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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988)
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Gott!
    »Nun gut! Dann werde ich Ihnen einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Ich hoffe, Sie. honorieren meine Methode, in dieser ungewöhnlichen Situation keine Befehle zu erteilen, sondern einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    Als ob das nicht einerlei wäre. Sein Vorschlag wird wie ein Befehl sein. »Reden Sie endlich, Commander!«
    Er mustert mich aus wachen grauen Augen. Er spürt, daß die Decke meiner Selbstbeherrschung sehr dünn geworden ist.
    »Wir werden die Arrow starten. Spätestens eine Stunde vor dem Zeitpunkt Null. An Bord werden sich zwei Mann befinden. Sie werden sich in einem konstanten Abstand von etwa zehntausend Metern neben oder über der Odin halten und alles bekämpfen, was sich ihr zu nähern versucht. Es darf keinen Fehlschuß geben. Das bedeutet, daß unsere besten Leute an Bord der Arrow sein werden.«
    Ich spüre einen heftigen Krampf in der Brust. Denn ich bin augenblicklich überzeugt, daß er mir in diesem seinem Spiel eine Hauptrolle zugedacht hat. Ein entsetzlicher Gedanke: Ich an Bord der Arrow, kaltgestellt, außerstande einzugreifen, in die Position eines Zuschauers gedrängt.
    Dann kommt mir der abstruse Einfall, daß sich Morris selbst gemeint haben könnte, daß er an Bord der Arrow gehen will und den Kampf von dort aus, wie von einem Feldherrnhügel herab, zu leiten gedenkt. War derartiges früher nicht durchaus üblich?
    Aber doch nicht Commander Morris! Nein, Glenn Morris wird sich nicht heimlich davonstehlen, denn er ist ein Held, ein brutaler, konventionell erzogener Held. Nein, Morris wird niemals kneifen. Auch in der Sekunde Null nicht.
    »Aber der Befehl zum Angriff ist doch überhaupt nicht erteilt worden, Glenn!« schreit etwas aus mir heraus. »Dort unten hat…«
    Ich sehe die Köpfe zu mir herumzucken, und ich sehe das schiefe Grinsen des Commanders.
    »Nein!« unterbricht er mich. »Noch nicht. Aber er wird in weniger als einer Stunde erteilt werden. Von mir, verstehst du?« Er springt auf, seine Sohlen knallen auf die Bodenplatten der Zentrale. »Von mir, Captain McBruns! Und dafür wird man uns alle auf den Schild heben.«
    Er blickt einen nach dem anderen an, lächelnd, sicher, daß man ihm dereinst Heldengesänge widmen wird. Dieser Mann ist nicht umzustimmen.
    »Ich bitte um die Meldung Freiwilliger«, sagt er. Selbstverständlich wird sich niemand melden. Das hat er von vornherein einkalkuliert.
    Er genießt das betretene Schweigen. »Niemand?« bohrt er boshaft nach. Und dann, nach einer peinlichen Stille: »Gut! Dann wähle ich kraft meiner Dienststellung zwei Leute aus. Captain Newman!«
    »Commander?«
    »Sie übernehmen das Kommando der Arrow. Sagen wir, in zwanzig Minuten. Danach haben Sie zwei Stunden Zeit, die Funktionsfähigkeit aller Navigations-, Antriebs- und Waffensysteme überprüfen zu lassen. Ist das geschehen, melden Sie mir die Maschine einsatzbereit. Haben Sie einen Vorschlag, wer Sie als Bordschütze begleiten sollte?«
    »Nein, Commander! Das möchte ich Ihrer Entscheidung überlassen, Sir!« Sein Blick geht über mich hin, aber er irrt sofort wieder ab. Glenn Morris hat es wohl nicht wahrgenommen.
    Eine andere, tiefer gehende Regung vermag ich Harold Newman nicht anzusehen. Er versteht sich ausgezeichnet zu beherrschen. Dabei ist ihm soeben die Chance des Überlebens gegeben worden. Jetzt erst färben sich seine Wangen. Vielleicht hat er erst jetzt die Tragweite begriffen.
    »Lieutenant Luis Balmein!«
    Der blonde Balmein springt auf, schnarrt sein: »Sir!« und steht steil aufgerichtet zwischen Pult und Sessel, ein wenig schwankend in der minimalen Gravitation.
    Ich sehe mich außerstande, Ordnung in das Durcheinander meiner Gefühle zu bringen. Eine Spur von Bedauern, endgültig zum Tode verurteilt zu sein, und die Genugtuung, nun doch wieder in die Nähe dieses verfluchten, winzigen Hebels zu gelangen, der allein über den Erfolg meiner Mission entscheiden kann. Mein Tod wird gleichzeitig mein Sieg sein und damit der Sieg der Humanität über die Unmenschlichkeit.
    Ich atme auf.
    Und erkenne im selben Moment die Impertinenz des Commanders, der meine Reaktionen genau beobachtet hat.
    »Sie, Lieutenant Balmein, werden den Leitstand der Odin auch weiterhin bedienen. Und du, Philipp McBruns, gehst mit an Bord der Arrow. Und du wirst treffen, Philipp, hörst du? Du wirst sie vernichten, sobald sie sich in unsere Nähe wagen. Sonst gnade dir Gott!« Er lächelt hämisch. »Haben Sie eine gute Waffe, Captain Newman?«
    »Jawohl, Sir!«
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