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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen
Autoren: Hans Dominik
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wirklich Leben gewonnen hätte?« Heiser, fast flüsternd stieß Eisenlohr die Worte hervor.
    Dr. Bruck war aufgestanden und ging nachdenklich im Raum hin und her.
    »Wenn es wäre? … ›Wenn‹ und immer wieder ›Wenn‹! Seit Jahren haben Sie sich in dieses Problem verbissen. Hunderte von Versuchen haben wir gemacht, andere Hunderte werden wir vielleicht noch machen müssen, bevor wir ein brauchbares Ergebnis erhalten. Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, Eisenlohr, Sie laufen mit Scheuklappen durch die Welt. All das andere, was wir bei diesen Arbeiten entdeckten, was ein glücklicher Zufall uns gewissermaßen so nebenher in den Schoß warf, das wollen Sie nicht sehen. Es ist mir wirklich unbegreiflich …«
    Eisenlohr fuhr mit der Hand durch die Luft, als ob er dem Sprecher das Wort abschneiden wollte.
    »Was schert mich das andere? Denken Sie das Unausdenkbare, Bruck! Wenn wir tatsächlich dem Geheimnis der Urzeugung auf der Spur wären! Unsere Namen würden in der Wissenschaft unsterblich weiterleben.«
    »Aber das andere, Eisenlohr! Wenn wir dem andern nachgingen …« Die Worte Brucks gingen in einem Geräusch unter, das von außen her kam. Eine Tür wurde aufgerissen. Michelmann stand auf der Schwelle. Unordentlich hing ihm das Haar in die Stirn; seine Kleidung zeigte Spuren eines Gewaltmarsches quer durch Gestrüpp und Dornengebüsch.
    Unwillig über die Störung blickte Eisenlohr auf. »Was ist, Michelmann? Ich habe Sie nicht gerufen.«
    »Herr Doktor! Es sind Fremde auf dem Berg. Fremde Banditen … Sie wollen die Burg überfallen …« Nach Atem ringend stieß Michelmann die Worte hervor. Eisenlohr schob dem Alten einen Stuhl hin.
    »Setzen Sie sich, Michelmann, erholen Sie sich! Und dann berichten Sie uns vernünftig, was geschehen ist. Am Telefon sagten Sie, daß alles in Ordnung wäre.«
    »Am Telefon war’s ja gerade, Herr Doktor!« sprudelte Michelmann los. »Als ich eben wieder zuschloß, standen plötzlich zwei Kerle hinter mir und wollten mich mit Gewalt zwingen, sie auf die Burg zu führen.«
    »Ist ihnen wohl nicht gelungen?« warf Eisenlohr dazwischen.
    »Gott sei Dank – nein, Herr Doktor! An der Kreuzung X – C sprang ich schnell ins Gebüsch. Warf dem einen meinen Korb vor die Füße, sah noch, wie er darüber stolperte und hinfiel …«
    Eisenlohr ging zu einem Wandschalter und legte ihn um. Ein leichtes Rollen und Dröhnen drang von außen her in den Raum. Durch einen Elektromotor bewegt, schob sich eine schwere stählerne Schiebetür vor das Burgportal und sperrte den Hof gegen jeden Eindringling.
    Dr. Eisenlohr trat an einen Schrank, nahm eine Karte heraus und breitete sie auf dem Tisch aus.
    »Bei der Kreuzung X – C haben Sie die Leute verlassen?«
    »Jawohl, Herr Doktor.«
    »Wann ungefähr?«
    Michelmann dachte kurze Zeit nach. »Vor einer Viertelstunde etwa, Herr Doktor.«
    »Sie kamen von der großen Buche, waren zusammen auf dem C-Pfad?«
    Michelmann nickte. Eisenlohr verfolgte mit einem Bleistift Linien auf der Karte.
    »Sie werden auf dem C-Pfad geblieben sein. Könnten jetzt etwa an der Stelle sein.« Er markierte einen Punkt auf der Karte. »Wollen sehen, was wir für sie tun können.« Er ging zu einer Schalttafel und bewegte verschiedene Schalter, während er dabei leise vor sich hin sprach.
    »So, das dürfte einstweilen genügen«, meinte er zu Bruck, während er an den Arbeitstisch zurückkehrte und sich wieder über das Mikroskop beugte. Michelmann verließ geräuschlos den Raum; er wußte aus langer Erfahrung, daß Dr. Eisenlohr bei seinen Arbeiten keine Störungen liebte. Bruck machte sich an einer anderen Stelle des Laboratoriums an einem Apparat zu schaffen. Ein Metallblock stand dort auf einem Tisch, ein Würfel, der etwa einen Meter im Kubus messen mochte. Der stumpfgrauen Farbe nach zu schließen konnte er aus Blei bestehen. Der aus starkem Eichengebälk gezimmerte Tisch ließ auf ein erhebliches Gewicht der Metallmasse schließen; schwere Porzellanisolatoren und Zuführungskabel verrieten, daß elektrische Hochspannung in dem Apparat wirkte. An der einen Wand hatte er ein kleines Glasfenster. Dicht vor ihm. stand auf einem Stativ ein Glasgefäß, gefüllt mit einer leicht opalisierenden Flüssigkeit.
    Eisenlohr war mit seiner Beobachtung fertig und trat zu seinem Assistenten. »Wir wollen die Emulsion in den Keller bringen, Bruck, in den Brutschrank.«
    »Wie Sie wollen, Eisenlohr«, sagte Bruck unsicher. »Hoffentlich wird es nicht wieder ein
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