Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln
Autoren: Mario D Richardt
Vom Netzwerk:
nur sitzen und miteinander quasseln, sondern auch schreiben. Ich frage mich, wie die den Stift halten sollen? Der Zwölffingerdarm dürfte das kleinste Problem damit haben.
    »Haben Sie den Vertrag unterschrieben?«
    »Ja. Alles erledigt!«
    »Gut. Dann nehmen Sie den Vertrag und verbrennen ihn, so dass alle es sehen können!«
    Was ist das denn schon wieder für ein Quark? Aber gut, ich will endlich zum Ende kommen und erzähle, dass ich auch das gemacht habe.
    »Verabschieden Sie sich von allen und gehen Sie langsam die Treppenstufen nach oben zur Kellertür. Gehen Sie hinaus und schließen Sie die Tür.«
    Zum Schluss macht Dr. Seltsam-Hokuspokus noch ein paar Entspannungsübungen mit mir. Ich höre aber kaum auf ihn, sondern gehe im Kopf das eben Erlebte noch einmal durch. DAS soll es gewesen sein? DAS war alles? Für hundert Euro? Das Geld hätte ich besser anlegen können. Ich ärgere mich, dass ich mich darauf eingelassen habe.
    Ich verabschiede mich, wir floskeln noch ein wenig herum, er lobt mich und sagt, dass es doch ein guter Anfang gewesen wäre und ich gern einen neuen Termin vereinbaren könne, weil es so toll funktioniert hat. Ich nicke und sage, dass ich in meinen Kalender gucken muss, den ich jetzt leider nicht dabeihabe. Dann öffne ich die Tür des Sprechzimmers – und mir steigt ein leichter Brandgeruch in die Nase. Ich drehe mich noch einmal um und zweifle für den Bruchteil einer Zehntelsekunde. Dann schüttle ich den Kopf und bin weg.

GEGEN DEN STROM
    18 Uhr. Ich komme nach Hause und freue mich, dass ich wegen meines frühzeitigen Erscheinens in heimischen Gefilden noch eine Menge erledigen kann. Offenbar freue ich mich zu früh, denn im Treppenhaus ist es stockfinster. Stromausfall! Licht geht nicht, Fahrstuhl geht nicht. Der Einzige, der geht, bin ich. Fünf Etagen – leicht gebückt, um die Stufen mit meinem Handydisplay zu erkennen. Aber aus dem Ding dringt nur ein leichter Lichtschein bis zu den Stufen vor. Ich muss mir wohl doch mal ein neues Telefon zulegen. Da ist ja heutzutage alles drin, was man braucht oder nicht braucht, und sicher gibt es unter den Millionen Apps auch Taschenlampen. Oder Nebelscheinwerfer mit Xenon-Licht. Aber ich setze eben auf Robustheit und Funktionalität. Und funktionieren tut mein sechs Jahre alter »Knochen« bestens. Zumindest beim Telefonieren.
    Während ich darüber nachdenke, bin ich oben angekommen, stolpere über den Müllsack, den ich am Morgen im Flur vergessen habe, und taste im Dunkeln nach dem Kerzenentzündungsmetallstabdingens, das ich irgendwo in der Küche verkramt habe. Kurz bevor ich aufgeben will, habe ich es in der Hand. Ich zünde ein paar Kerzen an und setze mich wartenderweise auf das Sofa. Dauert ja in der Regel nicht lange, so ein Stromausfall. Und danach muss ich dringend an meinen Computer, um noch einige wichtige Dinge zu erledigen.
    19 Uhr. Erstaunlich, wie sehr man auf Strom angewiesen ist. Ich kann mir weder Tee kochen noch in die Röhre gucken oder am PC arbeiten. So weit zu meinen Plänen. Aber wird bestimmt gleich. Ich versuche im flackernden Kerzenschein in einer Eltern-Zeitschrift zu lesen. Die kaufe ich mir regelmäßig an der Tankstelle, denn ich will ja für den »Fall der Fälle« vorbereitet sein. Ja, in so was bin ich Perfektionist. Obwohl ich momentan von einem Baby so weit entfernt bin wie Hertha BSC vom Meistertitel. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. In beiden Fällen würde ich mich wie Bolle freuen. Das Lesen im Lichtgeflacker nervt nach fünf Minuten, die Augen tun mir weh. Also warte ich weiter.
    20 Uhr. Immer noch nichts. Verdammt! Man kann sich seinen Abend auch schöner gestalten. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf.
    20.15 Uhr. Der Film, auf den ich mich gefreut hatte, beginnt ohne mich. Ich liebe »Und täglich grüßt das Murmeltier«. Weil der Film so toll ist, habe ich ihn auch programmiert. Wie schön, dass auch der Festplattenrekorder vom Strom abhängig ist.
    20.25 Uhr. Ratter … ratter … ratter! Der Videorekorder (ja, so was habe ich noch!) fährt hoch. Gutes Zeichen. Ich gehe durch die Wohnung, mache Licht an. Funktioniert! Juhu! Wasser in den Wasserkocher. Brodelt. Sehr gutes Zeichen! Ich mache mir einen Tee und den Rechner an. Geht doch! Sehr schön, kann ich also doch noch was machen. Die Warterei hat sich gelohnt. Ich drücke noch schnell die Aufnahmetaste am Festplattenrekorder und schlendere zum Computer.
    20.35 Uhr. Mir wird schwarz vor Augen. Das ganze Arbeitszimmer ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher