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Legionare

Legionare

Titel: Legionare
Autoren: Howell Morgan
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Orkisch.
    »Ich wollte mir den Weg anschauen«, erwiderte Dar in der gleichen Sprache. Sie war ihr fast zur zweiten Natur geworden.
Um zu erkennen, was Kovok-mah wohl dachte, schaute sie ihn an. »Hai, da werden viele Washavoki sein.«
    »Dann wird es auch viel Kampf geben.«
    »Thwa«, sagte Dar. »Es sind zu viele, um gegen sie zu kämpfen. Wir müssen unbemerkt an ihnen vorbei.«
    »Dann gehen wir in der Nacht weiter?«
    »Es wird nicht reichen«, sagte Dar. »Ihr dürft nicht wie Urkzimmuthi aussehen.«
    Kovok-mahs Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Hast du einen Zauber? Wie willst du uns verändern?«
    »Ihr werdet euch selbst verändern«, sagte Dar. »Lasst die eisernen Kleider zurück und sprecht leise – oder gar nicht. Ich habe Umhänge der toten Washavoki-Söldner mitgenommen. Von jetzt an müsst ihr sie überziehen.«
    Kovok-mah schaute sie verdutzt an. »Wir werden dennoch Urkzimmuthi bleiben.«
    »Im Dunkeln bemerken die Washavoki es vielleicht nicht«, sagte Dar. Sie erkannte, dass der Ork sich bemühte, ihr Täuschungsmanöver zu verstehen. »Sie rechnen nicht damit, euch in ihrem Land zu begegnen. Sie verstehen vielleicht gar nicht, was sie sehen.«
    Kovok-mah dachte eine Weile über ihre Worte nach. »Nach der Schlacht«, sagte er dann, »habe ich gesagt, dass ich auf deine Klugheit hören will. Ich habe meine Meinung nicht geändert. «
    »Werden die anderen auch auf mich hören?«
    »Sie werden meinem Beispiel folgen.«
    »Die Umhänge riechen nach Washavoki«, sagte Dar. »Ich fürchte, Zna-yat wird etwas dagegen haben, einen anzulegen.«
    »Hai, das glaube ich auch.«
    »Er muss es aber trotzdem tun.«
    »Er hat geschworen, dass er tut, was ich tue. Wenn es dein
Wunsch ist, kann ich dafür sorgen, dass er einen Umhang anzieht.«
    »Es ist mein Wunsch«, sagte Dar. Eins fürchtete sie: Wenn ihr Manöver schiefging und man die Orks angriff, würden ihnen die Rüstungen bestimmt fehlen. Sie ließ sich auf einen Felsklotz sinken und verdeutlichte sich, dass ihr Plan ihr Leben und das ihrer Gefährten aufs Spiel setzte.
    Kovok-mah spürte ihre Sorge. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und überraschte sie mit der Sanftheit seiner Berührung. »Ich freue mich, dass du uns anführst.«
    Dar seufzte. »Ich bin das Anführen nicht gewohnt.«
    »Es ist doch natürlich, wenn Mütter Söhnen den Weg zeigen. «
    Vielleicht bei den Orks, dachte Dar. »Für mich ist es trotzdem neu. Ich mache mir Sorgen über die Fehler, die ich vielleicht mache.«
    »Wenn du dich unsicher fühlst, denk daran, dass Muth’la dich leitet.«
    »Wirklich?«, fragte Dar. »Ich habe zwar die Schlacht und Vögelchens Tod vorausgesehen, aber ich konnte beides nicht verhindern. Wozu sind solche Visionen gut?«
    »Es steht mir nicht zu, diese Frage zu beantworten.«
    »Für mich ist Muth’la neu, aber doch nicht für dich«, sagte Dar. »Was kannst du mir über ihre Wege sagen?«
    »Vielleicht bereitet sie dich auf etwas vor.«
    »Auf was denn?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Kovok-mah. »Aber ich glaube, wenn die Zeit reif ist, wirst du es wissen.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    »Wenn ich zweifle, folge ich meinem Brustkorb«, sagte Kovok-mah. »Deswegen werde ich einen Washavoki-Umhang anlegen.«

    »Wegen Muth’la?«
    »Thwa. Deinetwegen. Ich fühle mich bei dir sicher.«
    Dar schaute zu Kovok-mah auf, der so stark wirkte, und wunderte sich über seine Worte. Falschheit war seinem Denken fremd. So unglaublich es klang, er sprach die Wahrheit: Sie verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit. Die Vorstellung, dass eine Frau dies konnte, stand im Gegensatz zu allem, was Dar je gelernt hatte. Sie musste lächeln, teilweise, weil es so unerhört, und teilweise, weil es so erfreulich war.

2

    KOVOK-MAH TAUCHTE in den Wald ein, um Essbares zu suchen.
    Dar blieb zurück und begutachtete das sich vor ihr ausbreitende Gelände. Als die Sonne sich dem Horizont näherte und lange blaue Schatten über das Land krochen, hörte sie leise Schritte.
    Die Orks kamen unter den Bäumen hervor. Sie brachten Pilze mit, die aussahen, als wären sie dreimal so groß wie ihre riesigen Hände. Nachdem sie den Proviant vor Dar abgelegt hatten, legten sie mit Steinen und in den Boden gesteckten Zweigen Muth’las Umarmung an.
    Inzwischen hatte Dar die Pilze in sechs Haufen aufgeteilt. Sie wartete, bis die Orks sich zu ihr in den heiligen Kreis gesellten. Als alle saßen, sagte sie: »Nahrung ist Muth’las Geschenk. «
    »Shashav, Muth’la«,
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