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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen
Autoren: Hans Dominik
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Fehlschlag.«
    Eisenlohr nahm das Gefäß mit der Flüssigkeit vorsichtig in seine Hände, während der Assistent den Strom von der Apparatur abschaltete. Zusammen gingen sie in eine Ecke des saalartigen Raumes, wo eine Wendeltreppe in die Tiefe führte.
    *

»Müssen versuchen, den Weg allein zu finden«, hatte Reinhard gesagt, als er nach seinem Sturz wieder auf den Beinen stand.
    »Zum Teufel, Walke, wo ist die Laterne geblieben?«
    Walke brachte eine elektrische Taschenlampe zum Vorschein und leuchtete damit umher. Da lag zwischen den Nesseln umgestürzt der Korb, über den Reinhard gefallen war. Verstreute Glasscherben verrieten, daß der Korbinhalt dabei zu Schaden gekommen war. Einige Schritte weiter entdeckte Walke die Blendlaterne und mußte schnell feststellen, daß sie auch allerlei abbekommen hatte. Das Schutzglas war zersplittert, die Blende verbogen und der Brenner angebrochen. Sie gab nur noch eine trübe rußende Flamme, als Walke sie wieder anzündete.
    »Weit werden wir damit nicht kommen, Herr Reinhard.«
    »Verflucht! Wir müssen aber!« knirschte Reinhard ungeduldig und tappte in dem unsicheren Licht weiter. »Schonen Sie Ihre elektrische Lampe, Walke! Ewig kann doch der miserable Pfad nicht mehr dauern. Ich denke, daß wir bald auf den richtigen Burgweg kommen.«
    In der Ferne schlug eine Uhr, als Reinhard stehenblieb und das Schweigen brach.
    »Jetzt hört der verdammte Pfad ganz und gar auf!«
    Reinhard wußte nicht, daß er in diesem Augenblick kaum zehn Meter von dem bequemen Burgweg entfernt war. Noch vor wenigen Minuten hätte er es sogar bei dem mangelhaften Licht der Laterne erkennen können. Aber da hatte Dr. Eisenlohr in seinem Laboratorium einen Schalter betätigt, und im gleichen Augenblick hatte sich auch hier weit draußen im Wald etwas gerührt. Ein Steinblock und dichtes Gestrüpp hatten sich quer über den Pfad geschoben und machten jedes weitere Vordringen unmöglich.
    »Wir müssen umkehren«, war das Ergebnis einer kurzen Beratung. Mißmutig stolperten sie auf dem alten Wege zurück.
    Nach wenigen Minuten machten sie von neuem halt, ein rohes Holzgatter sperrte den Pfad. »Achtung! Hochspannung! Lebensgefahr!« war in roten Lettern darauf zu lesen.
    »Was ist das, Walke?« fragte Reinhard.
    Walke schüttelte den Kopf. »Weiß der Teufel, wie das zugeht, Herr Reinhard! Vorhin war’s bestimmt nicht da.«
    »Unsinn, Walke! Wir haben uns eben gründlich verlaufen. Wir müssen nochmal umkehren und den richtigen Weg suchen.«
    Reinhard hatte unrecht, und Walke hatte recht, denn auch dies so plötzlich vorhandene Gitter hing mit den Schaltmanövern Eisenlohrs zusammen. Noch nicht hundert Meter waren sie wieder zurückgegangen, als Walke zur Rechten einen schmalen Seitenpfad entdeckte.
    »Na, Walke, da haben wir’s!« rief Reinhard mit neuer Unternehmungslust. »Den haben wir vorhin übersehen. Jetzt werden wir wohl endlich auf den Burgweg kommen.«
    Wieder begann der Marsch, der immer mühseliger wurde, da der neue Weg stark zu steigen begann, aber von dem Burgweg war weit und breit nichts zu bemerken.
    Nun führte der Pfad an einer Felswand entlang, wurde breiter und hörte auf zu steigen. Reinhard hielt an und nötigte auch Walke, stehenzubleiben.
    »Sehen Sie?« flüsterte er ihm zu. Walke schaute hin. In einer Entfernung von etwa zwanzig Meter brach ein Lichtschein aus der Felswand. Vorsichtig gingen sie weiter, bis sie davorstanden.
    In fast doppelter Manneshöhe war eine Art von Fenster in den Fels gesprengt, aus dem das Licht kam. Reinhard löschte die Laterne und stellte sie auf die Erde, flüsterte dann ein paar Worte mit Walke; der hockte sich nieder, Reinhard stellte sich auf seine Schultern und suchte mit den Händen Halt an den Basaltblöcken, während der andere sich langsam emporwuchtete, bis er senkrecht vor der Wand stand. Jetzt konnte Reinhard mit den Händen die kräftigen Eisenstangen eines Fenstergitters fassen, bekam besseren Halt und brachte sein Gesicht an die Scheibe. Er blickte in einen hellerleuchteten Raum und sah zwei Männer, die sich darin zu schaffen machten.
    Der größere der beiden – nach der Beschreibung, die Reinhard von ihm hatte, mußte es Dr. Eisenlohr sein – ließ soeben die Tür eines Schrankes ins Schloß fallen. Dann wandte der Doktor sich zu dem anderen und sprach mit ihm.
    »Aha, das ist Doktor Bruck«, murmelte Reinhard vor sich hin. »Möchte wissen, wo der dritte, der Doktor Holthoff, steckt!« Seine Augen folgten den beiden,
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