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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell
Autoren: Jeffery Deaver
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Sie gerade davon reden, Frank … Warum lassen Sie sich eigentlich nicht eines machen?«
    »Was?«
    »Ein Tattoo?«
    Der Detective setzte schon zu einer Antwort an, zog dann jedoch eine Augenbraue hoch. »Wissen Sie, was? Vielleicht mach ich das sogar.«
    Dann spürte Gillette, wie ihn kräftige Arme von hinten packten. Die Beamten waren pünktlich zur verabredeten Zeit erschienen, um ihn nach San ’Ho zurückzubringen.

47 Kapitel 0010111
    Nachdem der Hacker eine Woche im Gefängnis eingesessen hatte, löste Frank Bishop das Versprechen ein, das Andy Anderson gegeben hatte, und übergab, gegen die neuerlichen Einwände des Direktors, einen arg mitgenommenen, gebrauchten Toshiba Laptop-Computer an Wyatt Gillette.
    Nachdem er ihn hochgefahren hatte, sah Gillette als Erstes das digitalisierte Foto eines nur wenige Tage alten, ziemlich dicken Babys mit hellbrauner Haut, das an einer Computer-Tastatur kaute. Als Bildunterschrift stand zu lesen: »Viele Grüße – von Linda Sanchez und ihrer frisch geborenen Enkeltochter Maria Andie Harmon.« Gillette nahm sich vor, ihr eine Glückwunschkarte zu schicken; mit dem Geschenk würde es noch eine Weile dauern, da die Bundesgefängnisse nicht mit auf Babysachen spezialisierten Geschenkboutiquen ausgestattet waren.
    Der Computer war nicht mit einem Modem ausgerüstet – Hacken war streng verboten! Gillette hätte natürlich auch so online gehen können, indem er sich aus Devon Franklins Walkman ein Modem baute (er hatte ihn gegen einige Gläser Aprikosenmarmelade eingetauscht), aber er beschloss, die Finger davon zu lassen. Das gehörte zu seiner Abmachung mit Bishop. Abgesehen davon wünschte er sich momentan nur noch, dass das letzte Jahr seiner Gefängnisstrafe möglichst unproblematisch verstrich, damit er sein Leben draußen weiterleben konnte.
    Was nicht bedeutete, dass er völlig vom Netz abgeschnitten war. Man hatte ihm erlaubt, sich mit dem elend langsamen IBMPC der Bibliothek zu vergnügen, selbstverständlich nur unter Aufsicht, und von dort aus an der Untersuchung von Shawn mitzuarbeiten, der in die Uni Stanford gebracht worden war. Gillette arbeitete mit den Computerleuten der Uni und Tony Mott zusammen. Frank Bishop hatte Motts Antrag, zur Mordkommission versetzt zu werden, vehement widersprochen und den jungen Polizisten damit besänftigt, dass er – mit Einverständnis aus Sacramento – zum Einsatzleiter der Einheit zur Bekämpfung von Computerkriminalität ernannt wurde.
    Gillette war sehr erstaunt darüber gewesen, was sie im Inneren von Shawn gefunden hatten. Um via Trapdoor Zugang zu so vielen Computern wie möglich zu erhalten, hatte Phate Shawn mit einem eigenen Betriebssystem ausgestattet. Es war einmalig, völlig neu, und es vereinte alle existierenden Betriebssysteme in sich: Windows, MS-DOS, Unix, Linux, VMS und eine Reihe weniger bekannter Systeme für wissenschaftliche und rein technische Anwendungen. Das Betriebssystem, dem er den Namen Protean 1.1 gegeben hatte, erinnerte Gillette an die noch immer nicht gefundene Einheitstheorie, die Weltenformel, mit der sich das Verhalten sämtlicher Materie und Energie im Universum erklären ließ, eine Theorie, nach der die Wissenschaft schon seit langem suchte. Im Gegensatz zu Einstein und seinen Jüngern war offensichtlich allein Phates Suche von Erfolg gekrönt.
    Was Shawn jedoch nicht ausspucken wollte, war der Quellcode für Trapdoor oder auch nur die Namen irgendwelcher Sites, auf denen er versteckt sein könnte. Die Frau, die sich Patricia Nolan nannte, hatte, allem Anschein nach, bei der Isolierung und Entfernung des Codes ganze Arbeit geleistet.
    Auch sie war bislang noch nicht gefunden worden.
    Früher einmal, hatte Gillette Bishop erklärt, als dieser ihm die Nachricht überbrachte, sei es einfach gewesen, irgendwo zu verschwinden, weil es noch keine Computer gab, die einen aufspürten. Heute war es leicht, zu verschwinden, weil man mit Hilfe von Computern sämtliche Spuren der eigenen Identität löschen und sich eine völlig neue Identität zulegen konnte.
    Wer möchtest du sein?
    Bishop berichtete, dass Stephen Miller ein Polizeibegräbnis mit allem Drum und Dran erhalten hatte. Linda Sanchez und Tony Mott waren anscheinend immer noch nicht ganz darüber hinweg, dass sie ihn für den Verräter gehalten hatten, obwohl er eigentlich nur ein trauriges Überbleibsel aus den frühen Tagen der Computerei war, ein Ehemaliger auf der vergeblichen Suche nach dem Next Big Thing im Silicon
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