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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Autoren: Rachel Aaron
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Regen auf seine verletzte Haut fallen, während die Geschichte um ihn herum ein Eigenleben annahm.
    »So seht ihr«, sagte Eli und biss die Zähne zusammen, als er vorsichtig sein Hemd wieder nach oben zog. »Auch ich habe gespürt, was es bedeutet, sich dem Herzog von Fron zu widersetzen.«
    Doch die Tür war wenig beeindruckt. »Pah«, knurrte sie. »Was sind schon ein paar Verletzungen? Du bist ein Mensch. Der wahre Horror kann dir nichts anhaben. Du kannst die Versklavung nicht einmal spüren, du spürst nicht den Stiefel des Herzogs in deinem Nacken. Wenn du fühlen könntest, was wir fühlen, hättest du panische Angst. Du würdest das Leben, das wir führen, keinen Tag aushalten.«
    Darauf erhob sich überall zustimmendes Gemurmel, doch Eli hielt seine Augen auf die Tür gerichtet. »Und dieses Leben«, fragte er ruhig. »Gefällt es dir?«
    »Natürlich nicht«, erklärte das Eisen. »Wir hassen jeden einzelnen Tag, aber was sollen wir tun? Das ist unser Land; wir können es nicht verlassen.«
    »Ihr müsst nicht fliehen, um frei zu sein!« Eli richtete sich auf und füllte seine Stimme mit Macht, bis sie über den gesamten Platz trug. »Hört zu, ihr alle. Ihr habt recht damit, dass ich als Mensch niemals die Demütigung einer Versklavung erfahren habe. Aber lasst mich euch als Mensch und Magier ein Geheimnis verraten: Kein Magier, nicht einmal der Herzog von Fron, ist stark genug, um gleichzeitig eine gesamte Stadt zu versklaven. Er war dazu nur aus dem einzigen Grund heraus fähig, dass ihr alle Angst vor ihm habt. Eure eigene Angst versklavt euch, nicht der Herzog! Wenn ihr euch von diesem Leben aus Angst und Unterwürfigkeit befreien wollt, dann erhebt euch und wehrt euch! Seine Kontrolle ist bereits gebrochen, sonst hätte er es in erster Linie gar nicht mit einer Versklavung versuchen müssen. Das Einzige, was zwischen euch und einem Leben in Freiheit steht, seid ihr selbst!«
    Ein Murmeln erhob sich überall um den Platz, als Elis Worte von den hohen Gebäuden widerhallten. Lampen flackerten, und Häuser lehnten ihre Dächer näher aneinander, um zu flüstern. Eli blieb auf seinen Fässern stehen, lauschte den Geistern und bemerkte den Unterschied im Ton. Angst wurde durch etwas anderes ersetzt – Energie, Vorfreude und dem plötzlich aufwallenden Drang, sich aus einer unerträglichen Situation zu befreien. Dann, als hätte die Flut eingesetzt, kam die Angst zurück. In einem einzigen Augenblick verstummte der gesamte Platz. Eli blinzelte einen Moment verwirrt in das dämmrige Lampenlicht, dann drehte er sich um und sah nach oben. Zwei Stockwerke über dem Platz stand der Herzog von Fron auf den Zinnen seiner Festung.
    Er sah mit einem Ausdruck höchster Abscheu über den Platz, aber er sprach kein Wort. Das musste er nicht. In diesem Moment senkte sich sein drückender Wille auf den Platz. Überall um Eli herum fingen Geister an, sich zu winden, duckten sich und bettelten um Vergebung. Der Herzog verzog nur angewidert das Gesicht, und die Versklavung wuchs, bis das Gewicht unerträglich wurde. In diesem Moment, als es aussah, die Geister würden für immer unter diesem vernichtenden Gewicht ersticken, bewegte Eli hinter seinem Rücken einen Finger. Plötzlich brach ein Geräusch die Stille. Es war ein dünnes, leises Pfeifen, als würde ein Seil geworfen, und dann flog aus der Dunkelheit zwischen zwei Häusern etwas Kleines, Dunkles nach oben. Alle auf dem Platz sahen sich um, während eine Steinschindel in einer wunderbar geraden Linie über die Häuser und den gepflasterten Platz hinwegflog, genau auf den Herzog zu.
    Das, was als Nächstes geschah, schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Der Herzog starrte die Schindel ungläubig an, während sie auf ihn zuflog. Dann, viel zu spät, warf er seine Hände nach oben und setzte zu einem Befehl an, doch die Worte drangen nicht mehr vollständig über seine Lippen. Stattdessen traf ihn die Schindel mit einem lauten, befriedigenden Knall an der Schulter.
    Der Herzog stolperte mit einem schmerzerfüllten Keuchen nach hinten und umklammerte seine Schulter. Der Schlag der Schindel war kein tödlicher Angriff, ja nicht einmal wirklich gefährlich. Seine Versklavung geriet nie auch nur einen Moment außer Kontrolle, doch sofort änderte sich die gesamte Stimmung auf dem Platz. Die Geister richteten sich alle gleichzeitig auf und beobachteten voll Staunen, wie der unberührbare, schreckliche, unschlagbare Herzog von Fron durch den Treffer einer einzigen Schindel
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