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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
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nichts anderes übrig. Heute Morgen ging ich direkt zu Ihrer Adresse in der Slate Street, Sie aber waren bereits fort. Von Ihrem Butler erfuhr ich, dass Sie ein paar Tage auf Beaumont Castle verbringen wollten. Zum Glück fiel mir ein, dass in der Einladung von einem Kostümball die Rede gewesen war. Ich schaffte es in letzter Minute, diese Perücke und das Kostüm aufzutreiben.«
    »Sie haben eine Einladung bekommen?«, fragte er, da sich seine Neugierde regte.
    »Aber natürlich.« Aspasia tat die Frage mit einem Schulterzucken ab. »Lady Beaumont schickte Einladungen an alle in der Gesellschaft. Sie empfängt zu gern Gäste, eine Leidenschaft, der sie schon seit Jahren frönt und die Lord Beaumont nur zu gern duldet.«
    Alle in der Gesellschaft beinhaltete weder ihn noch Lavinia. Dank der Verbindungen zu ein paar vermögenden und einflussreichen ehemaligen Klienten wie Vale und Mrs Dove hatten sie es zwar bis an den Rand der eleganten Welt geschafft, doch bedeutete dies noch lange nicht, dass die vornehmen Gastgeberinnen sie automatisch auf ihre Gästelisten setzten.
    Aspasias Stammbaum freilich war makellos. Als letzter Spross ihrer Familie verfugte sie über ein ansehnliches Erbe, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte. Mit siebzehn war sie kurz mit einem um mehr als vierzig Jahre älteren Mann verheiratet gewesen. Als dieser ein halbes Jahr nach der Hochzeit das Zeitliche segnete, war ihr ein zusätzliches Einkommen zugefallen. Tobias schätzte sie nun auf achtundzwanzig. Die Verbindung von Schönheit, Herkunft und Geld machte sie zu einer höchst attraktiven Bereicherung jeder Gästeliste. Es war daher absolut nicht verwunderlich, dass sie eine Einladung für Beaumont Castle erhalten hatte.
    »Ein Wunder, dass die Haushälterin Ihnen so kurzfristig ein Zimmer geben konnte«, sagte er. »Ich dachte, das Schloss wäre bis zu den Dachsparren voll.«
    »Ja, das ist es, doch als ich ankam und erklärte, dass es einen >Irrtum mit den Einladungen gegeben hatte, berieten Butler und Haushälterin und fanden für mich einen sehr angenehmen Raum an diesem Korridor. Ich nehme an, dass ein weniger wichtiger Gast in ein weniger komfortables Zimmer umquartiert wurde.«
    »Aspasia, nun sagen Sie endlich, um was es geht.«
    Sie fing an, vor dem Kamin auf und ab zu gehen. »Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Letzten Monat kehrte ich aus Paris zurück und nahm mir ein Haus in London. Natürlich hatte ich die Absicht, Sie aufzusuchen, sobald ich mich häuslich eingerichtet hätte.«
    Da er ihre Miene genau beobachtete, glaubte er ihr die letzte Bemerkung nicht ganz. Er war sicher, dass sie ihm gern aus dem Weg gegangen wäre, wenn es sich hätte einrichten lassen. Nur zu verständlich. Sie würde ihn stets im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen sehen, die nun drei Jahre zurücklagen.
    »Und wieso warfen Sie Ihre Pläne um?«, fragte er.
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht, ihre eleganten nackten Schultern aber erstarrten vor Anspannung. Um Aspasias Nerven zu erschüttern, bedurfte es viel, dachte er.
    »Heute Morgen geschah etwas«, sagte sie, erneut ins Feuer starrend. »Etwas Beunruhigendes. Da ich nicht aus noch ein wusste, musste ich sofort zu Ihnen, Tobias.«
    »Ich schlage vor, dass Sie zur Sache kommen.«
    »Nun gut, doch fürchte ich, dass Sie mir nicht glauben, wenn ich Ihnen nicht zeige, was heute früh am Morgen vor meiner Tür lag.«
    Sie öffnete ein winziges, mit Perlen besetztes Ridikül und entnahm ihm einen kleinen, in ein Batist Taschentuch gehüllten Gegenstand, den sie ihm auf der Handfläche präsentierte.
    Er griff nach dem kleinen Päckchen und trug es zum Licht der nächsten Kerze. Dort schlug er das Taschentuch zurück.
    Beim Anblick des Ringes, der zum Vorschein gekommen war, spürte er, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    »Zur Hölle damit«, flüsterte er.
    Aspasia blieb stumm. Sie verschränkte fest die Arme und wartete.
    Er untersuchte den Ring näher. Der Reif war mit blitzenden schwarzen Steinen besetzt, die einen kleinen goldenen Sarg umrahmten, dessen Deckel er mit einer Fingerspitze hob.
    Ein winziger, kunstvoll mit allen Einzelheiten versehener Totenschädel grinste ihm aus dem Miniatursarkophag entgegen.
    Er hielt den Ring schräg, um die lateinische Inschrift auf der Innenseite des Deckels lesen zu können, und übersetzte lautlos die uralte Mahnung: Der Tod kommt.
    Er begegnete Aspasias Blick. »Ein alter Mementomori-Ring.«
    »Ja.« Sie verschränkte die Arme noch
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