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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack
Autoren: Kester Schlenz
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Gebrauchsanweisung zu lesen, die allerdings so komplett unverständlich war, dass ich nach zehn Minuten depressiv wurde. Sie wollen ein Beispiel? Bitte: »Sie können Wegpunkte zu Routen hinzufügen oder direkt zum ausgewählten Wegpunkt navigieren (mit Goto).« Bis zu dieser Stelle hatte einem aber keiner verraten, wer dieser verdammte Goto ist, mit dem man da zusammen navigieren soll.
    Erst meine beiden Söhne brachten Licht ins Dunkel. Sie lasen, drückten auf Garmin herum, luden Kartenmaterial mit Hilfe eines Computers und einer CD-ROM drauf und erklärten mir, dass »Goto« »gehe zu« auf Englisch heißt und was mein neuer Freund noch alles konnte. Denn er ist nämlich ein Teufelskerl, der Garmin. Er hat zum Beispiel einen Kompass sowie einen Druckluft-und einen Höhenmesser. Letzteres ist nützlich. Es kommt ja doch recht oft vor, dass man auf der Straße angesprochen wird: »Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wie hoch wir sind?« Garmin ist außerdem ein waschechtes GPS-Gerät. Wenn man die entsprechenden Karten rauflädt, kann er einem immer zeigen, wo man gerade ist. Nehmen Sie unsere Stern -Auslands-Reporter. Die sind so unter Dampf, dass sie manchmal verstört innehalten und sich fragen: »Scheiße, wo bin ich eigentlich gerade?« Garmin eingeschaltet, und nach ein paar Sekunden steht fest: »Kandahar – Taliban-Allee Ecke Bin-Laden-Avenue. Super, dass ich heute mein US-Army-T-Shirt anhabe.«

    Um Garmins Eignung als Fahrradnavi zu testen, machten wir dann einen kleinen Ausflug mit der ganzen Familie. Wir wollten Oma Astrid im Krankenhaus besuchen. Garmin wurde mit Hilfe eines Halters an meinem Vorderlenker befestigt, und dann gaben wir mit Hilfe eines kleinen Joysticks auf der Vorderseite und ein paar seitlichen Knöpfen die Strecke »Stemwarde nach Klinikum Großhandsdorf« ein.
    Garmin rechnete, und – zack – sahen wir auf der Karte auf dem Display, wo wir gerade waren. Voll wie bei James Bond!
    Die errechnete Route wurde mit Hilfe eines magentafarbenen Strichs angezeigt. Wir fuhren los. Garmin rechnete. Putzig. Rechts abgebogen, und Garmin schwenkte auf dem Display mit, zeigte Seen, Felder und Seitenstraßen ziemlich genau an. Zumindest, wenn die Sonne günstig stand. Die Anzeigen auf dem kleinen Display waren beim Fahren bei ungünstigem Licht nicht immer gut zu erkennen. Garmin führte uns dann flugs auf einen großartigen Fahrradweg, nämlich eine stillgelegte Bahntrasse, die schlaue Menschen asphaltiert hatten. Ganz easy zu radeln. Garmin aber schien das ewige Geradeausfahren zu langweilen. Denn plötzlich zeigte er »links abbiegen« an.
Das hätte aber bedeutet, dass wir den schönen Fahrradweg verlassen und auf eine viel befahrene Straße hätten abbiegen müssen. Das haben wir nicht gemacht. Garmin war darob anscheinend sauer, weil er immer wieder nach links wollte. Irgendwann, nahe des Ziels, hatte er sich dann wieder eingekriegt und zeigte hilfreich und ordnungsgemäß den Weg zur Klinik an.
    Nun hat mir ein Schlauberger gesagt, Garmins Problem hätte womöglich darin gewurzelt, dass wir die kürzeste Route eingegeben hätten und nicht so was wie »schönste« oder »Route für alte, schlaffe Säcke«. Okay, ich habe es versucht, es aber nicht geschafft, solche Menüs zu finden. Kann sein, dass ich zu doof war, kann aber auch sein, dass Garmin zum Teil nicht so richtig easy zu bedienen ist. Das zumindest war mein Eindruck. Und sonst? Naja, Garmin ist ein hochkomplexes Gerät mit sehr gutem Satellitenempfang. Ideal für den anspruchsvollen Outdoorfreak, der offroad unterwegs ist – mit zahlreichen Funktionen. Als Fahrradnavi ist er durchaus brauchbar – aber allein dafür würde ich mir Garmin nicht kaufen. Dafür ist das Display zu klein und das Gerät dann doch etwas zu überfrachtet. Wer aber Spaß an technischen Spielereien hat oder wirklich in der Wildnis unterwegs ist, hat mit Garmin einen guten, verlässlichen Freund. Wenn er ihn nicht verärgert. Einmal nämlich standen wir vor einer dichten Hecke. Links und rechts ging es weiter. Garmin aber zeigte geradeaus. Verdammt, dachte ich, ich bin schließlich Stern -Reporter, und brach entschlossen durchs Unterholz. Dann zeigte Garmin plötzlich wieder nach links. Und ich meine, dass er dabei schelmisch mit dem Display gezwinkert hat.

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    Bis ich 40 Jahre alt war, habe ich praktisch keinerlei Sport getrieben, konnte aber immerhin in diesem Alter mit einer veritablen Midlifecrisis aufwarten, war am
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