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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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bedienen zu können, husch husch husch, schnell muss es natürlich auch gehen.
    Sie wischt die getäfelte Toilette vom Stararchitekten Wollatz genauso umstandslos heraus wie die angebrunzten Fliesen vom Biermösel, da darf eine Putzfrau keinen Unterschied machen, nach unten hin kennt eine Putzfrau keine Grenzen.
    Selbst die hohe Politik in Gestalt des Bürgermeisters zählt sie zu ihren Kunden, und auch dem sein Klo, darf sie verraten, ist eine einzige Urinwandmalerei. Man möchte ja nicht glauben, was sich in der Politik alles zuträgt!
    Das 1a-Schweinderl aber ist im Klerus zu finden, Dank sei Gott dem Herrn! Der Herr Pfarrer bucht sie praktisch jeden zweiten Tag, und das gewiss nicht ohne Grund, auch das darf sie verraten. Dem sein Klo ist ein unheiliger Tempel der Siebtechnik. Und die Bettwäsche vom Hochwürden ist jeden Morgen mit den Ergüssen aus seinem Wedel gesegnet, oh du Fröhliche!
    Als Putzfrau braucht man schon einen guten Magen auch.
    Der Gendarmerieposten vom Biermösel aber ist ein Kapitel für sich. Kein schönes Kapitel freilich, darf sie verraten. Den hat sie schon rausgewischt, da hat noch der alte Biermösel auf die sehr eigenwillige Art der Biermösels Dienst geschoben und uriniert, selbst die Decke ist bei denen dauernd voller Tropferln, du lieber Himmel! Fast möchte man meinen, die Biermösels machen eine olympische Disziplin daraus. Gewinnen täten sie auf alle Fälle, jedenfalls wenn es um Geruch und Ausbreitung der Verheerungen geht. Goldmedaille her, Bundeshymne ab, Heimat bist du großer Söhne.
    Trotzdem: Die Anni beschwert sich nicht, sie macht es ja auch gerne. Als Frau weiß sie schließlich, dass sich ein Mann lieber das Bärli abschneidet, bevor er sich beim Abschlagen hinsetzt. Also versuch einem Esel das Kopfrechnen beizubringen, der wird das auch nie lernen!
    Und was sie von ihrer Schwester Hanni hört, die drüben in Goisern das Männerscheißhaus im Chez la blonde von der gachblonden Discowirtin herauswischt- da möchte sie in hundert Jahren nicht mit ihr tauschen! Was die Versicherungsmakler und Autoverkäufer und Politiker und Jäger heutzutage imstande sind alles aufzuführen, das ist gelinde gesagt das Schattenreich.
    Da steht die Anni ja mit ihrem langfristigen Reinigungsvertrag für die örtliche Schule fast privilegiert da im Vergleich zu ihrer Schwester. Natürlich hat sie den Job damals vor fünfzehn Jahren auch nicht nur wegen ihrer Qualifikation gekriegt, die sie ausspielen hätte können. Da hat sie schon auch ihre flinke Zunge am Bürgermeister spielen lassen müssen. Nur mit der reinen Qualifikation kriegt heute selbst die beste Zugeherin keinen Job mehr. Da muss man sich als Frau vor der Politik schon noch ein Stück mehr erniedrigen, damit man nicht endgültig abrutscht in die Armutsfalle. Freilich hat sie sich nie mehr wieder vor so etwas Grauslichem wie der Politik erniedrigen müssen, pfui pfui pfui. Dem Bürgermeister sein Bärli hat es weiß Gott ganz schön nötig gehabt. Aber als Frau weiß sie auch nur zu gut, dass der Mann in den schwer zugänglichen Regionen einfach aus Prinzip nicht putzt, da muss dann immer die Fachkraft ran.
    Du lieber Gott im Himmel, diese Klobrille!
    Nein wirklich, die hätte sie jetzt lieber nicht anheben sollen. Da kann sie von Glück reden, dass sie sich heute wieder kein Frühstück hat leisten können und sie sich nach dem Aufstehen wieder nur schnell, schnell ein paar Mon Chéri in den Mund geschoben hat, die sich jetzt in ihrem Magen umdrehen, so eine impertinente Klobrille!
    In der Schule hat die Anni dann wenigstens den ansonsten so spröde wirkenden und ganz in sich selbst versponnenen Deutschlehrer Mallinger von einer anderen, von der gewissen privaten Seite her kennen lernen dürfen, wie er noch im Besitz seiner Lehrbefugnis war.
    Normalerweise graut ihr ja heute vor den gewissen privaten Seiten der Männer schon mehr als vor ihren Scheißhäusern, sie ist ja kein sexsüchtiger Teenager mehr. Aber als Putzfrau darf sie nicht wählerisch sein. Da muss sie stattdessen froh sein, wenn ihr einer die paar Scheine bar auf die Hand dazulegt, die ihr trotz 120-Stunden-Wochen und 30 Jahre Alice Schwarzer jeden Monat aufs Existenzminimum fehlen.
    Der Mallinger hat ihr so leid getan damals, nachdem er im Geschwindigkeitsrausch seine Familie oben im Mischwald ausgelöscht hat. Der war ja in der Folge seelisch komplett verkrüppelt. Und körperlich hat er mehr ausgeschaut wie ein Biafra-Kind als wie ein Mann. Einen Arsch in der
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