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Legionare

Legionare

Titel: Legionare
Autoren: Howell Morgan
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zeitweiliger Ersatz
sein. Die Gardisten arbeiteten unter Othars wachsamen Blicken einen ganzen Tag, um jeden Spalt abzudichten, durch den vielleicht Licht eindringen konnte. Nach Sonnenuntergang beendeten sie ihre Tätigkeit, indem sie die Wände und die Decke der Hütte mit einer Mischung aus Asche und Blut schwärzten. Während die Männer ihre Arbeit verrichteten, verbrannte Othar Weihrauch, der die Luft verpestete. Wer ihn einatmete, hatte in dieser Nacht beunruhigende Träume, besonders die beiden Männer, die den letzten Gegenstand hereinbrachten, den Othar unbedingt brauchte.
    Der Zauberer wartete die finsterste Stunde der Nacht ab, dann kehrte er in die Hütte zurück. Im Inneren erhellte eine einzelne Öllampe das gefesselte, in der unnatürlichen Kälte fröstelnde Kind. Othar schloss die Tür und bedeckte sie mit einem dicken Vorhang. Dann machte er sich an die Arbeit. Mit einem Dolch und einer eisernen Schale opferte er den Jungen und zeichnete mit seinem Blut einen schützenden Kreis. Im Inneren des Kreises stehend öffnete er einen mit Zaubersprüchen aus schwarzem Garn bestickten schwarzen Sack.
    Die Knochen in dem Sack waren so schwer geworden, als bestünden sie aus Eisen oder Blei. Othar hatte die Veränderung erst nach dem Gemetzel im Tal der Kiefern bemerkt. Den Grund dafür kannte er nicht, doch er hoffte, dass dies das Ende seiner Pechsträhne ankündigte. Er brauchte eine Wende, denn er spürte die Möglichkeit, dass der Zorn des König stärker wurde als seine Furcht. Und wenn es dazu kam, war Othars Leben aufgrund seiner katastrophalen Ratschläge verwirkt.
    Trotz alledem vertraute Othar weiterhin den Knochen, die ihn in Gefahr gebracht hatten. Inzwischen waren sie für ihn mehr als nur Werkzeuge: Sie hatten ihn so im Griff, dass er ebenso ihr Knecht war, wie sie ihm dienten. Ohne sie war er
nur ein Scharlatan, denn das Weissagen aus den Knochen war die einzige echte Magie, die er beherrschte. Bevor die Knochen in seinen Besitz gelangt waren, hatte sich seine Zauberei auf Täuschung und sein Wissen über Kräuter und Gifte beschränkt. Sein Furcht einflößendes Gehabe war immer nur Schau gewesen, denn er beherrschte kaum mehr als ein kluges Kräuterweiblein. Die Knochen hatten dies geändert: Wenn ihre unheimliche Kälte in seine Hände stach, fühlte er sich stark — dann war er endlich ein echter Zauberer.
    Othar warf die Knochen auf den Erdboden und studierte das, was sie anzeigten. Noch nie waren die Zeichen so deutlich gewesen. Noch nie hatten sie so viel versprochen. Er hatte den Eindruck, dass die Wesenheit hinter den Knochen erfreut über den blutigen Ausgang der Schlacht war. Sie belohnte ihn ungefähr so, wie ein satter Herr seinem Sklaven ein Stück Fleisch hinwarf.
    In dieser Nacht erfuhr Othar viel, das ihn erfreute. Er entdeckte, wo es fette Beute zu holen gab – genug, um seinen gierigen König zufrieden zu stellen. Er sah, dass die mysteriöse Bedrohung sich von ihnen entfernt hatte und sich weiter zurückzog. Das weitere Studium der Knochen löste in ihm noch mehr Zufriedenheit aus: Othars unbekannter Gegner bewegte sich auf eine Gefahr zu. Er sah die Zeichen für »Verrat«, »Blutvergießen« und »bald«.
     
    Dar hatte den gestohlenen Proviant so sorgfältig rationiert, dass er für drei Nächte reichte. Statt der kleinen Katen gab es immer mehr offene Gutshöfe. Diese waren durch Haine getrennt und wurden immer größer. Die Landbewohner in dieser Gegend lebten in Ansiedlungen mit unterschiedlich großen Häusern, zu denen Stallungen und Scheunen gehörten, umgeben von großen Feldern und Weiden.

    Je mehr Zeit verging, je größere Entfernungen sie zurücklegten, umso mehr gewöhnte Dar sich an die Angst. Sie verlor jedoch nie ihr Gefahrengespür, ob sie nun im Dunkeln marschierten oder sich tagsüber versteckten. Sie hatte auch noch immer das Gefühl, sich verlaufen zu haben, da von dem Gebirge nichts zu sehen war. Auch behielt sie Zna-yat stets sorgfältig im Auge. Da er jedoch keine Feindseligkeit an den Tag legte, fragte sie sich irgendwann, ob sie sich seinen entrüsteten Blick nur eingebildet hatte. Trotzdem schlief sie von nun an auf dem Boden.
    Als der Proviant ausging, beschloss Dar einen weiteren Einbruch, auch wenn es bedeutete, sich auf einen der großen Gutshöfe zu wagen. Ein gutes Stück nach Mitternacht machte sie einen Versuch. Während die Orks sich verstecken, robbte sie auf ein steinernes Vorratshaus zu, das zwischen anderen Gebäuden stand.
    Um
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