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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack
Autoren: Kester Schlenz
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joggten zusammen. Einmal im Wald machte er ein paar Trockenübungen, so genannte Katas, ritualisierte, genau festgelegte Bewegungen, die einen Kampf simulieren.
    Das sah so was von klasse aus. Dynamisch, gefährlich, die pure Energie.
    So was müsste man beherrschen, dachte ich. Sich verteidigen können, ohne Tasches herbe Präventivschlagmethode zu nutzen. Thorsten sagte dazu: »Es ist nie zu spät, Alter, ich bring dir mal ein paar Grundübungen bei.«
    Und so fing meine kurze Odyssee in die Welt des Kampfsportes an. Thorsten lehrte mich die Grundstellung, den festen Stand mit leicht seitlicher Neigung zum Gegner, einen Arm angewinkelt in Augenhöhe,
den anderen nach hinten gestreckt mit geballter Faust. Dann ist man für alles bereit, kann nicht so leicht umgeschubst werden und schützt auch seine Weichteile. »Wenn einer so dasteht«, sagte Thorsten, »dann weißt du, dass er was drauf hat. Dann musst du auf der Hut sein.«

    Er zeigte mir die ersten, einfachen Katas, Schrittfolgen, Schlagkombinationen und so weiter. Ich stellte mich nicht besonders gut an, aber nach und nach bekam ich etwas Gefühl für die Sache. Voll wie bei »Karate Kid«. Aber immer, wenn ich dachte, jetzt hätte ich schon ein bisschen was drauf, meinte Thorsten: »So, jetzt versuch mal, mich irgendwie zu schlagen, ich werde nicht zurückhauen, sondern nur abwehren.«
    Ich gab alles, habe ihn aber nicht ein Mal getroffen. Er wischte einfach alle Schläge weg, als wäre ich eine lästige Mücke.

    Dennoch hatte ich sozusagen Blut geleckt und meldete mich nach meinem Urlaub im nächstgelegenen Karate-Verein an.
    Und, liebe Mitsäcke, ich habe das tatsächlich ein halbes Jahr durchgehalten.
    Einmal die Woche das ganze Programm: Fitnesstraining, diese vertrackten Katas, erste vorsichtige Kampfübungen. Ich kaufte mir Karateboxhandschuhe, übte brav zuhause die Schritt- und Schlagfolgen, bekam von meinen Kumpels einen Boxsack geschenkt, auf dem ich rumprügelte, und entwickelte nach und nach echt ein besseres Körpergefühl. Natürlich hatte ich in Wirklichkeit noch so gut wie nichts drauf, aber in der S-Bahn guckte ich sozusagen schon etwas »taschiger«. So nach dem Motto: »Pass auf, Alter, noch so’n Blick, und zack, dann ist die Backe dick!« Ich wurde zu einer Art Mental-Bruce-Lee. Körperlich immer noch mickrig, aber mit der Aura einer tödlichen Kampfmaschine gesegnet.
    Dann kam der Bandscheibenvorfall. Oben im Nacken. Ich will Sie hier nicht mit Details meiner Krankengeschichte langweilen, es reicht zu wissen, dass sowohl mein Orthopäde als auch mein Krankengymnast von weiterem Karatetraining abrieten.
    War vielleicht auch besser so. Wer weiß, wen ich noch alles umgehauen hätte?
    Aber Ihnen, liebe Säcke, lege ich Karate, Judo oder Ähnliches ans Herz. Ein Kumpel von mir, er ist 53, hat gerade seinen Schwarzgurt in Karate gemacht. Und ich kann Ihnen sagen: Der ist alt, aber fit wie ein Mungo!

Bicycle Race 1
    MIT DEM FAHRRADNAVI DURCHS UNTERHOLZ
    Okay, meine Herren. Wir alle haben es jetzt wohl begriffen: Man soll sich als alter Sack viel bewegen. Laufen ist gut, und natürlich Fahrrad fahren. Aber immer nur um den Block ist ja langweilig. Wir Männer müssen offroad biken. Ist doch klar. Und weil wir zudem nun auch fast alle Technikfreaks sind, habe ich mal für uns alle ausprobiert, wie es ist, wenn man mit einem Fahrradnavigationsgerät durchs Unterholz brettert.
    Ich möchte Ihnen meinen Kumpel Garmin vorstellen. Garmin heißt mit vollem Namen »Garmin etrex Vista HCx« und ist angeblich ein vollwertiges Navigationsgerät.
    Aber ich nenne ihn zärtlich Garmin, so wie Armin. Man muss an technische Geräte emotional rangehen.
    Bekommen habe ich Garmin von meinem Stern -Kollegen Oliver, der einen Deppen suchte, der das in seiner Freizeit für ihn testet. Ich stellte mir das Navi so wie das in einem Auto vor. Eines, das man sich an den Lenker schraubt und das dann mit so einer tollen Frauenstimme Sachen sagt wie »Nach 100 Metern am Froschteich halblinks und dann mitten durch die Rabatten drei Kilometer geradeaus«.

    Aber Garmin war so klein wie ein Handy, hatte einen winzigen Bildschirm und keine Sprechstimme. Ich war enttäuscht, blieb aber gefasst.
    Garmin sollte eine Chance haben. Und ich auch, denn es macht ja mehr Spaß, der Versackung mit abenteuerlichen Touren vorzubeugen, als in der City in so einem knappen Fahrraddress rumzugurken, in dem sich das Skrotum so doof abzeichnet.
    Ich begann also voller Vorfreude in Garmins
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