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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell
Autoren: Jeffery Deaver
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wieder auf den Schemel und zog den Kleinen auf ihren Schoß. »Das ist Ed.«
    »Er?«, flüsterte Gillette.
    »Genau. Er.«
    »Aber …«
    »Du hast gedacht, Ed sei mein neuer Freund. Aber er ist mein Sohn … Eigentlich müsste ich sagen, er ist
unser
Sohn. Ich habe ihn nach dir genannt. Nach deinem zweiten Namen. Edward ist kein Hacker-Name.«
    »Unser …?«,
keuchte er.
    Sie nickte.
    Gillette dachte an die letzten Nächte, die sie zusammen verbracht hatten, bevor er sich den Gefängnisbehörden gestellt hatte. Er dachte daran, wie er mit ihr im Bett gelegen und sie fest an sich gezogen hatte.
    Er schloss die Augen. Mannomannomann … Er erinnerte sich an den Abend vor Elanas Haus in Sunnyvale, an dem er von der CCU abgehauen war … damals hatte er angenommen, dass die Kinder, die die Polizei gesehen hatte, die von ihrer Schwester waren. Aber eines davon musste sein eigener Sohn gewesen sein.
    Ich habe deine E-Mails gelesen. Wenn du von Ed redest, hört es sich nicht gerade an, als sei er der perfekte Ehemann …
    Er lachte leise auf. »Du hast mir nie von ihm erzählt.«
    »Ich war so sauer auf dich, dass ich nicht wollte, dass du es erfährst. Niemals.«
    »Und jetzt bist du nicht mehr sauer?«
    »Weiß ich nicht genau.«
    Er betrachtete das dichte, schwarz gelockte Haar des Jungen. Das gleiche Haar wie seine Mutter. Er hatte auch ihre schönen dunklen Augen und ihr rundes Gesicht geerbt. »Halt ihn mal hoch, ja?«
    Sie stellte ihren Sohn auf ihren Schoß und stützte ihn. Seine flinken Augen betrachteten Gillette aufmerksam. Dann erst bemerkte der Junge das Plexiglas. Er streckte die Hände mit den dicken Kinderfingern aus und berührte es; er lächelte fasziniert und versuchte zu verstehen, warum er hindurchsehen, aber das, was auf der anderen Seite war, nicht berühren konnte.
    Er ist neugierig, dachte Gillette.
Das
zumindest hat er eindeutig von mir.
    Dann flüsterte der Aufseher Elana etwas zu, woraufhin sie den Jungen auf den Boden stellte und sich erhob. Ihre Mutter nahm das Kind an die Hand, und Ed und seine Großmutter verließen den Raum. Elana und Gillette sahen einander durch die Trennscheibe an. »Mal sehen, wie es läuft«, sagte sie. »Was hältst du davon?«
    »Mehr verlange ich nicht.« Sie nickte. Dann drehten sie sich beide um, und als Elana über die Schwelle der Besuchertür trat, führte der Aufseher Wyatt Gillette bereits durch den spärlich beleuchteten Korridor in seine Zelle zurück, wo seine Maschine auf ihn wartete.

Anmerkung des Autors
    Beim Schreiben dieses Buches habe ich mir einige Freiheiten erlaubt, was Struktur und Arbeitsweisen der kalifornischen Strafverfolgungsbehörden angeht. Ich wünschte, ich könnte das Gleiche bezüglich meiner Darstellung sagen, auf welche Weise Hacker in unsere Privatsphäre eindringen, aber in dieser Hinsicht kann ich meine Leser leider nicht beruhigen: Es ist alles nur zu wahr und geschieht Tag für Tag.
    Ein Wort noch zur Kapitelnummerierung: Ja, sie wurde tatsächlich in binärer Form durchgeführt. Lassen Sie sich davon aber nicht ins Bockshorn jagen – ich musste das auch irgendwo nachschlagen.

Glossar

    Bot
(von Robot): Ein Software-Programm, das Usern oder anderen Programmen assistiert, dabei aber selbsttätig agiert. Anderer Ausdruck für »Agent«.
    Bug: Fehler in einer Software, der das korrekte Funktionieren des Programms verhindert oder stört. Programmfehler.
    CCU (Computer Crimes Unit): Abteilung für Computerkriminalität in Kalifornien.
    Chipjock: Spezialist der Computerbranche, der sich auf die Entwicklung von Hardware oder den Verkauf spezialisiert hat.
    Code: Software.
    Code Cruncher: Einfallsloser Software-Programmierer, der einfache oder langweilige Programmieraufgaben erledigt.
    Codeslinger: Begabter Software-Programmierer, dessen Arbeit als innovativ gilt; auch als »Samurai« bekannt.
    Crack: Illegales Eindringen in einen Computer, normalerweise zum Zweck der Entwendung oder Vernichtung von Daten, oder um andere davon abzuhalten, das System zu benutzen.
    Dämon (auch Demon oder Daemon): Unauffälliges, meist gut verstecktes Software-Programm, das nicht eigens durch einen User-Befehl aktiviert wird, sondern autonom operiert. Normalerweise wird es aktiv, sobald bestimmte Voraussetzungen in dem Computer, in dem es sich eingenistet hat, erfüllt sind.
    Firewall: Sicherheitssystem für Computer zum Schutz gegen unerwünschte Daten von außen.
    Freeware: Software, die von ihren Herstellern unentgeltlich zur Verfügung gestellt
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