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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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heiraten?
    Jedes Mal stellte sie sich die neue Freundin vor, wie gut sie neben Ulli aussehen würde. Beide gaben ganz sicher ein wunderschönes Paar ab. Und erst ihre Kinder. Julia war davon überzeugt, dass Ulli mit Sicherheit schöne Nachkommen zeugen konnte. Was sie leider wieder darüber nachdenken ließ, dass sie dazu sicher nicht in der Lage gewesen wäre. Auch wenn sie einmal dünn gewesen war, hübsch fand sie sich noch nie.
    Ihr Leben schien nun dazu bestimmt zu sein als Juristin Karriere zu machen. Das war etwas, was Julia in der Tat sehr gut beherrschte. Sie hatte sich auf Arbeitsrecht spezialisiert und gewann jeden noch so ausweglosen Fall. Ihr direkter Vorgesetzter war sehr zufrieden und sie betreute bereits nach kurzer Zeit ihre eigenen Mandanten. Dennoch empfand es Julia als absolut trostlos, dass ihr Leben sich zukünftig um die Belange und Probleme anderer Menschen drehen sollte. Immerhin war sie erst dreißig. Sollte das jetzt etwa noch weiter dreißig Jahre so gehen?
     
    „Was ist denn mit dir passiert?“, wollte Gitte wissen, als Julia an einem Samstagmorgen im Februar verschlafen in der Küche erschien.
    Normalerweise genoss Julia die frühen Stunden, und war damit das komplette Gegenteil von Gitte.
    „Ich habe nur schlecht geschlafen“, erwiderte Julia und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der dadurch ein bedrohliches Knacken von sich gab.
    „Das kann aber nicht alles sein. Du siehst irgendwie zerknittert aus.“
    „Was wohl daran liegen könnte, dass ich geweint habe.“
    „Das kannst du?“
    Gitte fing an zu lachen, aber es blieb ihr sofort im Hals stecken, als sie Julias Gesichtsausdruck sah und merkte, dass sie gleich wieder in Tränen ausbrechen würde.
    „Du meine Güte, Julia, was ist denn nur passiert?“
    „Ich bin dick und hässlich und keiner hat mich lieb und wird mich je lieb haben.“
    Julia bemitleidete ihre Existenz und war nicht in der Lage ihre Tränen zu unterdrücken, obwohl sie es hasste, anderen Menschen ihre Gefühle zu zeigen. Das war unprofessionell. Eine ihrer wirklich großen Stärken war es, keine Miene zu verziehen. Keiner sollte wissen, wie es in ihrem Inneren aussah, abgesehen davon, dass es ihrer Meinung nach niemanden etwas anging.
    „Was redest du. Ich hab dich lieb.“
    „Aber ich werde nie einen Mann haben. So, wie ich aussehe, würde ich mich auch nicht nehmen wollen.“
    Julia schluchzte und blickte sich nach einem Taschentuch um. Gitte war aufgestanden um ihr eines zu besorgen. Noch nie hatte sie ihre Freundin in so einem Zustand gesehen.
    „Warum machst du dann nichts? Ändere etwas an dir. Fang als erstes damit an abzunehmen.“
    Gitte reichte ihr das Taschentuch und schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein.
    „Das würde ich ja gern, aber ich weiß nicht wie.“
    „Mach doch eine Diät und stell deine Ernährung um.“
    „Ich hasse Diäten und das bringt doch eh nix.“
    „Wie wäre es dann mit Sport?“
    „Ich und Sport ?“, dabei lachte Julia sogar wieder, nahm sich ein Brötchen und fing an zu frühstücken.
     
    Kurz darauf verabschiedete sich Gitte und meinte sie sei verabredet. Ein paar mal war Gitte sogar über Nacht bei ihrer neuen Bekanntschaft geblieben, was sie zuvor noch bei keinem anderen Mann nach Markus getan hatte. Julia versicherte ihr, dass sie bestens allein klar kommen würde. Sie hätte sich wieder fest im Griff und alles sei gut.
    Nachdem Julia allein in der Küche blieb, starrte sie aus dem Fenster. Draußen war es grau. Leichter Nebel zog am Fenster vorbei. Sie hasste diesen Anblick. Alle schienen sich verabredet zu haben ihr die Laune endgültig zu ruinieren.
    Sie dachte darüber nach, ob es an der Zeit sei, nochmals ihre jämmerliche Gestalt zu beweinen, als ihre Überlegung durch lautes Poltern im Treppenhaus gestört wurde. Sicherheitshalber wollte sie nachsehen, wer versuchte das Haus niederzureißen, so jedenfalls hörte es sich an.
    Durch den Spion erkannte sie sofort einige von Ullis Freunden, die dabei waren Kisten und Möbel aus der Wohnung zu tragen. Langsam öffnete sie die Tür, um besser sehen zu können.
     
    „Guten Morgen“, sagte Ulli mit einem Lachen, der gerade die Treppe heraufgekommen war, „mit dir wollte ich sowieso noch reden. Hast du kurz Zeit?“
    „Äh, ja“, Julia sah sich um, als würde sie eine versteckte Kamera vermuten, „was gibt’s denn?“
    „Lass uns das drinnen besprechen“, er blickte sich um, „vielleicht gehen wir zu Gitte, hier ist es grad ein bisschen
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