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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde!
Autoren: Frederik Pohl
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aufflammten, um den Morgen zu künden, lag Beatta nicht im Bett. Sie war überhaupt nicht heimgekommen.
    Er frühstückte eilig und ohne Genuß. Seine wachsende Besorgnis sprengte den Panzer der Apathie. Mitten unter dem Frühstück hielt er es nicht mehr aus. Er telefonierte mit allen Stellen, wo Beatta möglicherweise sein konnte. Sie war nicht bei den Prestons, versicherte man ihm, man hatte sie auch nicht in der Krankenstation gesehen, aber sie könnte vielleicht bei Christine Abrudson sein.
    Doch niemand beantwortete Christines Telefon.
    Er tätigte einen Anruf nach dem anderen ohne Erfolg. Als er mit der Generatoranlage verbunden war, fiel plötzlich die Leitung aus. Gleichzeitig erloschen die Natriumleuchten, die immer düsterer geworden waren, ganz. Die Schwärze des Nachthimmels darüber herrschte nun auch im gesamten Lager.
    Man hatte also den Generator nicht repariert, und die Notbatterien hatten ihren Geist aufgegeben. Das Lager war ohne Strom.
    Plötzlich war Kye klar, wo Beatta war. Der Bohrer! Sie hatte ihn gebeten, der Sache auf den Grund zu gehen. Als er sich weigerte, beschloß sie offenbar, es selbst zu tun.
    Er rannte hinaus, in Richtung des Hangars.
     
    Als die beiden Frauen bei dem Bohrer ankamen, wurde ihnen erst bewußt, daß sie überhaupt noch nicht überlegt hatten, was sie weiter tun sollten. Also besprachen sie sich hastig. Sie würden den Bohrer noch einmal hinunterschicken, so weit es ging, ehe er in die Schräge abgewichen war, und ihm am Kabel entlang folgen.
    Sie hängten den Bohrer an sein Kabel und schalteten ihn ein. Er glitt sehr schnell durch das Eis. Das Loch war ja bereits vorhanden, also brauchte er lediglich das bißchen Eis zu schmelzen, das sich seit seiner letzten Benutzung gebildet hatte, die Röhre zu erweitern, wo der Druck des Eises die Wände zusammenpreßte, und den Schnee zu beseitigen, der hineingeweht war. Das Schmelzwasser wurde automatisch an die Oberfläche gepumpt, wo es sofort wieder zu Eis erstarrte.
    Beatta beobachtete das abrollende Kabel. Als es die Zweihundertvierzigmetergrenze erreicht hatte, wo er plötzlich abgewichen war, schaltete sie den Strom aus. Sie schaute Christine an.
    »Wie wollen wir es machen? Auslosen, wer geht, oder klettern wir beide hinunter?«
    »Auslosen«, sagte Christine sofort. Sie fummelte in ihren Taschen. »Hier. Ich habe in einer Hand einen Vierteldollar, in der anderen einen Dime. Welche Hand wählst du? Wenn du den Vierteldollar erwischst, gehst du hinunter, beim 10-Cent-Stück gehe ich.«
    Ohne zu zögern, deutete Beatta auf die Rechte. Der Vierteldollar!
    »Hilf mir in den Schutzanzug«, bat sie. »Ich werde also hinunterrutschen. Wenn ich unten angekommen bin, lasse ich es dich wissen. Dann schaltest du den Strom ein. Ich werde versuchen, den Bohrer genau dorthin zu lenken, von wo er offenbar angezogen wird. Und dann gebe ich dir Bescheid, was ich sehe. Okay?«
    »Ich glaube schon«, sagte Christine mit leicht zitternder Stimme. »Paß gut auf dich auf, Beatta.«
    Beatta zog den Riemen ihres Asbesthelms unter das Kinn und griff nach dem Kabel. Dann schwang sie sich in die Röhre und glitt schnell außer Sicht.
    Christine schaltete das Sprechgerät ein. »Alles in Ordnung?« fragte sie besorgt.
    Als Antwort hörte sie ein paar Augenblicke lediglich angestrengtes Atmen und dann ein leichtes Aufprallen.
    »Ich habe es soweit geschafft, Christine«, versicherte ihr die Stimme aus dem Gerät. »Ich stehe jetzt auf dem Bohrer. Ich werde mich gegen die Schachtwand lehnen und versuchen, das hintere Ende des Bohrers herumzudrehen. Ich bin soweit, Christine. Schalt den Strom ein!«
    Entschlossen drehte Christine an einem Schalter an der Winde.
    Von unten war heftiges Atmen zu hören. »Ich – bewege ihn«, keuchte Beatta. »Es ist ziemlich schwierig. Puh! Ich habe nichts Festes, gegen das ich mich stemmen könnte. Auf dem Eis rutsche ich ständig aus.«
    »Spar dir den Atem!« riet ihr Christine. »Ich höre auch so, daß du da unten was machst.«
    Eine lange Weile herrschte Schweigen, bis Beatta sich wieder meldete: »Er bewegt sich jetzt fast gerade nach einer Seite. Aber ich muß ihn anschieben, weil er sonst nach unten taucht. Ganz schöne Anstrengung!« Sie schwieg wieder, und gleitende, schleifende Geräusche drangen aus dem Sprechgerät.
    »Beatta!« rief Christine drängend. »Du solltest lieber wieder hochkommen. Vielleicht kriegen wir einen der Männer dazu, uns zu helfen. Möglicherweise können wir einen zweiten
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