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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell
Autoren: Jeffery Deaver
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hier«, sagte er und senkte den Kopf ein wenig, damit er durch die Löcher im Plexiglas sprechen konnte. »Ich habe nichts mehr von dir gehört. Ich dachte, du bist schon vor ein paar Wochen weg.«
    Sie erwiderte nichts darauf, sondern starrte lediglich die Trennwand an. Dann sagte sie: »Das ist neu.«
    Als sie ihn das letzte Mal besucht hatte, vor vielen Monaten, hatten sie sich ohne Trennwand an einem Tisch gegenübergesessen, mit einem stets lauernden Wachmann im Rücken. Das neue System sah keinen Aufpasser vor; ein Gewinn an Privatsphäre, aber ein Verlust an Nähe. Gillette fand, dass er sie lieber näher bei sich gespürt hätte, erinnerte sich daran, wie viel es ihm bedeutet hatte, bei ihren Besuchen ihre Fingerspitzen zu streifen oder seinen Schuh an ihren Fuß zu drücken, wobei der Schauer die gleiche Empfindung ausgelöst hatte, als hätten sie sich geliebt.
    Als er sich jetzt nach vorne beugte, bemerkte Gillette, dass seine Finger unkontrolliert in die Luft tippten. Er nahm sich zusammen und schob die Hände in die Taschen.
    »Hast du dich mit jemandem wegen des Modems in Verbindung gesetzt?«, fragte er.
    Elana nickte. »Ich habe eine Anwältin beauftragt. Sie weiß noch nicht, ob sich das Ding verkaufen lässt oder nicht. Falls ja, habe ich veranlasst, dass mir zuerst die Anwaltskosten und meine Hälfte des Hauses, das wir verloren haben, zurückgezahlt werden. Der Rest gehört dir.«
    »Aber nein, ich will, dass du …«
    Sie fiel ihm barsch ins Wort. »Ich habe meine Pläne verschoben. Mit New York.«
    Er schwieg. Schließlich fragte er: »Für wie lange?«
    »Weiß noch nicht genau.«
    »Was ist mit Ed?«
    Sie warf einen kurzen Blick nach hinten. »Er ist draußen.«
    Diese Antwort traf Gillette wie ein Stich ins Herz. Wie nett von ihm, sie zum Gefängnis zu chauffieren, wo sie ihren Ex besuchen kann, dachte er zynisch und von jäher Eifersucht gepackt. »Weshalb bist du dann gekommen?«
    »Ich habe über dich nachgedacht. Darüber, was du damals zu mir gesagt hast. Bevor die Polizei kam.«
    Er forderte sie mit einem Nicken auf weiterzureden.
    »Würdest du wirklich deine Maschinen für mich aufgeben?«, fragte sie.
    Gillette holte tief Luft. Er atmete aus und antwortete dann ruhig: »Nein. Das würde ich niemals tun. Die Maschinen sind das, wozu ich auf dieser Welt geboren bin.«
    Er rechnete damit, dass sie sofort aufstehen und hinausgehen würde. Es hätte einen Teil von ihm getötet, vielleicht sogar einen großen Teil, aber er hatte sich geschworen, dass er sie, sollte er jemals wieder die Gelegenheit erhalten, mit ihr zu reden, nie wieder anlügen würde.
    »Aber ich kann dir versprechen«, fügte er hinzu, »dass sie nie wieder so wie früher zwischen uns stehen werden. Nie wieder.«
    Elana nickte langsam. »Ich weiß nicht, Wyatt. Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll. Mein Vater trinkt jeden Abend eine Flasche Ouzo und schwört Tag für Tag, dass er mit dem Saufen aufhört. Und das tut er auch – ungefähr sechsmal im Jahr.«
    »Das Risiko musst du wohl eingehen«, sagte er.
    »Möglicherweise ist das keine gute Antwort.«
    »Aber sie ist ehrlich.«
    »Gewissheiten, Gillette. Ich brauche Gewissheiten, bevor ich auch nur anfangen kann, darüber nachzudenken.«
    Gillette antwortete nicht. Er konnte ihr keine Beweise dafür liefern, dass er sich verändert hatte. Er saß hier im Gefängnis und hatte diese Frau und ihre Familie beinahe geopfert wegen seiner Leidenschaft für eine Welt, die der Welt, die sie kannte und in der sie lebte, völlig fremd war.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich kann nicht mehr sagen, als dass ich dich liebe und dass ich mit dir zusammen sein und mit dir eine Familie haben will.«
    »Ich bin zumindest noch eine Weile in der Stadt«, sagte sie langsam. »Wir können ja sehen, was daraus wird.«
    »Was ist mit Ed? Was sagt er dazu?«
    »Warum fragst du ihn das nicht selbst?«
    »Ich?«, fragte Gillette alarmiert.
    Elana erhob sich und ging zur Tür.
    Was, um alles in der Welt, sollte er bloß sagen? Gillette verfiel regelrecht in Panik. Er sollte sich von Angesicht zu Angesicht mit dem Mann unterhalten, der ihm das Herz seiner Frau gestohlen hatte.
    Sie machte die Tür auf und winkte nach draußen.
    Kurz darauf kam Elanas Mutter mit grimmigem Gesicht ins Zimmer marschiert und hielt einen kleinen Jungen von vielleicht anderthalb Jahren an der Hand.
    Herrgott noch mal … Gillette war wie vor den Kopf geschlagen. Elana und Ed hatten ein Kind!
    Seine Exfrau setzte sich
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