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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
Autoren: Kiersten White
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wehtun. Such nach dem Tor. Spür es. Es wird sich dir öffnen, das weiß ich.«
    Seit Jack mich gebeten hatte, ein Portal zu öffnen, hatten sich mir die Möglichkeiten um uns immer klarer zu erkennen gegeben. Ich wusste, dass ich, mit ein wenig Herumprobieren, ein Tor finden konnte. Viele Tore.
    Hunderte und Tausende, unendliche Möglichkeiten, und sie waren alle da. Es war ein ganz ähnliches Gefühl wie der Bann der Dunklen Königin, unausweichlich, schwer, als könnte ich darin ertrinken. Ich könnte jedes dieser Tore öffnen und mich für immer darin verlieren.
    Oder ein ganzes Volk.
    Während mich in der Nacht mit Vivian nur das eine, richtige Tor gerufen hatte, schien es nun, als brächen die falschen Tore in ein entsetzliches Geschrei aus, zerrten an meinen Sinnen und flehten mich an, sie zu öffnen. Vielleicht spiegelten die Tore, die ich gefunden hatte, ja den Aufruhr in mir wider. Vielleicht half auch der Strom der Kräfte auf den Pfaden, ihre ureigene Natur, Tore in die … Dunkelheit zu finden.
    »Denk an Arianna«, flüsterte Jack. »Denk an Vivian. Denk an deine Mutter. An das, was dieser Feenmann ihr angetan hat, wie er sie benutzt und dann verlassen und schließlich auch dich vergessen hat. Seinetwegen ist sie nun für immer verloren und du hast sie noch nicht einmal kennenlernen dürfen.«
    Ich schloss die Augen. Woher wusste Jack das? Spielte das eine Rolle? Die Feen hatten es doch verdient; jemand musste sie aufhalten. Und ich würde ihren Opfern helfen, würde so viele Unschuldige vor ihnen schützen. Aber das Chaos, das an meinen Fingerspitzen zupfte, machte mir Angst. Was, wenn ich nicht genug Energie hatte, um wieder zu schließen, was ich geöffnet hatte? Ich mochte ja nicht viel über die Tore wissen, aber eins war mir klar: Ich spielte hier mit Mächten, die viel größer und stärker waren als ich. So etwas wollte ich nicht einfach offenlassen.
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Jack stieß einen entnervten Seufzer aus. »Na schön, du brauchst also mehr Kraft, ja? Was ist mit diesem irren Vampir? Der sollte doch wohl ausreichen, oder?«
    »Was, sollen wir ihn etwa benutzen wie eine Art lebende Batterie, oder was?«
    »Hat er es vielleicht nicht verdient?«
    Ich rieb mir über die Stirn und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sicher, der Vampir hatte arme, schutzlose Trollkinder getötet und auch versucht, mich umzubringen, aber … Tja, aber was? Warum sollte ich es nicht tun? Schließlich hatte ich mir ja sowieso schon etwas von ihm genommen. Und außerdem war ich selbst mein ganzes Leben lang nur benutzt worden – von der IBKP, von den Feen. Das Leben des Vampirs könnte nun endlich auch einen Nutzen haben, indem er die Welt von der Bedrohung durch die Feen befreite. Seine unsterbliche Seele hatte er jedenfalls nicht verdient. Er hatte nichts damit angefangen, zumindest absolut nichts Gutes. Er war genau so ein Monster wie die Feen. Was hatte er noch gesagt? »Ich werde sie alle töten.« Ohne Sinn und Verstand wollte er andere unsterbliche Paranormale vernichten, nur für das, was sie waren.
    »Oh«, sagte ich leise. In der Tat, was für ein Monster, das andere Wesen nur wegen ihrer schieren Existenz hasste. Die Rufe der unsichtbaren Tore prasselten auf mich ein, lösten ein Dröhnen hinter meinen Augen und ein Kribbeln in meinen Fingern aus, doch anstatt mich von ihnen angezogen zu fühlen, machte mich das Ganze nur krank. Wie hatte ich nur ernsthaft darüber nachdenken können? Wie hatte ich mir anmaßen können, darüber zu entscheiden, welches Schicksal den Feen zustand? Ich konnte kein ganzes Volk in die Hölle verdammen, nur für das, was es war.
    Ich hatte die Wahl und ich würde nicht zum Monster werden, selbst wenn ich damit Unschuldige schützte. In den letzten Wochen hatte ich bereits so viel von mir selbst verloren, ein Stück nach dem anderen. Ich hatte meine Vergangenheit verloren, meine Zukunft, mein Zuhause, aber dieser letzte Fetzen – das Gespür für Richtig und Falsch –, das war menschlich. Und niemand konnte mir das nehmen.
    Ich dachte an Lend und an das, worüber wir so oft geredet hatten: Ob die Methoden seines Dads oder die der IBKP besser waren. Hier gab es nicht nur Schwarz und Weiß. Man konnte die Dinge nicht ordentlich in Schubladen mit den Aufschriften »gut« oder »böse« einsortieren. Über-Vamp war böse. Arianna war gut. Aber beide waren sie Vampire. Trotz der Taten einiger Feen (und ich konnte nicht bestreiten, dass die Dunkle
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