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Legionare

Legionare

Titel: Legionare
Autoren: Howell Morgan
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liegen?«, fragte er.
    »Zum Schlafen ist es zu eng.«
    »Wenn man richtig sitzt, reicht es«, erwiderte er. Er packte Dars Taille, hob sie problemlos hoch und drehte sie, bis ihr Rücken an seinem Brustkorb ruhte.
    »Ich habe noch nie im Sitzen geschlafen«, sagte Dar. »Ich fall bestimmt auf die Nase.«

    »Ich halte dich fest, damit es nicht passiert«, sagte Kovok-mah. Er umschlang Dar mit seinen gewaltigen Armen, stützte ihren Oberkörper und sorgte für einen Platz, an dem ihr Kopf ruhen konnte.
    Anfangs wusste Dar nicht, wie sie sich verhalten sollte. Wenn ein Mensch den Versuch gemacht hätte, sie so zu umarmen, hätte sie sich freigekämpft. Doch Kovok-mahs Umarmung fühlte sich ganz anders an: Sie weckte Kindheitserinnerungen. Ihre Mutter hatte sie auf den Armen gewiegt. Dar entspannte sich. Eine schläfrige Gelassenheit überkam sie.
    »Du hast uns gut geführt«, sagte Kovok-mah. Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Murmeln. »Ich halte Wache, wenn du schläfst.«
    Dar schloss die Augen, doch die Dornenkratzer taten ihr noch immer weh. »Wie riecht eigentlich Schmerz?«, fragte sie.
    »Irgendwie throk, aber mulfi.«
    »Ich hab keine Ahnung, was du damit meinst.«
    »Throk ist der starke Geruch, den ein Feuer zurücklässt, das vom Himmel fällt. Mulf ist der Geruch von schwarzem Dreck am Fluss.«
    Dar versuchte sich diese Mischung vorzustellen. »Bäh! Willst du mich auch bestimmt auf deinem Schoß haben?«
    Kovok-mah zischte leise. Er schüttelte sich leicht beim Lachen. »Gerüche, die Gefühle offenbaren, stuft man nicht als angenehm oder unangenehm ein.«
    »Dann stinkt Schmerz also nicht?«
    »Thwa«, sagte Kovok-mah.
    »Was hat mein Geruch noch enthüllt?«
    »Dass du mutig bist.«
    »Du kannst Mut wittern?«

    »Thwa«, erwiderte Kovok-mah, »aber ich kann Furcht riechen. Sie hat dich nicht aufgehalten. Das ist mutig.«
    »Ich bin nicht tapfer«, sagte Dar. »Wer mutig ist, hat keine Angst.«
    »Würde das stimmen, wären nur Dummköpfe mutig. Du hast einen gefährlichen Pfad gewählt und bist so klug, Angst zu haben.«
    »Hast du auch Angst?«
    »Ich bin doch kein Dummkopf.«
    »Und ich dachte immer, die Urkzimmuthi wären furchtlos. «
    Kovok-mah zischte erneut. »Das liegt an deinem jämmerlichen Geruchssinn.«
     
    Dar schlief traumlos, bis Stimmen sie weckten. Sie schaute kurz in die Sonne. Es war noch Morgen. Sie schaute sich um. Sie erblickte nur reglose Orks und von der Sonne beschienene Blätter. In Kovok-mahs Arme gehüllt konnte sie nicht sehen, ob er wach war, doch sie nahm es an. Die anderen Orks waren jedenfalls wach. Varz-hak schaute sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Dar machte das Zeichen für »Schweigen«.
    Die Stimmen wurden lauter. Schließlich konnte Dar einige Worte verstehen. Es schien, dass zwei Frauen sich beim Holzsammeln unterhielten. Dar bemühte sich, auch dann ruhig zu bleiben, als die Stimmen näher kamen. Kovok-mah bewegte langsam den Arm, um sein Schwert zu ergreifen. In der Nähe knackte ein Ast. Dar wartete mit pochendem Herzen auf einen Hinweis, dass man sie gesehen hatte. Doch sie vernahm nichts dergleichen. Je weiter die nicht sichtbaren Frauen sich entfernten, umso leiser wurden ihre Stimmen. Dar entspannte sich. Kovok-mah ließ den Griff seiner Waffe los.

    Schließlich döste Dar wieder ein und wurde irgendwann von den Geräuschen anderer Menschen geweckt. Sie wartete gespannt darauf, dass auch sie sich entfernten, doch sie wurden zahlreicher. In dem Gehölz schien allerhand los zu sein. Der Lärm kommender und gehender Menschen war den ganzen Tag über zu hören. Einmal kam ein Kind so nahe an ihr Versteck heran, dass Dar jeden leisen Schritt im Gras hören konnte. Das Kind schien ihnen ganz nahe zu sein. Die Geräusche menschlicher Aktivitäten erstarben erst, als die Sonne unterging. Inzwischen war das Stillsein die reinste Folter geworden. Dar taten alle Knochen weh. Hunger quälte ihren leeren Magen zusätzlich.
    Als es endlich dunkel wurde, verließen Dar und die Orks ihre dornige Zuflucht. Wolken verdeckten den Mond, sodass die Nacht dunkler war als die vorherige. Dar führte die Gruppe zwar noch immer an, doch bei der Wahl des Weges verließ sie sich auf Kovok-mahs Sinne. Hin und wieder berieten sie sich leise miteinander. Je weiter die Nacht voranschritt, umso geschickter konnte Kovok-mah den verborgensten Weg für sie ausmachen. Dar lächelte anerkennend, als er einer Bauernkate auswich, die sie nicht mal gesehen hatte. »Du wirst
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