diesen Leuten nicht gewachsen. Sie ließ die Dolche fallen.
    »Kluges Mädel. Schieb sie mit dem Fuß zu uns rüber.«
    Dar gehorchte. Ein Mann hob die Klingen auf. Danach befahl er ihr, sich auf den Bauch zu legen. Dar gehorchte auch diesmal. Kurz darauf spürte sie den Druck der Zinken einer Mistgabel an ihrem Nacken. Ein Mann nahm ihr den Rucksack ab, dann packte er ihren linken Unterschenkel und band ihn an ihr linkes Handgelenk.
    »Steh auf«, sagte einer der Häscher. Als Dar sich schwerfällig in eine gebückte Stellung manövrierte – eine andere Position ließ die Fesselung nicht zu –, wandte der Mann sich an den Jungen. »Sag deinem Vater, dass wir den Dieb gefangen haben und zum Hackklotz bringen.«
    Der Junge reichte dem Mann die Fackel, dann lief er fort. »Komm mit«, sagte der Mann. Dar humpelte schwerfällig aus
dem Lagerhaus. Sie blieb stehen, als der Mann anhielt. »Du hättest die Hand beachten sollen«, sagte er.
    »Was für eine Hand?«, fragte Dar.
    Der Mann hob die Fackel. Ihr Licht enthüllte eine an die Tür genagelte Hand. Das Fleisch war verwest, sodass sie fast nur noch aus Knochen bestand. »Sie soll Diebe abschrecken. Schade, dass du sie nicht gesehen hast.«
    Der andere Mann piekste Dar mit seiner Mistgabel. »Komm, Mädel, bringen wir es hinter uns.«
    Dar hatte keine Wahl. Sie musste dem Mann mit der Fackel folgen, auch wenn sie ihn als Führer nicht brauchte. Ihr Ziel wurde deutlich von einer kleinen Menschenmenge markiert. Einige der Leute hielten ebenfalls Fackeln in den Händen. Sie standen hinter einem glatten niedrigen Hackklotz und schwatzten aufgeregt durcheinander. Ein paar Kinder, die es kaum erwarten konnten, liefen ihr entgegen, um sie aus der Nähe zu betrachten.
    »Das ist ja eine Frau«, sagte ein kleines Mädchen. »Wollt ihr der wirklich die Hand abhacken?«
    »Natürlich«, sagte ein Junge. »Sie hat doch gestohlen.«
    Als Dar am Hackklotz stand, hätte sie beinahe auf Orkisch um Hilfe geschrien. Dann fiel ihr das Gemetzel auf dem verregneten Bauernhof wieder ein. Hier würde es nicht anders ausgehen. Wenn die Orks jemanden verschonten, würde man sie hetzen, bis man sie erwischte. Doch selbst wenn sie hier ein Massaker veranstalteten, hätten sie nur einen kleinen Vorteil errungen. Außerdem konnte ein Rettungsversuch sie mehr als nur eine Hand kosten: Sie war gefesselt und wurde bewacht. Man konnte sie leicht töten. Also äußerte sie keinen Laut.
    Der Fackelträger ging voraus und blieb vor einem Mann mit ergrauendem Haar stehen, der in der Menge ganz vorn stand. »Herr«, sagte er, »wir haben sie mit dem hier im Lagerhaus
gefunden.« Er kippte den Inhalt von Dars Rucksack auf den Boden.
    »Bringt
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