Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
erwiderten die Orks im Chor.
    Dar verteilte die mageren Rationen. Dann aßen sie, und niemand sagte etwas. Dar bezweifelte, dass die Mahlzeit den Orks besser mundete als ihr, denn die Pilze waren holzig und schmeckten nach nichts. Statt den Hunger zu stillen, verstärkten sie ihn. Kovok-mah wartete, bis alle gegessen hatten. Erst
dann ergriff er das Wort. »Ich habe mit Dargu über das gesprochen, was bevorsteht.«
    Die Orks folgten seinem Blick und schauten über das sich nun verdunkelnde Land. »Einst haben die Unseren hier gelebt«, sagte Lama-tok. »Das, was die Washavoki-Häuser umgibt, sind Urkzimmuthi-Steinarbeiten.«
    Dar warf einen Blick auf das Hügeldorf. Die kreisrunde Mauer war ihr zwar schon aufgefallen, doch sie hatte ihr nur wenig Beachtung geschenkt. Nach Lama-toks Bemerkung schaute sie sich das Bauwerk genauer an, doch im schwindenden Licht war es nur ein grauer Schatten.
    »Da wachsen nur wenige Bäume«, sagte Varz-hak.
    »Gut«, sagte Zna-yat. »Ich bin das Verstecken ohnehin leid.«
    »Hier leben zu viele Washavoki, als dass wir gegen sie kämpfen könnten«, sagte Kovok-mah. »Wir müssen das Land unbemerkt durchqueren.«
    »Wie soll das möglich sein?«, fragte Duth-tok.
    »Wir bringen die Washavoki dazu, uns zu sehen, ohne uns zu erkennen«, sagte Kovok-mah. »Statt die harte Kleidung des Todes zu tragen, wickeln wir uns in Mäntel, die Dargu mitgenommen hat. Wir marschieren bei Nacht, verdecken unsere Waffen und sprechen beim Gehen kein Wort.«
    Zna-yat musterte seinen Vetter argwöhnisch. »Zwar sprichst du, doch ich höre Dargus Worte.«
    »Hai, und außerdem hörst du Klugheit«, sagte Kovok-mah.
    »Wenn man einen Washavoki-Mantel anzieht, ändert sich nichts!«, sagte Zna-yat. »Wenn die Washavoki uns sehen, sollten wir ihre Augen mit dem Schwert schließen.«
    »Das bringt uns nicht heim«, sagte Dar.
    »Es ist ja auch nicht dein Heim«, sagte Zna-yat. »Was willst du überhaupt dort?«

    »Muth’la schickt mich dorthin«, erwiderte Dar.
    »Ich glaube, deine Worte sind so wie die Mäntel, von denen du willst, dass wir sie anziehen«, sagte Zna-yat. »Unter ihnen steckt etwas anderes.«
    Im Orkischen gab es zwar kein Wort für Lügner, doch Dar verstand Zna-yats Vorwurf. Kovok-mah verstand ihn offenbar auch. Er sprang auf. »Solcher Rede mangelt es an Klugheit!«
    Dar schaute nervös Zna-yat an, denn sie fürchtete, dass er sich ebenfalls erhob und Kovok-mah provozierte. Doch zu ihrer Überraschung neigte er unterwürfig den Kopf. »Dann muss ich Dargus Art der Klugheit lernen.«
    Seine zweideutige Antwort beruhigte Dar nicht, doch sie stellte Kovok-mah zufrieden. »Gut«, sagte er. »Zieh deine harten Kleider aus. Ich hole die Mäntel.«
    Während Kovok-mah ging, legten die Orks ihre Rüstungen ab. Unter den aus Eisenplättchen gefertigten Oberteilen trugen sie kurze Stoffhemden, und zu den Beinkleidern, die denen menschlicher Söldner ähnelten, schwere Sandalen. Zna-yat, der sich seiner Rüstung als Erster entledigte, kam zu Dar herüber. »Mein Mutterbrudersohn versteht eure Washavoki-Art nicht«, sagte er leise. »Ich aber sehr wohl.« Er packte Dar an den Schultern und zog sie an sich. Er beugte sich zu ihr herab und beschnupperte ihr Gesicht. Als er sie losließ, formten seine Lippen eine Art Lächeln. »Ich rieche mein Blut nicht mehr.«
    Dar schwieg und setzte eine nichtssagende Miene auf. Sie bereitete sich lieber auf den Nachtmarsch vor. Zuerst entfernte sie alle Spuren von Muth’las Umarmung von der Hügelkuppe. Dann versteckte sie sorgfältig die Rüstungen der Orks. Kovok-mah kehrte mit den Mänteln und Dars Siebensachen zurück. Sie besaß nur ein paar Gegenstände, die sie auf dem Schlachtfeld erbeutet hatte: einen zweiten Dolch, einen Wassersack und den Rucksack mit den Umhängen.

    Als es dunkel wurde, marschierte Dar mit den Orks den bewaldeten Hang hinab. Während sie durch die Düsternis lief, dachte sie über Zna-yats Worte nach. Es war klar: Der Waffenstillstand war zu Ende. Aber was hat er vor? Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. Zna-yat war nur ein sich bewegender Schatten unter vielen. Wenn er wollte, konnte er sie im Dunkeln leicht töten. Was hält ihn davon ab? Hinsichtlich der Antwort hatte sie eine Vermutung: Kovok-mah.
    Dar war ziemlich sicher, dass Zna-yat Kovok-mah nicht fürchtete. Soweit sie wusste, kannten die Orks keine Furcht. Es war viel wahrscheinlicher, dass Zna-yat ihr nichts tat, weil er seinen Vetter schätzte. Bedeutet das,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher