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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)
Autoren: Bastian Bielendorfer
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reicht, damit manche Pädagogen danach die häusliche Tagespflege beantragen und sich bis 2019 krankschreiben lassen.
    Mögliche Ziele
    Deutschland und seine Anrainerstaaten bieten ein unendliches Repertoire an Zielen mit kulturhistorischer Bedeutung, beispielsweise Xanten oder Trier. Dort lassen sich kulturelle Entwicklungen sehr schön nachvollziehen – außerdem liegt Trier bei Bitburg, in Bitburg gibt es Bier und mit der Bierverkostung einer Brauereiführung reißt man noch den faulsten Schüler aus der Lethargie.
    Nötiges Budget
    Die Kosten sind recht überschaubar, sie fallen eigentlich nur für Bus und Unterbringung an, die meist irgendwo zwischen Schweinestall und dem Verlies vom Phantom der Oper angesiedelt ist. Vorsicht bei der Berechnung der Buskosten. Sollten die zu fahrenden Kilometer nicht exakt kalkuliert worden sein, macht der Busfahrer entweder so lange Pause, bis die Lehrer ihm ihre Uhren, Portemonnaies und Ringe aushändigen – oder man hat zu viel einkalkuliert und eiert dann stundenlang durch die hinterletzte Pampa, während der Lehrer jede Fahrbahnmarkierung kommentiert (»In dem Wald links von euch gibt es die größte Population von Hühnerhabichten in Westdeutschland, rechts seht ihr einen stillgelegten Braunkohletagebau«), bis bei manchen Schülern vor Langeweile der Puls aussetzt.
    Problemfaktor
    Für vom Aussterben bedrohte Tierarten und stillgelegte Braunkohletagebauanlagen interessieren sich Schüler im Normalfall so sehr wie für Klöppelkurse und Frischkäsezubereitung. Das heißt, dass der Pädagoge sehr wahrscheinlich drei Tage eine Gruppe lahmender Pickelgesichter durch Ruinen treiben muss, die die ganze Zeit damit beschäftigt ist, heimlich besoffen zu werden oder aus Not anfängt, aufgeklaubtes Laub vom Boden zu rauchen.
    Schlechte Vorzeichen
    Wenn die Schüler schon im Bus einstimmig »WIA FAHRN IN PUFF NACH BATZELOOOONA« anstimmen und sich an der Raststätte statt eines überteuerten Schnitzels mit Pommes lieber Tequila und Zitronen kaufen, heißt es: Obacht, liebe Pädagogen.
Klassenfahrt Stufe 2
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    Merkmale
    Hier wird es schon ernster. Nicht, dass sich die Ziele dieser Fahrten zwingend durch eine größere Distanz zum Heimatort auszeichnen, aber sie bergen dennoch ein höheres Potential, in der totalen Katastrophe zu enden. Grund dafür ist der immer lobenswerte Gedanke der Lehrer, den Schülern Erlebnisse fern des Alltags zu bieten. Dabei schwingt immer die Gefahr mit, dass der Lehrer danach nur einen Teil des Klassenkörpers wieder mit nach Hause bringt – die Unsportlichen, Völkerballopfer und Bilderbuchausmaler bleiben meist auf der Strecke.
    Mögliche Ziele
    Der Klassiker ist hier natürlich die Fahrt zum Reiterhof, die meist in der Unterstufe durchgeführt wird und den Stadtkindern nicht nur die Schönheit der Natur vermitteln will, sondern auch Physis und Koordination trainieren soll. Alternativ werden zu diesem Zweck auch Zooausflüge oder Fahrten ins Naturschutzgebiet unternommen. Der Reiterhof wird ein zweigeteiltes Echo im Klassenverband hervorrufen, das ungefähr so aussieht:
    Mädchen: »Reiterhof? Jaa! Juchuu!« (gekrönt von Tränen und Freudentänzen).
    Jungen: »Reiterhof? Nein! Bloß nicht!« (auch gekrönt von Tränen, aber ohne Freudentänze).
    Nötiges Budget
    Gehobene Budgetklasse. Die Pflege und Unterbringung der Tiere erzeugt ja einiges an Kosten. Die der Klassenfahrer eher weniger, da sowohl die sehr übersichtlichen Hygieneeinrichtungen (eine Dusche und ein Klo für alle) und die Zimmer (oder »Löcher« wie sie spätestens nach einer Nacht heißen) an der Grenze des Unzumutbaren sind. Bei Beschwerden über die Verpflegung mit Erbsensuppe, die wie ein Badezimmerteppich schmeckt, werden die Zimmer immerhin mit einem Salzleckstein ausgestattet, zumindest bei Pferden hilft das immer. Auch können nach so einer Fahrt ganz schöne Kosten für einen Chiropraktiker auf die Schule zukommen. Na ja, wenn das Pony überhaupt noch zu retten ist, nachdem ein zwei Zentner schwerer Pommesbomber namens Pascal eine Falte hinein gesessen hat.
    Problemfaktor
    Hoch. Wo mehr erlebt wird, da muss auch mehr überlebt werden. Erstens denken die meisten Stadtkinder, Pferde seien einfach sehr große Hunde, zweitens schlägt sich der zivilisationsbedingte Mangel an Bewegung stark in der mangelnden Reitfähigkeit nieder.
    Da wird versehentlich der Hintern statt des Kopfes gestreichelt oder konstant geschrien, noch bevor das Tier
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