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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde!
Autoren: Frederik Pohl
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Das Auge des Königs
     
    Chester Wing schob wütend die Karten von sich. »Du und deine verdammten Taschenspielertricks, Farrel!« fluchte er. »Ich habe genau gesehen, wie du von unten gegeben hast. Wir spielen zwar nicht um Geld, aber es macht mir keinen Spaß, jedes Spiel zu verlieren.«
    »Ah, beruhige dich doch. War ja nicht bös gemeint. Am besten, wir machen eine Pause.« Farrel Henderson schaute zum Bullauge hinaus auf den Sumpf, der durch den Dampf kaum zu sehen war. Die Gegend mit ihrer grauweißen Vegetation war kein erhebender Anblick. Aber auf der Venus war es fast überall so, scheußlich naß und unangenehm heiß. »Warum muß die Raketendüse auch ausgerechnet hier verrecken!« brummte er. »Wie lange, glaubst du, dauert es, bis die neue fertig ist?«
    Wing hatte seinen Ärger inzwischen überwunden. »Die Instandhaltungsmaschinen dürften es in zwei Tagen schaffen.« Sie extrahierten isotopisches Beryllium aus dem ständig durch die Rohre geleiteten Sumpfwasser und verarbeiteten es zu dünnen Platten, die sie schichtweise auf die Form für die neue Raketendüse rollten. »Die Frage ist nur, was werden unsere gefiederten Freunde inzwischen machen?«
    Es war ein schlimmer Tag für die Erdmänner gewesen, als sie ausgerechnet in diesem Teil der Venus notlanden mußten. Der hiesige Stamm war alles andere als gut auf die Terrestrier zu sprechen. Grund war irgend etwas, das in den ersten Jahren der Erforschung passiert war. Wing hatte von den wortkargen Stammesbrüdern nur soviel erfahren, daß es etwas mit dem großen Venusstein zu tun hatte, der jetzt im Planetenmuseum in Washington auf der Erde ausgestellt war. Der Stein war ein riesiger roter Diamant, der durch seine Größe und ungewöhnliche Farbe unbezahlbar war. Vermutlich hatten die Erdmänner ihn damals für ein paar Glasperlen oder bunten Stoff eingehandelt. Diese Art von Handel war den unwissenden Venusiern gegenüber natürlich in Ordnung, aber der Häuptling dieses Stammes hier – er war eigentlich ein König und hieß Ch’mack – war zumindest so intelligent wie der Durchschnittsterrestrier.
    »He, da hämmert einer an die Schleuse!« unterbrach Henderson Wings Gedanken. Wing konnte durch das Bullauge eine Gestalt mit dickem Pelzbewuchs und fast menschlichem Gesicht sehen, die im Körperbau noch am ehesten wie die Karikatur eines Känguruhs mit Schwimmhäuten als Flügeln aussah.
    »Es ist einer von Ch’macks Burschen«, sagte er zu Henderson. »Was er wohl jetzt schon wieder will? Am besten, wir schauen beide nach. Da!« Er warf seinem Kameraden eine Art Helm aus verschlungenen Drähten zu, der als Gedankenübertrager, Perzeptor genannt, diente, denn kein Mensch hätte die zungenbrecherische Sprache der Venusier lernen können.
    Sie traten durch die Schleuse, die sich automatisch hinter ihnen schloß. Unwillkürlich hielten die beiden sich die Nase zu. Die Venusluft war für sie atembar und unschädlich, vorausgesetzt, sie überanstrengten sich nicht, aber sie stank hauptsächlich nach faulem Fisch.
    »Was willst du?« dachte Wing zu dem wartenden Venusier.
    »Ch’mack will euch sehen«, dachte der mit spürbarer Feindseligkeit zurück. »Kommt mit.«
    Die Erdenmänner hätten sich weigern können, aber sie mußten plötzlich feststellen, daß sie von Venusiern umzingelt waren, die alle Waffen trugen.
     
    »Weshalb gebt ihr den Zweck eures Kommens nicht zu?« brüllten Ch’macks Gedanken mißtrauisch. Die Erdmänner zuckten lediglich die Schultern. Man hatte ihnen diese Frage inzwischen schon ein dutzendmal gestellt. Und Ch’mack hatte sich geweigert, ihnen zu verraten, wessen er sie verdächtigte. Ihren Perzeptoren war es dummerweise nicht gelungen, seine willengeschirmten Gedanken zu lesen. »Ich weiß, was ihr wollt!« fuhr Ch’mack böse fort. »Bildet euch nur nicht ein, daß ich es nicht weiß. Ich weiß fast alles. Aber gesteht es doch endlich ein!«
    »Wir wissen nicht, was du meinst«, antwortete Wing.
    »Dummköpfe! Ihr könnt mir nichts verheimlichen. Ich weiß, worauf ihr aus seid. Aber ihr werdet es nicht bekommen!« Verstohlen schob er eine Hand in den Beutel, der sein einziges Kleidungsstück darstellte. Er wirkte erleichtert, als er sie zurückzog. »Nein, ihr werdet es mir nicht stehlen. Aber ihr müßt für die Absicht bestraft werden.«
    » Was stehlen?« fragte Wing verärgert.
    »Was stehlen? Als ob ihr das
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