Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

mein Abschlusszeugnis nur mit Ach und Krach bekam, ging ich mit einer wunderbaren geisteswissenschaftlichen Ausbildung vom College ab. So stellte ich in den kommenden Jahren fest, dass ich neben Kameraden, die West Point, The Citadel, VMI und A&M besucht hatten, gut bestehen konnte … wie auch neben Kameraden von anderen Colleges und Universitäten im ganzen Land. Wir waren alle wie Brüder.
    Als ich 2005 aus dem State Department ausschied, fand ich wieder die Zeit, das CCNY zu besuchen und mir ein Bild davon zu machen, was aus dem acht Jahre zuvor gegründeten Powell Center geworden war. Ich saß im Besprechungszimmer des College-Präsidenten und hörte mir an, was mir ein gutes Dutzend Powell Fellows über sich zu berichten hatten, was sie studierten und was sie aus ihrem Leben machen wollten. Die meisten waren Minderheitenangehörige, Immigranten, stammten aus einkommensschwachen Familien und waren die Ersten aus ihrer Familie überhaupt, die aufs College gingen. Viele mussten nebenher jobben. Aber ihre Augen strahlten vor Begeisterung, und sie waren fest entschlossen, ihre Sache gut zu machen. Sie hatten große Ziele, Hoffnungen und Träume und arbeiteten hart für den Erfolg. Was sie mir erzählten, bewegte mich tief. Sie waren genau wie ich vor über fünfzig Jahren. Das CCNY war immer noch das Harvard von Harlem, das eine neue Generation von Schülerpreisträgern im Bereich der öffentlichen Schulen ausbildete. Ich sagte ihnen, dass sie mich stolz machten und dass ich viel Zeit am Center verbringen würde.
    In den Jahren seit diesem Treffen ist unser Studienangebot beträchtlich erweitert worden, wobei der Schwerpunkt auf Führungstraining und Service-Learning gelegt wird, damit diese angehenden Führungskräfte das im Unterricht erworbene Wissen nutzbringend für die Gemeinschaft anwenden und anderen helfen können. Den Namen des Centers, das ursprünglich Center for Policy Studies hieß, haben wir in Center for Leadership and Service umgeändert. Längst ist es über sein Zwei-Zimmer-Eckbüro hinausgewachsen, und ich hoffe, dass auf dem Campus bald ein eigenes Gebäude für das Powell Center entsteht. Es wird nicht nur das Center beherbergen, sondern auch zu einem Herzstück des ganzen Campus und einem Treffpunkt für die Menschen von Central Harlem werden.
    Ich bin stolz darauf, dass das Center nach mir benannt ist, aber nicht weniger stolz macht es mich, dass auch sieben neue Elementar- und Mittelschulen meinen Namen tragen. Ich habe die Patenschaft für eine Schule in Washington, D. C., übernommen und eine Partnerschaft mit meiner Kirchengemeinde im vorstädtischen Virginia ins Leben gerufen. Das bedeutete mir mehr als jeder Orden, den ich bekommen habe. Und schließlich engagierte ich mich im Zuge meiner Passion für Jugendbildung in den Stiftungsräten der Howard University und des United Negro College Fund sowie im Direktorium der Boys and Girls Clubs of America.
    Ich werde häufig gefragt, warum Jugendprogramme und Jugendbildung in meinem Leben heute einen so wichtigen Platz einnehmen. Meine Antwort ist sehr einfach: Ich möchte, dass jedes Kind die Chance bekommt, die ich hatte. Nein, die Militärakademie West Point war mir nicht vorherbestimmt, aber sie führte mir vor Augen, welches Niveau ich erreichen musste. Die Morris High School und das CCNY gaben mir die Mittel an die Hand, dieses Niveau zu erreichen.
    Aus meinen eigenen Bildungserfahrungen habe ich eine einfache und nahe liegende Lehre gezogen: Wir müssen jedem Kind in Amerika denselben Zugang zu öffentlichen Schulen ermöglichen, den ich hatte. Wir müssen die öffentliche Bildung ganz oben auf unsere Prioritätenliste setzen und in den Mittelpunkt unseres gesellschaftlichen Lebens rücken.
    Bildung ist zum großen Kreuzzug meiner Familie geworden. 1997 habe ich auf Bitten Präsident Clintons und der noch lebenden Expräsidenten die America’s Promise Alliance gegründet, um das Land dahingehend zu mobilisieren, dass es allen unseren Kindern die Grundkompetenzen vermittelt und die Unterstützung zuteilwerden lässt, die sie brauchen, um in Schule und Leben erfolgreich zu bestehen. Alma ist mittlerweile Vorsitzende der Alliance, und unser Sohn Michael sitzt im Verwaltungsrat der Stiftung.
    Wir von America’s Promise geben unseren Kindern fünf grundlegende Versprechen, die es einzulösen gilt. Wir versprechen ihnen, dass sie einen verantwortungsbewussten, sozial engagierten und liebevollen Erwachsenen in ihrem Leben haben werden, der