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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen
Autoren: Hans Dominik
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besser jetzt als gar nicht.« Eisenlohr ging zum Fernsprecher und führte ein längeres Gespräch.
    »So«, sagte er, als er den Hörer wieder auflegte, »das hat sich gut getroffen. Der Oberwachtmeister war noch auf dem Amt. In einer Stunde kann er hier sein.«
    »Also wollen wir endlich …?« seufzte Dr. Bruck.
    »Ja, jetzt wollen wir«, sagte Eisenlohr.
    Gemeinsam schoben sie den langen Apparat, mit dem Dr.
    Bruck sich beschäftigt hatte, an jenen Metallblock heran, an dem sie gerade ihre Versuche machten, als Michelmann dazwischenkam. Lange Minuten verstrichen dann, während Eisenlohr an feinen und immer feineren Stellschrauben regulierte.
    »So könnte es gehen«, meinte er endlich. »Geben Sie flüssige Luft auf die Röhre, Bruck!«
    Dr. Bruck betätigte Schalter und Ventile, während Eisenlohr einige Schritte zurücktrat und die ganze Anordnung noch einmal prüfend überschaute.
    »Hundertfünfzig Grad unter Null sind in der Röhre«, meldete Bruck von der Schaltwand her.
    »Geben Sie Spannung!« rief Eisenlohr.
    Ein leises Knistern an den gewaltigen Isolatoren des Metallblocks verriet, daß die Höchstspannung arbeitete.
    Auf jener Metallscheibe, die Dr. Bruck in den Blendenring der Bank geschoben hatte, erschien ein dunkler Fleck, wurde heller, erstrahlte schließlich in matter Rotglut. Geschäftig eilte Eisenlohr hin und her, regelte hier und dort den Strom in den Spulen der optischen Bank. Da wurde aus dem glühenden Fleck ein haarfeiner glühender Punkt.
    »Der Strahl steht, Bruck.«
    Noch während Eisenlohr es sagte, begann die auf einen Punkt konzentrierte Energie der Strahlrohre sich auszuwirken. Das Metall der Scheibe kam an der Stelle, wo es von ihr getroffen wurde, ins Fließen. Ein feines Loch entstand in der Platte. Im nächsten Augenblick glühte ein heller Punkt auf einer anderen, einige Meter von der ersten entfernten Metallscheibe auf. Es sah aus, als ob das gleiche Spiel sich hier wiederholen wollte.
    Doch Eisenlohr ließ es dazu nicht kommen. Schon sprang er zur Schaltwand und regulierte die Strahlungsintensität herunter. Das Glühen verschwand.
    Dr. Bruck verfolgte den Gang eines Meßinstrumentes. »Nur noch fünf Watt, Eisenlohr. Warum drosseln Sie die Energie? … Nur noch zwei Watt. Ich verstehe nicht, was Sie damit anfangen wollen.«
    »Sie werden es gleich begreifen, Bruck.« Noch während Eisenlohr es sagte, drehte er andere Schaltkurbeln, und der Zeiger eines Spannungsinstrumentes begann in die Höhe zu klettern und überschritt jetzt einen roten Strich. »Sehen Sie, Bruck … Weltraumstrahlung! … Wir sind die ersten, denen es gelang, sie zu erreichen … noch über sie hinauszukommen … Geben Sie mehr flüssige Luft! Die Röhre muß kalt bleiben …«
    Dr. Bruck drehte ein Ventil weiter auf; in stärkerem Strom floß die flüssige Luft durch die Antikathode der Röhre. Eine kurze Weile blieb er vor der Schaltwand stehen und beobachtete das Spiel anderer Instrumente, wandte sich dann wieder zu dem andern:
    »Die Kältemaschine kommt nicht mit, Eisenlohr. In zehn Minuten wird unser Vorrat an flüssiger Luft verbraucht sein …«
    »In zehn Minuten kann man viel tun, Bruck.« Gemessen kamen die Worte von Eisenlohrs Lippen. Dr. Bruck blickte auf und erschrak. Wieder war der Spannungszeiger gestiegen. Millionen von Volt arbeiteten jetzt in der Röhre. Fast mit Lichtgeschwindigkeit mußten die von der Riesenspannung beschleunigten Elektronen auf die Antikathode schlagen.
    Eisenlohr beugte sich über die Apparatur und beobachtete gespannt die Metallscheibe, die dieser wunderbaren Strahlung ausgesetzt war. Er sah, wie ihr Stoff sich an der getroffenen Stelle verfärbte, veränderte, und richtete sich wieder auf.
    »Wir haben es erreicht, Bruck!« Nur ein leises Beben seiner Stimme verriet die ungeheure Erregung, die ihn gepackt hatte.
    »Es ist, wie es sein muß, Bruck. Zwei Quadrillionen Schwingungen in der Sekunde. Der Strahl zernagt die Atomkerne. Kein Zweifel mehr … Wir haben …«
    »Die flüssige Luft geht zu Ende, Eisenlohr!«
    »Abstellen, Bruck!«
    Dr. Bruck kurbelte den Spannungsregler zurück.
    »Bei Gott, Eisenlohr! Das ging hart auf hart. Wenn die Röhre brach … wenn die entfesselte Spannung …«
    »Wenn und wenn – und noch mal wenn, mein lieber Bruck. Die Röhre ist nicht gebrochen. Ein zweitesmal werde ich sie der Überspannung nicht aussetzen. Holthoff bringt uns neue, stärkere Röhren mit.«
    »Ja, wo bleibt eigentlich Holthoff?« fragte Dr. Bruck. »Ich denke,
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