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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier
Autoren: Monika Bender
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zusammen, wie sie konnte, und verknotete sie. Tony keuchte erleichtert,
denn die Blutung versiegte.
    Thomas brauchte
ein paar Atemzüge, bis seine Augen Tony wider klar erschienen. Sie wusste, er
wollte ihr danken. Doch sein Blick wanderte weiter, zu dem Klirren von Metall
auf Metall, dem dumpfen Poltern von Faustschlägen und den Kämpfern, wenige
Meter von ihnen entfernt.
    Lukas hatte
bereits zwei Gegner getötet, die reglos zu seinen Füßen lagen. Noch immer hielt
er zwei Kämpfer in Schach, nur mit dem langen Dolch. Mehr als eine nutzlos
gewordene Pistole lag herum. Wie gelang es ihm überhaupt, zwei Messerkämpfer
abzuwehren, mit versengter Netzhaut? Nach Gehör? Schaudernd verdrängte Tony den
Gedanken.
    Der Angreifer,
der Jan bedrohte, brachte den Bluttrinker in Bedrängnis. Jans Bewegungen
erlahmten zusehends. Nur eine Frage der Zeit, bis er unterlag. Thomas Hand
umklammerte den Dolch fester.
Jan ging in die Knie. Seine Beine knickten einfach ein. Dennoch wehrte er den
Angriff, der jetzt von oben über ihn hereinbrach ab. Sogar Tony erkannte, wie
eng es wurde.
Mit einem Schrei warf Thomas sich nach vorn, robbte in Richtung der Kämpfenden.
Das hätte niemand dem am Boden liegenden Verletzten zugetraut. Er zog eine
Blutspur aus der erneut aufbrechenden Beinwunde hinter sich her.
Hinter Jans Gegner gelang es ihm, sich halb aufzurichten, mit erhobenem Messer.
Tony hörte Thomas keuchen und das ekelhafte Geräusch, als er das Messer in die
Nierengegend des Sterblichen rammte.
Die Klinge war nicht besonders lang und sank nicht zur Gänze ein. Dafür reichte
Thomas Kraft nicht aus. Der Getroffene stieß einen Schrei aus und wirbelte
herum, wie ein verwundetes wildes Tier.
Thomas konnte sich nicht länger aufrecht halten. Er fiel einfach um. Sein
Hinterkopf knallte mit einem dumpfen Laut auf die Fliesen. Er schafft es nicht
mehr die Arme hochzureißen. Ein klobiger Springerstiefel traf seine Stirn.
Tony sprang aus der Hocke nach vorne, kroch weiter und erreichte Thomas Füße.
Sie schlang die Arme um seine Waden und zog. Der Boden war glatt und Thomas
ungesund leicht. Dennoch brauchte sie all ihre Kraft, um ihn aus der Reichweite
des Skins zu zerren.
Dabei rief sie Jans Namen, hoffte, dass der Bluttrinker den Gegner wieder von
Thomas ablenken würde. Doch der schien kaum noch in der Lage den Arm zu heben.
    War da ein
Geräusch? Tonys Puls hämmerte so laut in ihren Ohren, sie war sich nicht
sicher.
Aber da! Die zweite Tür stand offen. Die, die in Richtung Treppenhaus führen
musste.
Sie hörte nur unverständliche Rufe, sah trampelnde Füße in schweren Schuhen und
Beine in schwarzen Hosen. Sie krabbelte auf Thomas zu, flüsterte seinen Namen.
Er reagierte nicht. Dort lag das Messer, blutbeschmiert, seiner Hand
entglitten. Tony umklammerte den Griff. Ihre Knöchel traten weiß hervor. Sie
versteckte die Waffe unter ihrem Körper.
    Jemand war hinter
ihr. Der Fremde würde sie töten! Das Wissen explodierte in ihrem Bewusstsein.
In den nächsten Sekunden würde sie sterben! Minuten höchstens, in denen sie
verblutete.
Hände griffen nach ihr, packten ihre Schultern, drehten sie auf den Rücken.
Oh nein! Gott! Bitte nicht! „Nein!“Mit dem rauen Schrei mobilisierte sie ihre letzten Kräfte. Mit aller Gewalt
stieß sie zu, blind, nach der Brust ihres Überwältigers. Ja, sie würde dieses
Schwein mitnehmen!
    Sie sah die
Bewegung nicht einmal, die ihre Hand zur Seite stieß, spürte nur die Kraft, die
ihr das Messer entwand.
„Nein!“
Alles war verloren. Sie war verloren!
Starke Arme hielten sie am Boden fest. Ein dunkler Schatten ragte über ihr auf,
schirmte sie von der Glut der Lampen ab. Zögernd blinzelte Tony. Wollte sie
sehen, was jetzt geschah?
Ein schmales, attraktives Gesicht schwebte über ihr, umrahmt von schwarzem,
wirrem Haar. Rhen grinste von einem Ohr zum anderen. Seine leicht schräg
stehenden Augen funkelten, als fände er die Situation ausgesprochen amüsant.
„Ich hab ja kapiert, dass du mich nicht leiden kannst. Aber mich zu erstechen,
wenn ich dir wieder mal aus der Patsche helfe? Das ist ernsthaft unhöflich,
findest du nicht?“

 
47
    Die Umgebung
erwies sich als noch gediegener und altmodischer als erwartet. Kaum zu glauben,
dass es sich nicht um die Ausstellungsräume eines Museums handelte, sondern um
ein Zuhause.
Ein grauhaariger Mann, im Frack eines Butlers, balancierte alte, wunderschön
geschliffene Champagnerschalen auf einem Silbertablett.
    Hannah Sauer
lehnte ab und nahm
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