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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)
Autoren: Bastian Bielendorfer
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überhaupt losgetrabt ist. Wenn es sich dann in Bewegung setzt, fällt spätestens nach zwei Metern der Erste runter, bleibt im Steigbügel hängen und wird so lange mit der Fresse über die Sägespäne geschleift, bis man ihn nur noch »das Gesichtsparfait« nennen kann.
    Schlechte Vorzeichen
    Wenn im Bus ein Best Of von »Fury in the Slaugterhouse« läuft und ein Großteil der Schüler einen dreistelligen Body-Mass-Index hat, sollte man sich als Pädagoge darauf vorbereiten, dem Reiterhof einige Tiere ersetzen zu müssen und das nächste halbe Jahr in der Schulkantine Lasagne essen zu müssen.
Klassenfahrt Stufe 3
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    Merkmale
    In Stufe drei wird es jetzt härter als die Lache eines Nussknackers. Solche Touren, oder Torturen, sind nur für die abgebrühtesten Pädagogen geeignet, die physisch sowie psychisch am absoluten Limit der Leistungsfähigkeit agieren. Bei Klassenfahrten der Stufe 3 wird nicht nur eine beachtliche Distanz überwunden, es werden auch die körperlichen Leistungsgrenzen aller Beteiligten abgefragt. Sesselschoner, Bärchenwurstesser und Ingwerteenipper müssen hier gar nicht erst antreten, sie werden es nicht überstehen. Klassenfahrten der Stufe 3 konfrontieren die Lehrer und Schüler immer mit der größten Kraft unseres Planeten: der Natur, die sich auch von einer Dose Ungezieferspray und einem Thermoschlafsack nicht aufhalten lässt.
    Mögliche Ziele
    Klassenfahrten der Stufe 3 führen die Schulverbände beispielsweise auf den Campingplatz oder an das wärmende Feuer einer Berghütte zum Skifahren. Klingt idyllisch, mag man jetzt denken. Doch weit gefehlt, denn den Klassenfahrern stehen Tage bevor, an denen es Ausfälle an allen Enden gibt. Nach spätestens zwei Tagen fiebern die ersten Kinder auf dem Niveau eines Heißwasserboilers, wenn sie nicht längt mit Knochenbrüchen oder von einem verirrten Stockbrot gekreuzigt im Krankenhaus liegen. Die Pädagogen versuchen sich derweil in Schadensbegrenzung, die Eltern am Telefon fachgerecht zu beruhigen (»Ja, ihrem Sohn geht es gut, nur seinen Armen nicht«) und die Schulleitung von der Schnapsidee abzubringen, dass alle Kinder zum Skifahren geeignet wären. Sind sie nicht!
    Nötiges Budget
    Vergleichsweise hoch, die Ausrüstung muss beschafft werden, ebenso werden meist abgelegene Destinationen gewählt, zu denen man in miefenden Reisebussen fährt, deren Instandhaltung (auch des Miefs!) anscheinend sehr teuer ist. Dieses Haushaltsloch lässt sich nur stopfen, indem man am Verzichtbaren spart. Auch wenn das bedeutet, dass die Kinder mit geworfenen Reisekoffern Enten erlegen oder der Sportlehrer mit seinem Ballonseidensportanzug ein Reh erdrosseln muss, anstatt Lebensmittel kostenintensiv zu erwerben.
    Problemfaktor
    Der Mensch. Bei einer Klassenskifahrt ist es fast unmöglich, dem Begabungs- und Interessensgefälle der Schüler gerecht zu werden. Während manche schon auf die Beherrschung des aufrechten Ganges stolz sind, möchten andere am liebsten mit Doppelsalto übers Matterhorn schweben und langweilen sich deshalb beim Wandertag ein Loch in die Stirn.
    Weiterer Problemfaktor: Das Wetter. Dass der Wetterbericht meist nur eine ungefähre Annährung an die Wirklichkeit darstellt, hat jeder schon mal gemerkt. Bei einer Klassenfahrt ins Zeltlager kann man ihn aber getrost komplett ignorieren. Denn egal, was die großbusige Wetterfee vor dem Bluescreen verspricht, es wird regnen. Es wird kalt. Petrus wird das komplette Programm veranschlagen: Windböen, Sturzregen, Tornados. Nach wenigen Minuten gleicht der Boden des Campingplatzes einer eingeweichten Panade, jeder Schritt lässt einen tiefer im Matsch versinken, es ist nass, kalt und fies. Es ist also empfehlenswert, sein Zelt direkt in einem aufgeblasenen Schlauchboot zu errichten, so kann man heiter winkend an seinen Klassenkameraden vorbeisegeln, während die sich in der Sintflut an ein leeres Faxe-Pils-Fässchen klammern.
    Darüber hinaus wird die ansonsten sinnstiftende Kluft zwischen Lehrer (mit Aktentasche hinter dem Tisch) und Schüler (mit Kopf auf dem Tisch) durchbrochen. So kann es durch die Überwindung räumlicher Grenzen schon einmal vorkommen, dass die Jungen beim Gruppenduschen realiseren, dass sich unter dem grauen Strickpullover des Politiklehrers ein noch dichteres Model aus Eigenwolle verbirgt. Oder dass eine einzelne Lehrerin mit Nasennebenhöhlenproblematik einen ganzen Zeltplatz wach schnarchen kann.
    Schlechte Vorzeichen
    Wenn die
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