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Leck mich

Leck mich

Titel: Leck mich
Autoren: Raymond Bean
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Nase und schnupperte daran. Er zögerte ziemlich lange. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Augen waren auf Ronnie gerichtet. Schließlich nahm er einen kleinen Bissen. Im selben Moment, in dem er die Leber im Mund hatte, spuckte er sie auch schon wieder aus. Sie flog im hohen Bogen über den Tisch und landete in den Haaren eines kleinen Mädchens.

    Sie sprang sofort auf, rannte über das Basketballfeld und versuchte, das Stückchen Leber aus ihren Haaren zu kriegen. Die übrige Klasse explodierte lautstark, alle sprangen auf, rasten in der Halle herum und taten so, als würden sie sich Essensreste aus den Haaren pflücken.
    Über das irre Getobe hinweg blickte ich zu Mr Gonzales, der mit den Lippen die Worte formte: Du hast eine Woche . Ich holte tief und lange Luft. Das würde nicht einfach werden.

Gefällt es dir?
    Die Woche vor der Präsentation war nicht besonders angenehm. Etwa in der Mitte der Woche beschloss meine Schwester, dass sie nichts mehr von meinen Sachen für die Wissenschaftspräsentation essen würde. Sie meinte, sie wären so schlecht, dass sie lieber etwas von den normalen Speisen probieren würde, was sie dann auch tat. Jeden Abend in dieser Woche arbeiteten Mr Carson und ich bis tief in die Nacht. In der Schule hatte ich das Gefühl, ich wäre gar nicht da.
    Wir forschten nach den vielen Möglichkeiten, mit denen raffinierte Küchenchefs immer wieder einen erstaunlichen neuen Geschmack schufen. Wir benutzten Geräte, die die Molekularstruktur von Leber und Zuckerstangen maßen. Mr Carson hatte einen ganzen Haufen seltsamer Kochgerätschaften liefern lassen, mit denen wir Stunde um Stunde experimentierten. Ein paarmal war ich mir sicher, wir stünden kurz davor, Zuckerstangenleber zu erschaffen, aber wir bekamen es dann doch nicht richtig hin. Egal, was wir machten, ich konnte immer noch Leber schmecken.
    Am schwersten war es, dass die Forschungsarbeiten für mich so kompliziert und anspruchsvoll waren. Ich war einfach nicht genügend ausgebildet, um ein so kompliziertes Problem in Angriff zu nehmen. Doch es war das, was meine Schwester wollte, also versuchte ich es weiter.
    Der Tag der Präsentation war ziemlich schlimm. Mr Michaels hatte mir direkt am Eingang der Schule einen speziellen Platz zugewiesen, an dem ich mein Projekt präsentieren sollte. Hinter mir gab es ein Banner mit einem riesigen Bild von mir, auf dem ich ein Päckchen Süße Fürze hielt. Darunter stand: »Keith Emerson, Erfinder des internationalen Verkaufsschlagers Süße Fürze !« Und dann war die ganze Geschichte aufgeführt, wie ich Süße Fürze erfunden hatte.
    Ich war völlig erschöpft, hatte die ganze Nacht durchgearbeitet. Ich glaube, irgendwann bin ich auf einem Stuhl im Labor eingeschlafen, doch ich konnte mich nicht richtig erinnern. Ich wusste nur, dass ich jede Menge Leber gegessen hatte.
    Zu Beginn der Präsentation war mein Stand vollgepackt mit Menschen. Doch dann wurde es ziemlich schnell ruhig, als die Leute merkten, dass ich bloß eine Idee hatte, über die ich reden konnte, aber keine konkrete Erfindung. Ich hatte ein paar Stücke der verschiedenen Versionen unserer Zuckerstangenleber ausgelegt, die wir zubereitet hatten. Ein Kind probierte davon und spuckte es sofort wieder aus. »Dein Projekt ist eklig«, versicherte es mir.
    Ein paar Stände weiter auf dem Flur war Anthonys Projekt aufgebaut. Den ganzen Tag lang war sein Stand belagert. Ich war erstaunt, wie viel Arbeit er sich gemacht hatte. Da gab es Grafiken und Tabellen und einen großen Computerbildschirm mit Bildern von ihm bei der Arbeit im Labor. Unermüdlich sprach er über seine Theorien und über die Muster, die er bei den Lottozahlen gefunden zu haben glaubte. Der Kerl kann vielleicht reden! Ich beobachtete ihn, als er wie ein Wasserfall darüber sprach, dass er ziemlich sicher war, bald den Jackpot zu knacken.
    Dann auf einmal fiel mir auf, dass ich Scott ja noch gar nicht gesehen hatte. Ich beschloss, herumzugehen und ihn zu suchen. Seit er und Anthony sich getrennt hatten, hatte er echt ein totales Geheimnis aus seinem Projekt gemacht. Ich ging durch die ganze Schule und fand ihn schließlich in unseremKlassenzimmer. Das heißt, ihn konnte ich nirgends entdecken, aber auf seinem Tisch war sein Versuch aufgebaut. Der bestand aus zwei großen Wasserflaschen, eine über der anderen. An den Öffnungen waren sie mit Klebeband zusammengeklebt, und die eine der Flaschen war halb voll mit gefärbtem Wasser. Ich konnte
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