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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy
Autoren: Laurence Sterne
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besten Zwecken.
Ich habe die Ehre zu sein,
mein gnädiger Herr,
Euer Gnaden gehorsamster,                
und ergebenster
und untertänigster Diener
                                          Tristram Shandy.«

9. Kapitel.
    Ich erkläre feierlich vor der ganzen Welt, daß die obige Widmung keinem Fürsten, Prälaten, Papst oder Monarchen – Herzog, Marquis, Graf, Vicomte oder Baron dieses oder irgend eines anderen Reiches in der Christenheit gilt. Auch ist sie noch nicht ausgeboten, noch irgend einer großen oder kleinen Persönlichkeit öffentlich oder privatim, direct oder indirect angeboten worden; es ist vielmehr ganz ehrlich eine ächte, noch keiner Menschenseele anprobirte Jungfern-Dedication.
    Ich bin in diesem Punkte deshalb so ausführlich, weil ich jeden Einspruch oder Einwurf beseitigen möchte, der aus der Art und Weise entspringen könnte, wie ich vorschlage, dieselbe möglichst gut zu verwerthen, nämlich in dem sie gerade zu dem öffentlichen Verkauf ausgesetzt wird, was ich hiemit thue.
    Ein jeder Schriftsteller hat einen ihm eigenthümlichen Weg, um seine Sachen an den Mann zu bringen, ich für meine Person hasse es, nur wegen ein Paar Guineen in einem dunkeln Laden zu handeln und zu schachern, und habe mich deshalb entschlossen, gleich von Anfang an mit den großen Herren in dieser Sache offen und redlich zu verhandeln, und zu versuchen, ob ich so nicht am besten wegkomme.
    Wenn daher ein Herzog, Marquis, Graf, Vicomte oder Baron in Seiner Majestät Reichen lebt, der eine nette, artige Widmung gerade brauchen kann und dem die obige paßt (denn beiläufig gesagt, wenn sie ihm nicht wenigstens einigermaßen paßt, so lasse ich sie gar nicht ab), so steht sie ihm für 40 Guineen zu Diensten; was gewiß 20 Guineen weniger ist als mir ein Mann von Genius eigentlich dafür bieten dürfte.
    Wenn Sie sie genau prüfen, gnädiger Herr, so werden Sie finden, daß es keineswegs eine solche Schmiererei ist, wie manche andere Dedicationen. Die Idee ist wie Sie sehen, gut, das Colorit klar, die Zeichnung correct; oder wenn ich mehr als Mann der Wissenschaft spreche, und meine Arbeit mit dem zwanzigtheiligen Maßstab des Malers messe, so dürfen wir, glaube ich. gnädiger Herr, den Umriß mit 12 ansetzen, die Composition mit 9, das Colorit mit 6, den Ausdruck mit 13½ und die Zeichnung – nun, gnädiger Herr, wenn ich meine eigene Zeichnung recht verstehe, und wenn man für ganz vollkommene Zeichnung 20 setzen darf – so denke ich, dürfte sie nicht weit von 19 sein. Ueberdies ist eine gewisse Haltung darin; und die dunkeln Pinselstriche am Steckenpferd (eine secundäre Figur und eine Art Hintergrund für das Ganze) geben den Hauptlichtern an ihrer eigenen Gestalt mehr Kraft und lassen sie herrlich hervortreten; und schließlich ist in dem ganzen Ensemble ein gewisser origineller Zug.
    Haben Sie die Güte, lieber gnädiger Herr, die fragliche Summe in die Hand des Herrn Dodsley , zu Gunsten des Verfassers auszahlen zu lassen; bei der nächsten Auflage werde ich dann Sorge tragen, daß dieses Kapitel ausgemerzt wird und Euer Gnaden Titel, Auszeichnungen, Wappen und gute Thaten zu Anfang des vorstehenden Kapitels zu figuriren kommen, welches dann von den Worten
De gustibus non est disputandum
an, nebst Allem was sich in diesem Buch auf Steckenpferde bezieht, aber sonst nichts, Ihnen, gnädiger Herr, gewidmet bleibt. – Das Uebrige widme ich dem Mond, der doch von allen denkbaren Gönnern und Gönnerinnen die größte Macht besitzt, um mein Buch in Gang zu bringen und die Welt wie toll darnach greifen zu lassen.
    Glanzhelle Göttin!
    Wenn du nicht gerade zu viel mit den Angelegenheiten von Candide und Fräulein Kunigunde zu thun hast, so nimm auch diejenigen Tristram Shandy's unter deinen Schutz.

10. Kapitel.
    Wie groß das kleine Verdienst war, welches in jenem Acte der Wohlthätigkeit gegen die Hebamme lag, oder wer den Hauptanspruch darauf machen konnte, scheint auf den ersten Anblick nicht von wesentlicher Bedeutung für diese Geschichte. So viel ist aber gewiß, daß der guten Frau Pfarrerin damals alles Verdienst beigemessen wurde; und doch kann ich, so wahr ich lebe, nicht umhin zu glauben, daß auch der Pfarrer selbst, obschon er nicht das Glück hatte, zuerst auf die Sache verfallen zu sein, doch dadurch, daß er sobald ihm der Plan vorgelegt wurde, von Herzen zustimmte, und ebenso von Herzen gern sein Geld dazu beitrug, um jenen ausführbar zu machen, einigen Anspruch
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