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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln
Autoren: Mario D Richardt
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öffnen die Tür und vor Ihnen steht ein Tisch. Ein großer Tisch. Ein runder Tisch. Und an diesem Tisch sitzen Ihre Organe mitten in einer Sitzung. Sie beraten sich alle zusammen.«
    Ist das jetzt sein Ernst? Meine Organe sitzen an einem Tisch und halten ein Kaffeekränzchen ab? Ich frage mich, ob Seltsam-Hokuspokus selbst an diesen Quatsch glaubt.
    »Schauen Sie genau hin und sagen Sie mir, welche Organe anwesend sind. Lassen Sie sich dabei Zeit und blicken Sie in Ruhe in die Runde!«
    Äh … Ich soll was? Ich soll sagen, welche meiner Organe hier eine Geheimsitzung anberaumt haben? Ich muss grinsen. Gleichzeitig denke ich daran, dass dies den Doktor ärgern könnte und beiße mir fest auf die Zunge.
    »Welche Organe können Sie sehen?«
    Er will wirklich eine Antwort haben! Hmm … Was sage ich denn nur? Ich versuche es mit der Wahrheit: »Ähm … also … ich sehe da nichts!«
    Offenbar irritiert das Doktor Seltsam-Hokuspokus. Er fragt noch einmal nach. Diesmal etwas fordernder: »Blicken Sie genau hin. Wer sitzt da alles?«
    Ich glaube, aus dieser Nummer komme ich nicht mehr heraus. Natürlich könnte ich aufstehen und zum Doc sagen, dass er vermutlich als Kind zu heiß gebadet hat … Aber so unhöflich bin ich nun auch wieder nicht. Also probiere ich es mit einer Notlüge und denke mir aus, wer da herumsitzen könnte: »Also … äh … Da sitzt der Magen. Und die Leber. Dann sehe ich noch die Galle und die Bauchspeicheldrüse. Äh … Und den Dickdarm sehe ich.«
    »Sehr gut! Machen Sie weiter! Wer sitzt da noch?«
    Mist! Der will es jetzt wissen. Ich krame in meinen Gedanken und überlege, was für Organe sich noch in meinem Bauch herumtummeln: »Die Milz ist noch da. Und der Dünndarm. Jetzt sehe ich auch den Blinddarm. Der ist so klein, den habe ich zunächst übersehen. Sorry! Der guckt kaum über die Tischkante.«
    »Prima. Das klappt ja schon fantastisch mit Ihnen! Und jetzt hören Sie hin, worüber die Organe miteinander sprechen!«
    Diese Aufforderung macht es nicht unbedingt leichter, was vor allem daran liegt, dass mein Dämmerzustand so stark vorhanden ist wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Piratenpartei den Bundeskanzler stellt.
    »Ja … ähem … Ich verstehe das ziemlich schlecht.« Um meiner Beobachtung die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen, füge ich hinzu: »Der Dickdarm nuschelt so doll!«
    Nun lausche ich neugierig, was Dr. Seltsam-Hokuspokus dazu sagt. Er sagt nichts. Hoffentlich habe ich den Bogen nicht überspannt.
    »Geben Sie sich Mühe! Reden Ihre Organe über Ihre Magen-Darm-Beschwerden?«
    »Ja, stimmt. Jetzt, wo Sie es sagen«, erwidere ich.
    »Und deshalb müssen Sie nun mit ihnen sprechen und genau formulieren, was Sie von Ihren Organen in Zukunft erwarten. Sie müssen Ihrem Willen deutlich Ausdruck verleihen!«
    Ich kämpfe mit mir. Ich kämpfe darum, nicht plötzlich loszuprusten. Wo, bitteschön, finde ich hier den Schwachsinn-Button? Noch ein solcher Spruch und ich kann mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Mein Arzt scheint das mitbekommen zu haben. Er wird forscher: »Trauen Sie sich! Machen Sie eine klare Ansage darüber, was Sie stört und was sich in Zukunft ändern muss!«
    Oje, das wird verdammt schwierig für mich. Wie soll ich es anstellen, ohne dass mich Dr. Seltsam-Hokuspokus enttarnt? Und so sage ich erst mal nichts zu ihm, sondern schweige. Ganze gefühlte zehn Minuten lang. Dauert ja auch ein bisschen, so ein Donnerwetter! Jetzt schaltet sich der Doc wieder ein: »Sind Sie fertig?«
    »Äh … Ja, ich denke schon.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    Der lässt nicht locker und will es ganz genau wissen. Ich muss meiner Fantasie freien Lauf lassen.
    »Ich habe mit der Faust auf den Tisch geschlagen und gesagt, dass ich es verdammt noch mal nicht in Ordnung finde, ständig Schmerzen zu haben. Es geht mir total auf den Keks – und das habe ich vor allem den anwesenden Darmteilen erzählt –, dass ich so oft wegen des Reizdarms aufs Klo muss. Ich hab gesagt, wenn Ihr mir keine Probleme macht, dann mache ich euch auch keine! So einfach ist das.«
    »Und was haben Sie dann getan?«, fragt Seltsam-Hokuspokus.
    »Reicht das nicht? Ich dachte, meine Botschaft war klar und deutlich.«
    »Sie müssen einen Vertrag machen. Setzen Sie sich mit an den Tisch und unterzeichnen Sie einen Vertrag. Quasi ein Friedensabkommen. Und erst wenn alle unterschrieben haben, ist der Vertrag gültig.«
    Ich bin schon wieder kurz vorm Losprusten. Jetzt können meine Organe also nicht
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