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Leck mich

Leck mich

Titel: Leck mich
Autoren: Raymond Bean
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es nicht fassen. Er hatte das klassische Faulpelzexperiment gemacht. Den Tornado in der Flasche!

    »Gefällt es dir?«, fragte er hinter mir.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Ich bin in den letzten beiden Monaten fast total durchgedreht, und du machst den Tornado in der Flasche! Wie lange hast du dazu gebraucht?«
    »Ich hab’s heute Morgen zusammengeschustert«, sagte er stolz. »Meine Mutter musste mir nur dabei helfen, die Flaschen zu halten, während ich sie mit dem Band zusammengeklebt hab.«
    »Was hast du in den letzten Wochen gemacht?«
    »Ich hab mir einen Schlagtrainer angeheuert. Er hat mit mir vor der Wurfmaschine an meinem Schwung beim Schlag gearbeitet. Im Frühjahr werde ich den Ball zerschmettern.«

Die Helen Winifred Show
    Nach der Präsentation drängten wir uns alle in einen großen Wagen, den Mr Gonzales organisiert hatte. Er saß bereits drin, als wir abgeholt wurden. »Na, wie ist es gelaufen?«, fragte er.
    »Sie wissen doch, wie es gelaufen ist. Da waren all diese Leute, die bei der Präsentation so viel von mir erwartet haben, und ich hab sie enttäuscht. Es war total peinlich.«
    »Aber das macht doch nichts, Keith. Du hattest einen erstaunlichen Erfolg mit Süße Fürze . Du bist jetzt ein Wissenschaftler. Du musst dir klarmachen, dass für einen Wissenschaftler auch der Fehlschlag dazugehört. Weißt du, ich hatte weitaus mehr Fehlschläge als Erfolge. Dir wird immer mal was misslingen, aber du darfst nicht aufgeben. Zumindest weißt du jetzt, was du nicht machen sollst, wenn du mit deiner Forschung fortfährst.«
    »Was meinen Sie mit fortfahren? Die Wissenschaftspräsentation ist vorbei.«
    »Die Wissenschaftspräsentation mag vorbei sein, aber die Wissenschaft ist es nicht. Du hast großartige Ideen, und du schuldest es dir, deiner Familie, mir und Benjamin Franklin, weiter an ihnen zu arbeiten.«
    Ich holte tief Luft. »Ich war ganz sicher, dass Sie mich aus dem Labor rausschmeißen.«
    »Nein, Keith, das Labor gehört dir. Du und deine Freunde können es benutzen, wenn ihr das für angebracht haltet. In einer bestimmten Weise bist du eines meiner Experimente. Ich sehe etwas in dir. Du ziehst es vor, dich mit deiner Familie und deinen Freunden zu umgeben. Ich muss darauf vertrauen und zusehen, wohin dich das bringt.« Dann drehte er sich um und blickte Scott an. »Wenn du allerdings nächstes Jahr wieder so eine Nummer abziehst wie heute, bis du draußen. Hast du das verstanden, Scott?«
    »Ja, Mr Gonzales«, sagte Scott und nickte.
    Während der Fahrt zur Helen Winifred Show war ich gleichzeitig besorgt und erleichtert – besorgt, weil ich ins Fernsehen sollte und erklären musste, warum ich bei meinem wissenschaftlichen Versuch gescheitert war, und erleichtert, weil die Präsentation vorbei war. Es waren ein paar harte Wochen gewesen. Jetzt war ich glücklich, einfach dazusitzen und aus dem Fenster zu schauen.
    Als wir schließlich in New York City ankamen, saß ich kurz darauf bei der Helen Winifred Show backstage und wartete, dass ich an die Reihe kam. Eigentlich habe ich da draußen auf der Bühne nichts zu suchen , dachte ich. Ich hatte nichts, über das ich wirklich reden konnte. Mein Experiment war ein Flop.
    Genau da kam eine Frau mit Headset und einem Klemmbrett herein und gab mir ein Zeichen, dass es Zeit wäre loszugehen. Ich spürte, wie mir die Brust eng wurde. Ganz plötzlich wurde mir mein Atmen bewusst. Als ich aufstand, wurde mir ein bisschen schwindelig, und mein Bauch war voller Schmetterlinge.
    Ich folgte der Frau durch einen langen Flur, in dem lauter Bilder mit all den berühmten Leuten hingen, die Helen Winifred schon interviewt hatte. Der Gang schien endlos weiterzuführen, und beinahe wünschte ich, dass es so wäre, damit ich es niemals bis auf die Bühne schaffen würde. Doch dann kamen wir an eine Tür. Ein blinkendes Licht darüber verkündete: »Livesendung«.
    Meine Mom hatte Helen Winifred praktisch anjedem Tag meines Lebens gesehen, und ich hatte nie darüber nachgedacht, dass die Show keine Aufzeichnung war, sondern eine Livesendung. Doch jetzt wurde mir plötzlich klar, dass es live in die ganze Welt hinausging, wenn ich einen Fehler machte oder mir etwas Peinliches passierte.
    Die Dame mit dem Headset öffnete die Tür und bedeutete mir mitzukommen. Ich hörte zuerst nur das Publikum. Es war richtig laut. Dann kam Helen Winifreds Stimme: »Mein nächster Gast ist ein zehnjähriger Junge aus Long Island, New York. Im letzten Schuljahr
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